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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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war!« Marie schnaufte verärgert. »Es ging natürlich um die Tafel. Jetzt hat der Herzog, was er wollte, und die Sache ist erledigt. Die Oberin des Klosters ist sehr streng und achtet auf den Ruf ihrer Gäste.«
    »Marie, Ihr verschweigt mir etwas. Was?« Ruben legte ihr einen Finger unter das Kinn und zwang sie, ihn direkt anzusehen. Als er ihre verdächtig schimmernden Augen sah, drückte er sie an sich.
    Doch Marie befreite sich mit all ihrer verbleibenden Willenskraft aus seiner Umarmung. »Macht es nicht noch schlimmer.«
    Sie drängte sich an ihm vorbei und drehte den Türknauf. Jan saß neben einem Mönch auf einer Bank und sah ihr grimmig entgegen. Einige der Kranken schnarchten, andere stöhnten im Schlaf, einer wimmerte pausenlos vor sich hin. In der Saalmitte hing ein eiserner Kranz von der Decke, der mit vier kleinen Öllampen bestückt war, von denen zwei entzündet waren. Eine gebeugte Gestalt hockte neben Georgs Bettstatt auf einem Schemel und sackte bedenklich zur Seite.
    Marie berührte den treuen Diener sacht an der Schulter. »Leander. Ich muss jetzt gehen.«
    Der blonde Mann gähnte, rieb sich die Augen und schaute nach seinem Herrn, der fest schlief. Der Blutfleck auf dem Leibverband hatte sich vergrößert, jedoch nicht bedenklich. »Ja, geht nur. Ihr könnt nichts für ihn tun, und der Doktor versteht sein Handwerk. Gott mit Euch!«
    Marie streichelte ihrem Bruder über die fieberheiße Stirn. »Gott gebe, dass kein Wundbrand einsetzt.«
    »Tulechow hat ihn übel zugerichtet«, sagte Ruben.
    »Ich liebe meinen Herrn, aber in diesem Fall muss ich den Herrn von Tulechow in Schutz nehmen. Er hätte Grund und mehrfach Gelegenheit gehabt, Herrn Georg einen tödlichen Stoß zu versetzen, aber er hat ihn verschont. Ein echter Ehrenmann!« Leander war aufgestanden und hatte die Worte geflüstert. Georgs Augenlider flackerten, öffneten sich jedoch nicht.
    »Gib mir sofort Nachricht, falls sich sein Zustand ändert, Leander.« Der Gestank von Kammerlauge und eitrigen Ausflüssen raubte Marie erneut den Atem, obwohl sie ihren schwachen Magen eher ihrer quälenden Angst vor der Ehe mit Tulechow zuschrieb.
    Schweigend verließ sie mit Ruben den Krankensaal und strebte sofort dem Treppenhaus zu, doch der Böhme hielt sie zurück. »Was bedeutet das, Marie? Hat Tulechow Euren Bruder absichtlich verschont?« Die Kälte in seiner Stimme bohrte sich wie ein Dolchstich in Maries Herz.
    »Ich weiß es nicht, und es spielt keine Rolle. Georg lebt! Tulechow hat ihn nicht getötet, obwohl er das sicher gekonnt hätte. Dafür bin ich ihm dankbar.« Wenn Tulechow es auch nicht gesagt hatte, so war sie doch überzeugt, dass er sich an ihr oder ihrer Familie rächen würde, bräche sie ihr Wort. Oh, nicht er selbst, dafür gab es Handlanger. Sie dachte an den unheimlichen Jais und schauderte.
    »Hört zu, Marie«, sagte Ruben. »Remigius hatte eine grandiose Idee, als ich ihm von dem Weltzeitalterbild berichtete. Wir haben uns von den alchemistischen Motiven in die Irre führen lassen! Es geht um die symbolische Bildsprache! Magnus Adam war …«
    »Frau von Langenau!«, rief Schwester Iris.
    »Ich schicke Euch Nachricht durch Georgs Diener«, sagte Ruben. »Ihr müsst mit Wilhelm Fistulator sprechen. Und seid vorsichtig, was Ihr zu dieser Gisla sagt, immerhin war sie damals in Prag.«
    Marie nickte und hastete die Stufen hinunter.
    Am frühen Vormittag des nächsten Tages kam ein Bote ins Ridlerkloster. Er brachte jedoch nicht die ersehnte Nachricht von Ruben, sondern die unmissverständliche Aufforderung Tulechows, ihn unverzüglich in seinem Stadthaus aufzusuchen.
    »Das ist impertinent! Mich zu befehlen wie eine Dienstmagd!«, schimpfte Marie und zerknüllte den Brief.
    Eine junge Novizin war mit der unerwünschten Nachricht gekommen und stand mit gesenkten Augenlidern vor Maries offener Zelle. Kaum vernehmbar hauchte sie: »Verzeiht, ich soll noch sagen, dass der Tragsessel auf Euch wartet.«
    Marie unterdrückte einen Fluch und fügte sich. Sollte das auf ewig ihr Schicksal sein, sich fügen zu müssen, weil die Umstände es verlangten, weil es zum Wohle der Familie war? Sie sah Georgs bleiches Gesicht mit dem tiefen Schnitt vor sich, dachte an die schwere Stichwunde und das Fieber, das ihren Bruder delirieren ließ. Die Pförtnerin ließ sie ohne Nachfragen passieren. Wahrscheinlich war die Botschaft gelesen worden, bevor man sie überbracht hatte. Vielleicht auf Zeiners Geheiß, vielleicht war es auch die

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