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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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hat.«
    Thomas sah sie freundlich an. »Wir legen mit dem Eintritt in den Orden unsere Vergangenheit ab. Ich fürchte, dass ich Euch nicht helfen kann.«
    »Oh, bitte, es ist wirklich sehr wichtig. Zu seinen weltlichen Zeiten führte der Herr den Namen Janus. Falls Ihr wisst, wen ich meine, richtet ihm Grüße von Remigius von Kraiberg aus. Ich bin im Auftrag meines Oheims hier, der zu krank ist, um noch zu reisen.« Sie sah sich nach der betenden Fremden um, die sie jedoch nicht beachtete. Leiser fügte Marie hinzu: »Es geht um eine Sache …« Sie räusperte sich und flüsterte: »Sagt ihm, dass es um vier Tafeln geht.«
    Thomas verzog keine Miene. »Vier Tafeln.«
    »Ihr findet mich bei meinem Bruder im Haus gegenüber vom Löwenturm.«
    »Marie, wir wollen endlich weiter!«, murrte Georg. »Habt Ihr vorgebracht, was Euch am Herzen lag?«
    »Ja.« Sie nahm ihren Blick nicht von Bruder Thomas. »Ihr kennt den Mann, nicht wahr?«
    »Darf ich Euch den Garten zeigen, oder wünscht Ihr zu gehen?«, fragte der Kapuziner stattdessen.
    »Wir gehen.«

IX
    • •
    Heilige Cäcilia

    Die Natur nimmt ab.
    Das Glück verändert sich.
    Gott entscheidet alles.
    Caius Plinius Secundus, »Naturgeschichte«,
    XXXVII. Buch, »Von den Edelsteinen«

    M arie verhinderte ein Niesen, indem sie die Nase mit zwei Fingern zusammendrückte. Die neben ihr stehende Gräfin von Larding warf ihr einen strafenden Blick zu, und Marie nahm die Hand herunter. Doch prompt kribbelte es erneut, und diesmal konnte sie ein heftiges Niesen nicht unterdrücken. Sofort hoben einige Mitglieder der ins Gebet versunkenen Hofgesellschaft den Kopf.
    »Unmöglich, wie Ihr Euch aufführt!«, zischte die Larding, eine schlanke Blonde mit spitzem Kinn und scharfer Zunge. Ihr Gatte war weitläufig mit dem protestantischen Christian von Anhalt verwandt und vor einigen Jahren konvertiert. Heute gehörte Gottfried von Larding zum engsten Kreis um Herzog Maximilian und wetterte, wann immer sich ihm Gelegenheit bot, öffentlich gegen die vom wahren Glauben abgefallenen Lutheraner.
    Marie hob die Schultern und nutzte die Messe weiter zur Betrachtung der prächtigen Scagliola-Tafeln an den Wänden der Kapelle. Sie stand mit den übrigen Damen auf der unteren Empore und verlagerte ihr Gewicht während der sich endlos hinziehenden Messe von einem Bein auf das andere. Bruder Thomas’ Brief knisterte in ihrem Gürtelbeutel, und sie hatte das Gefühl, dass er von Minute zu Minute schwerer wog. Noch eine Bekreuzigung, noch ein Gebet, die fromme Herzogin Elisabeth schien jede Sekunde der Messe auszukosten, als spüre sie wahrhaftig den Segen des Herrn durch die sich ewig wiederholende Litanei des Paters.
    »Amen«, murmelte Marie und schlug das Kreuzzeichen.
    Elisabeth von Lothringen kniete noch immer vor dem Altar auf dem mit Halbedelsteinen geschmückten Kapellenboden. Über ihr wölbte sich vergoldeter Deckenstuck, und als die Herzogin sich langsam erhob, um eine der zahlreichen kostbaren Reliquien im silbernen Altarretabel zu küssen, fürchtete man schon, sie würde in sich zusammensinken, doch die zierliche Frau fasste sich und setzte würdevoll einen Fuß vor den anderen. Maximilian, der seiner Gattin zärtlich zugetan war, reichte ihr den Arm und führte sie bis zur Kapellentreppe, wo er sich verabschiedete.
    Die Kapellentreppe bildete gleichzeitig den Hauptzugang zum Appartement der Herzogin und ermöglichte den Hofdamen das Verlassen oder Betreten der Empore, ohne dem anderen Geschlecht zu begegnen.
    »Was wollt Ihr überhaupt hier?«, fauchte die Gräfin Marie an. »Ihr seid nicht wahrhaft fromm und zeigt kein Interesse an unseren Gesprächen. Geht zurück in das Kuhdorf, aus dem Ihr gekommen seid!«
    »Bitte nach Euch, Gräfin.« Höflich ließ sie der in feinste graue Seide gekleideten Gräfin von Larding den Vortritt. Die Rangordnung innerhalb der Hofdamen war streng, und es wurde auf das Einhalten der Etikette geachtet. Obwohl Vroni und eine Münchner Näherin kleine Änderungen an ihren Kleidern vorgenommen hatten, kam Marie sich neben den eleganten Hofdamen schäbig vor. Zudem fühlte sie eine steigende Spannung innerhalb der Hofgesellschaft. Es war schwer zu definieren, doch der Ton war schärfer geworden, und immer öfter wurde ungeniert gegen die Lutheraner gehetzt. Die Beleidigungen der Gräfin nahm Marie gelassen, denn sie hatte nicht vor, lange am Hof zu verweilen.
    Das Appartement der Herzogin war mit kostbaren Wandteppichen und prunkvollem Mobiliar

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