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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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zurück dabei.«
    »Lasst uns aufbrechen. Ich gebe es Euch auf dem Weg. Der Herr schläft«, sagte Leander und erhob sich.
    Die Gehsteige dampften vom niedergegangenen Gewitterregen, und es grollte jetzt ständig und mit vermehrter Heftigkeit. Leander hatte ihr Georgs Umhang gegeben, dessen Kapuze sie sich über den Kopf riss, als ein Blitz den schwarzblauen Himmel durchzuckte und es sofort danach donnerte, als wäre ein Munitionsdepot detoniert. Der Regen prasselte in dichten Fäden auf Häuser und Straßen und nahm ihnen die Sicht. Leander, der nur Hemd und Wams trug, war innerhalb weniger Minuten durchnässt und führte sie, wann immer es möglich war, im Schutz der Dachüberstände durch die Straßen. An einer Kreuzung blieb Leander stehen und zeigte auf ein dreistöckiges Haus, vor dessen grüner Tür ein buntes Schild hing: »Höllerbräu«.
    »Danke, lauf du zurück«, rief Marie gegen Donner und Regen an, als Leander zögerte. »Ich bin schon fast an der Tür! Jetzt geh!«
    Sie rannte über die Straße und direkt auf die Tür des Wirtshauses zu, wo sie den Griff packte, als ein erneuter Blitz die Häuserflucht erhellte und sie eine schmale Frauengestalt erblickte, die ihr einen Stich in der Magengegend versetzte. Berthe! Sie ließ den Griff los und folgte der boshaften Ordensschwester im Schutz der Traufdächer. Selbst unter diesen Bedingungen erkannte sie die harten Züge mit dem dünnen Mund und fragte sich, was die Nonne hier trieb. In der Dunkelheit zwischen den Blitzen verlor Marie die Nonne für einen Moment aus den Augen, entdeckte die schwarz gewandete Gestalt jedoch in einer Gasse, wo sie den Türklopfer neben einem Schuster betätigte. Ein riesiger hölzerner Schuh prangte neben dem Eingang. Marie wollte nach der Nonne rufen, als eine zweite Gestalt auftauchte – Jais! Erschrocken drückte sich Marie an die Hauswand und hoffte, dass es nicht blitzte, solange Jais dort vorn stand und lauernd wie eine Raubkatze die Straße entlangspähte. Eine endlose Minute lang wartete sie darauf, dass die beiden Gestalten im Haus des Schusters verschwanden. Das Traufdach, unter dem sie stand, ergoss den Regen in einem dicken Schwall über ihre Kapuze, doch Marie wagte nicht, sich zu rühren. Jais und Berthe, dachte sie, Jais! Er war heute auch im Kloster gewesen und …
    »Ein tropfnasses Kätzchen!«, säuselte ihr plötzlich eine fremde und keineswegs freundliche Männerstimme ins Ohr.
    Marie sah noch, wie Jais und Berthe im Haus verschwanden, als gierige Hände sie packten und gegen die Wand pressten.
    »Stopf ihr das Maul!«, sagte ein Zweiter.
    Da es noch immer stark regnete, rutschte die Hand des zweiten Mannes bei dem Versuch, ihr den Mund zuzuhalten, von ihrem Gesicht, denn Marie wand sich und trat nach Kräften um sich.
    »So vornehm ist die gar nicht!«, beschwerte sich der eine und riss an ihrem Beutel.
    Marie biss blindlings in die Hand, die auf ihren Mund geschoben wurde, was zur Folge hatte, dass der Angreifer vor Schmerz brüllte und nach ihr schlug. Verzweifelt drehte sie sich ab und minderte den Aufprall der Faust, die ihren Hals anstelle ihres Kinns traf. »Verfluchte Drecksbande!«, schrie sie verzweifelt und stieß den Ellbogen nach vorn, woraufhin ihr Angreifer nach hinten taumelte und den anderen scheinbar mit sich riss.
    Doch als eine Klinge blitzte und einer der Straßenräuber aufschrie und zu Boden ging, sich aufrappelte und winselnd davonrannte, wusste Marie, dass nicht ihre Schlagkraft das Gesindel vertrieben hatte. Der andere wartete nicht, bis er den nächsten Hieb auffing, sondern folgte seinem Kumpan in die Dunkelheit.
    Marie blinzelte und schob die Kapuze zurück, die ihr ins Gesicht gerutscht war, um ihren Retter sehen zu können. »Ihr?«
    »Seid Ihr enttäuscht? Wen habt Ihr erwartet?« Ruben steckte seinen Degen ein und strich sich die nassen Haare aus der Stirn.
    Sie tastete nach ihrem Beutel. Ruben bückte sich und drückte ihr ein nasses Bündel in die Hand. »Ich nehme an, das gehört Euch. Kommt mit, oder wollt Ihr warten, bis sie mit Verstärkung zurückkommen?«
    Er nahm ihre Hand und zog sie mit sich.
    »Der Schuster? Wer wohnt dort? Wisst Ihr das?«, fragte sie atemlos und drehte sich nach dem riesigen Holzschuh um, der von einem neuen Blitz erleuchtet wurde.
    »Seid Ihr von Sinnen, Weib?« Kopfschüttelnd zog er sie mit sanfter Gewalt bis zum Höllerbräu, zog ihr vor dem Eintreten die Kapuze über den Kopf und stieß die Tür auf.
    Der Wind trieb einen Regenschwall

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