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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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phantastisch.«
    »Ein wacher Verstand! Den habt Ihr von Eurer Mutter! Also, in dem Brief spricht da Pescia von seinem Auftrag und den seltsamen Bildmotiven, die ein Scagliola-Künstler fertigen sollte. Darüber hat er sich sehr mokiert, typisch Künstler! Stuckmarmor hielt er für unter seiner Würde, aber der Auftrag brachte gutes Extrageld. Mäzene sind oft geizig und zahlen schlecht. Und dazu rankten sich die unglaublichsten Legenden um diese vier verschwundenen Tafeln, von denen niemand sagen konnte, wie sie aussahen. Ein unbekannter Auftraggeber, der alchemistische Bildmotive wollte, barg an sich schon genug Rätsel für Spekulationen. Der Brief war der Beweis, dass die Tafeln existierten, und das hat uns nicht losgelassen. Nach Prag haben wir uns aus den Augen verloren, aber die Fama von den vier Tafeln geisterte immer in unseren Köpfen herum. Inzwischen sind alle tot.«
    »Die Fama nicht. Codicillus muss sie seinem Neffen oder Sohn, wer auch immer Severin von Tulechow ist, erzählt haben«, meinte Marie düster. »Ich würde zu gern wissen, woher er die Tafel hat. Es wird ihm kaum so viel Glück beschieden gewesen sein wie Euch mit Gisla. Was verbindet Euch mit ihr, und wer ist sie?«
    Er räusperte sich und förderte unter seinem Laken einige zerknitterte Blätter zu Tage. »Die Seiten aus Melchiors Buch!«, sagte er triumphierend.
    »Was steht darin?«, ging Marie auf den Themenwechsel ein. Nach Gisla würde sie ihn später noch einmal fragen.
    »Ha! Sie bestätigen, was da Pescia geschrieben hat. Ein gewisser Ser Naldo Mazzei, ein Florentiner Kunsthändler, der bei den Medici und in den Florentiner Werkstätten ein und aus ging, hat über seine Geschäfte und Erlebnisse Buch geführt. Eine Eintragung befasst sich unter anderem mit seinem Besuch in der Werkstatt da Pescias in Florenz. Hört zu!
    Keiner kommt Il Magnifico gleich, nicht in Feinheit des Geistes und nicht in Freundlichkeit, die er für alle hat, gleich welchen Standes sie sind. Vor zwei Tagen noch war ich bei dem größten Förderer der Künste, den unsere schöne Stadt Florenz jemals hatte, in Poggio a Caiano zu Besuch. Die Villa nach Art der römischen Antike mit schönen Arkaden, geschaffen von dem hervorragenden Architekten Sangallo, bot die Kulisse für einen ungezwungenen und gleichwohl höchst kultivierten Abend, wie ich ihn nur bei Il Magnifico erlebt habe. Meine Lieferung von fünf Stichen holländischer Meister und einem französischen Becher aus Jaspisbreccie wurde wohl aufgenommen, und ich darf mich rühmen, den höchst anspruchsvollen Geschmack des hochherrschaftlichen Mannes selbst getroffen zu haben. Getrübt wurde der Abend nur von den bewaffneten Leibgarden, die auf und ab marschierten wie im Kriege, was aber zu begreifen ist, weil doch ein Anschlag der feigen Pazzi zu befürchten stand. Ich war zugegen, als Il Magnifico mit da Pescia wegen eines Prunktisches verhandelte, und nahm mir vor, in Florenz selbst bei da Pescia vorzusprechen. Es verhält sich, dass Pier Maria da Pescia mehrfach Aufträge durch mich erhalten hat und ich ihm daher ein durchaus willkommener Gast bin. «
    Hier machte Remigius eine Pause, um einen Schluck Gewürzwein zu trinken. »Kunsthändler! Habe genug mit dieser schleimigen Spezies zu tun gehabt. Erzählen uns Kunsthandwerkern, wie schwierig es ist, einen Verkauf zu organisieren, drücken den Preis, dass man kaum den Materialwert heraushandelt, und machen selbst die größten Gewinne. Pfui Teufel! Aber weiter:
    Pier Maria war gereizt, als ich in die Werkstatt kam, bot nicht wie sonst einen Becher Wein an, sondern rannte herum wie ein aufgescheuchtes Huhn! ›Ei, was ist denn mit Euch, Meister Pier?‹, frug ich. ›Über fehlende Arbeit könnt Ihr Euch nicht beklagen!‹
    Da Pescia, klein von Wuchs, doch flink und kräftig, denn er gravierte und schnitt nicht nur Edelsteine, sondern schlug auch Bilder aus Stein, packte meinen Arm und nahm mich auf die Seite. Und was dann folgte, war höchstlich interessant. ›Mein lieber Naldo‹, sprach der Kunsthandwerker. ›Kein Wort zu irgendjemand, aber mir ist ein wunderlicher Auftrag hereingekommen, von dem ich nicht recht weiß, was ich davon halten soll. Ihr kommt herum und könnt mir vielleicht einen Rat geben.‹
    ›Freilich, Freund!‹, versicherte ich eilig, neugierig, was er zu sagen hatte.
    ›Ein Herr Magnus Adam aus Böhmen bittet mich, vier Tafeln nach seinen genauen Angaben für ihn zu fertigen. Es liegen Zeichnungen bei von den Motiven für

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