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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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musste schwerer sein, als er zugab. Nein, von ihm ging nicht dieselbe hinterhältige Kälte aus, die Jais verströmte.
    »Die Erlaubnis für unsere Vermählung habe ich bereits eingeholt.«
    »Seine Durchlaucht hatte die Güte, mich darüber in Kenntnis zu setzen«, sagte Marie.
    Tulechow lächelte und brachte einen Funken Wärme in seine Augen. »Dass Ihr verständig seid, macht es leichter. Ich verabscheue dumme Frauen. Nun hat es sich eben so gefügt, dass Ihr einen Ehemann braucht, der Euch versorgt und Euren stürmischen Bruder am Leben lässt.«
    »Dafür bin ich Euch ewig dankbar«, sagte Marie leise.
    Tulechow verzog schmerzhaft den Mund und berührte den Verband. »Diesen Hieb hätte ich nicht erhalten, wenn ich Euch nicht mein Ehrenwort gegeben hätte. Euer Bruder ist ein schlechter Fechter, aber jünger und hitzköpfig. Nun, wie Ihr seht, habe ich mein Leben bereits eingerichtet.« Er ließ seine Hand besitzergreifend über Sibylle von Lardings Brüste gleiten.
    Wie hatte sie nur so blind sein können und die obsessive Verbindung nicht erkannt?
    »Unser im Grunde perfektes Arrangement hat einen Schönheitsfehler. Graf von Larding ist über die Maßen eifersüchtig und würde Sibylle töten, wenn er vom Ausmaß ihrer Untreue erführe«, erklärte Tulechow. »Wir sind befreundet. Ich möchte Lardings Wertschätzung nicht verlieren, und Sibylle hängt auf ihre Art an ihrem Gatten.«
    Die Gräfin warf Tulechow einen verärgerten Blick zu. »Einzelheiten vor dieser Person auszubreiten ist nicht notwendig. Mein Mann hat Verdacht geschöpft und sich mir und Severin gegenüber feindselig gezeigt. Um ihn abzulenken, ist eine Heirat Severins unumgänglich. Und für Euch wäre es ein Aufstieg, den Ihr anders nie erreichen könntet. Severin pflegt Kontakte zu kommenden Größen der böhmischen Politik. Mein Lieber, Ihr hattet großen Anteil am Zustandekommen des Oñate-Vertrags! Die böhmischen Stände werden Ferdinand von der Steiermark zum König von Böhmen krönen, und dieser König wird der nächste Kaiser!«
    Von einem geheimen Vertrag zwischen Philipp III. von Spanien, der innerhabsburgische Zwistigkeiten ausschalten sollte, aber gleichzeitig bedenklich war, weil der zukünftige Kaiser den spanischen König mit Gebietsabtretungen für den Verzicht auf das Erbrecht entschädigte, hatte Marie reden hören. Und nun hatte also Tulechow seine Finger in der hohen Politik!
    Tulechow räusperte sich. »Mein Anteil an Ferdinands Krönung ist gering, im Gegensatz zum diplomatischen Wirken meines Freundes Graf von Larding.«
    Er hat Angst, schoss es Marie durch den Kopf. Tulechow hat Angst vor dem Verlust von Graf von Lardings Freundschaft oder vor dem Mann selbst.
    »Ihr versteht, Frau von Langenau? Ja, ich kann Euch ansehen, dass Ihr begreift, worum es geht. Ich werde alle nötigen Papiere aufsetzen lassen, unsere Verbindung öffentlich bekanntgeben und den Termin unserer Trauung auf den Monat nach der böhmischen Krönung legen. Wenn alles nach Plan läuft, wird Ferdinand Mitte Juni zum König von Böhmen gekrönt.«
    »Natürlich sind wir zu den Krönungsfeierlichkeiten geladen«, erwähnte Sibylle von Larding genüsslich.
    Rasch überschlug Marie den Zeitplan. Es blieben ihr und Ruben zwei Monate, um das Rätsel um die Tafeln zu lösen.
    »Damit wäre alles gesagt«, entließ Tulechow sie. »Oh, ich erwarte natürlich Stillschweigen von Euch, genau wie ich Stillschweigen über die sodomitischen Neigungen Eures Bruders bewahren werde, die Seiner Durchlaucht mehr missfallen als Mord oder Diebstahl.«
    »Und wenn ich mich weigere?«, konnte Marie dem Drang nicht widerstehen.
    Tulechow beugte sich vor und sah sie durchdringend an. »Ihr gabt ein Ehrenwort. Ich habe meines gehalten. Solltet Ihr das Eure brechen, werde ich Euch und den verrotteten Stamm Eurer Familie bis ins letzte Glied verfolgen.«

XXVI
    • •
    Mord im Ridlerkloster

    Der Zathene soll nach Democrit in Medien vorkommen, die Farbe des Elektrums haben, mit Palmwein und Safran gerieben wie Wachs zergehen und einen äußerst lieblichen Geruch verbreiten.
    Caius Plinius Secundus, »Naturgeschichte«,
    XXXVII. Buch, »Von den Edelsteinen«

    N iedergeschlagen entstieg Marie dem Tragsessel vor dem Eingang des Klosters. Am verstärkten Aufgebot der Wachmannschaft vor der Residenz war zu erkennen, dass der herzogliche Schwager noch zu Besuch war. Ein Mädchen verkaufte Rosenkränze, und ein Krüppel drückte sich vor dem Tor herum, in der Hoffnung, sich ein

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