Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
Vom Netzwerk:
Die Hühner scharrten auf dem Misthaufen, ein Schwein rannte quiekend vor einem Knecht davon, ohne jedoch seinem Schicksal entkommen zu können, und auf einer Bank rupften die Mägde Enten und häuteten einen Hasen. Marie grüßte die Leute freundlich, streichelte eine Ziege und winkte Veit, der einem Stallburschen half, zwei Pferde herauszuführen. Neben den Stallungen wartete Carl an der Kutsche. Veit hob die Hand, hielt jedoch in der Bewegung inne und schien auf etwas hinter ihr zu starren. Marie drehte sich um und erblickte Berthe, die mit finsterer Miene aus dem Gutshaus kam.
    Die Ordensschwester trug ein Bündel und stapfte direkten Weges auf das Hoftor zu. Als sie auf Maries Höhe war, verlangsamte sie ihren Schritt und zischte: »Die Rache ist mein, spricht der Herr!«
    Es lag so viel Bosheit und Feindseligkeit in den Worten der Nonne, dass Marie erschauerte und fühlte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Auch Veit und die Knechte und Mägde sahen stumm hinter Berthe her, bis deren schmale Gestalt durch das Tor entschwunden war. Erst dann löste sich der Bann, ein kleiner Junge lachte, und Marie atmete hörbar aus.
    »Veit, deine Nichte sagt, du hättest eine Salbe für wunde Haut?«
    Der schweigsame Mann, der lieber mit Tieren als mit Menschen sprach, nickte, gab dem Pferd einen aufmunternden Klaps und drehte sich um. Während Marie ihr Gesicht in die warme Sonne hielt, horchte sie auf näher kommende Geräusche, die sie einem einzelnen Reiter zuordnete. Vielleicht brachte ein Bote aus München Nachricht von Georg, hoffte sie.
    »Hier. Wascht die Haut, trocknet sie, und dann streicht dünn von der Salbe darauf.« Veit reichte Marie ein kleines Tongefäß.
    Marie suchte in ihrem Beutel nach Münzen und gab Veit einen Kreuzer.
    »Das ist zu viel.«
    »Behalte es, Veit. Ich bedarf deiner Hilfe gewiss noch öfter.«
    Der heilkundige Pferdeknecht steckte die Münze ein und drehte sich dem Tor zu, wo der wachhabende Knecht einen Reiter befragte und schließlich passieren ließ. Im Gegenlicht war das Gesicht des Ankömmlings nicht zu erkennen, und als Marie einen stattlichen dunkelhaarigen Mann auf einem edlen Reitpferd erkannte, schrak sie zurück. Tulechow, war ihr erster Gedanke, während sie den Salbentopf umklammerte und weiter wie hypnotisiert in das Sonnenlicht blinzelte. Der Reiter lenkte sein Pferd langsam über den Hof, brachte es vor dem Stall zum Stehen und stieg ab. Veit nahm ihm die Zügel ab. »Ein neues Pferd. Prächtiges Tier.«
    »Ich komme unerwartet, aber Ihr seht mich an, als wäre ich einer der apokalyptischen Reiter.« Ruben Sandracce klopfte sich den Staub aus seinem Wams.
    Marie fühlte, wie sich eine Träne aus ihrem Auge stahl, und wandte sich beschämt um.

XVIII
    • •
    Schatten der Vergangenheit

    Aber ein Gefunkel von Purpur blitzt im Amethyst auf,
    nicht aus dem Ganzen feurig, sondern in die Farbe des Weins abfallend, so dass es ein sanft rosiger Glanz ist.
    Georgius Agricola,
    »De Natura Fossilium«, 1546

    K urz vor Eurem Tor traf ich auf eine Ordensschwester, die sich in gotteslästerlichen Flüchen auf Euch erging. Habt Ihr Euch jetzt den schwarzen Künsten verschrieben?« Ruben schritt neben Marie, die sich mit einem Ärmel über die Wangen wischte, auf das Gutshaus zu.
    »Eure Scherze sind so unpassend wie Euer unangemeldetes Auftauchen.« Marie gab sich kurz angebunden, drehte nervös den Salbentiegel in ihren Händen und hoffte, dass ihre Stimme fest klang.
    »Ich bin aus gutem Grund hier.« Er berührte leicht ihre Schulter, nur einen kurzen Moment lang, doch es genügte, ihre mühsam zur Schau getragene Abwehrhaltung zu durchbrechen.
    »Wenn Ihr meinen Bruder sprechen wollt? Dort vorn steht er.« Sie wies auf die Treppe zum Gutshaus, wo Albrecht und seine Familie aufgetaucht waren.
    »Wie geht es Eurem Oheim? Ich habe mir große Sorgen um ihn gemacht. Ihr wisst ja nicht, was nach Eurer Abreise geschehen ist!«, sagte Ruben eindringlich.
    »Nein. Wie denn auch? Mein Gott, ich kam gerade zur rechten Zeit, um meinen Oheim aus den mörderischen Klauen dieser Ordensschwester, einer hinterhältigen Giftmischerin, zu retten. Und beinahe wäre ich selbst gemeuchelt worden, bevor ich Kraiberg überhaupt erreichen konnte!«
    »Seid Ihr denn nicht mit dem Geheimrat gefahren?«
    »Was ich bitter bereut habe. Widerlicher …« Sie biss sich auf die Lippen und verlangsamte ihren Schritt. »Was ist geschehen?«
    »In den frühen Morgenstunden nach dem Fest gab es einen Einbruch in

Weitere Kostenlose Bücher