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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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Euch als mein persönlicher Gast.« Der Hausherr nickte und ging hinaus.
    Marie starrte den weinenden Anselm und ihren kreidebleichen Bruder an. Sie alle waren nun Tulechows Gnade ausgeliefert, wobei Marie begriffen hatte, dass es an ihr lag, wie weit sich Tulechow für ihren Bruder einsetzen würde. Ihre Hände zitterten, und es gelang ihr nicht, die aufsteigende Wut zu unterdrücken. Nur wenige Augenblicke zuvor schien das Leben voller Verheißungen und Hoffnung, auch wenn Ruben sie ohne Versprechen stehen gelassen hatte. Doch es gab diese Anziehungskraft zwischen ihnen, diese unstillbare Sehnsucht nach seiner Nähe, die sie niemals für einen anderen Mann empfinden würde. Scharf stieß sie die Luft aus und stand auf. »Zum Teufel, Georg, musstet Ihr Euch denn ausgerechnet hier hinreißen lassen?«
    Georg stand mit hängenden Schultern vor ihr, die Lippen weiß, die Augen glanzlos und leer. »Es war nicht so, wie Ihr denkt, es …« Er machte eine hilflose Geste. »Geht, Marie. Mein Gott, und ich wollte Euch Vorhaltungen über Anstand und Verpflichtungen der Familie gegenüber machen, welche Ironie!«
    »Wie könnte ich jetzt gehen? Habt Ihr zu Ende gedacht, was mit Euch geschieht, was mit der Familie geschieht?«, fuhr sie ihn lauter als beabsichtigt an.
    »Albrecht ist unfähig, das Gut zu führen und wird es früher oder später verlieren, daran bin ich nicht schuld. Aber um Euch, Marie, tut es mir leid. Werno war ein Spieler und hat Euch nichts als Unglück gebracht, und jetzt sollt Ihr wieder für das Versagen eines Familienmitglieds einstehen? Nein, das ist nicht recht, das ist nicht richtig.« Er sah sie traurig an. »Ein weiterer Kraiberg, der ein Taugenichts ist. Vielleicht überlebe ich das Auspeitschen nicht und nehme die Schande mit mir …«
    »Hört auf damit, Georg! Ich werde nicht zulassen, dass man Euch verurteilt.« Sie ging zu ihm und nahm seine eiskalte Hand. »Ich fahre morgen mit Doktor Kranz nach Kraiberg, ganz gleich, was Tulechow sagt. Dort spreche ich mit Remigius, und dann sehen wir weiter. Er hat immer noch etwas, was der Herzog besitzen will.«
    Georg entzog ihr seine Hand. »Macht Euch nichts vor. Wenn es zur Anklage wegen … wegen Sodomie kommt, dann ist unser Leben verwirkt. Habt Ihr vergessen, wie fromm der Herzog ist? Ginge es nach ihm, würde Sodomie nach altem Augsburger Recht mit dem Feuertod bestraft werden! Es ist doch bezeichnend, dass der einzige Protestant, der bei Hofe geduldet wird, der Kunsthändler Hainhofer ist.«
    »Ganz genau – ein ketzerischer Kunsthändler wird vorgelassen! Über seltenen Kunstwerken und Kuriositäten vergisst der Herzog schon einmal, den rechten Glauben über alles andere zu stellen. Unser Oheim ist …«
    Die Tür schwang auf, und Tulechow kam herein. Mit auf dem Rücken verschränkten Händen stellte er sich vor den Tagesdiwan und schaute ernst von einem zum anderen. »Die Dame war sehr aufgebracht«, begann er.
    »Was mir seltsam genug erscheint, ist sie doch eine Komödiantin, ständig auf Wanderschaft, ein unstetes Leben führend, ach!«, schimpfte Marie wütend.
    »Dennoch würde man sie anhören, und Eiferer, die zu ihren Gunsten sprächen, fänden sich so rasch, Ihr habt ja keine Vorstellung. Aber sie war meinen Argumenten nicht unzugänglich.« Hier deutete Tulechow ein Lächeln an und suchte Maries Blick.
    Sie hob erwartungsvoll die Brauen. »Keine Anzeige?«
    »Nein.«
    Anselm schluchzte auf und streckte automatisch die Hand nach Georg aus, doch der wich zurück, immer noch bleich und mit versteinerter Miene. »Was erwartet Ihr von uns?«
    »Nun, Ihr seid bei Hof und ein Vertrauter des Oberstkanzlers. Es könnte sich ergeben, dass ich einen Gefallen von Euch erbitte. Weiter nichts«, sagte Tulechow, als handelte es sich um eine nebensächliche Kleinigkeit, und klopfte sein Wams ab. »Bücher sind wundervoll, aber immer furchtbar staubig.«
    »Und der Preis für Euer Schweigen?« Marie zog die Ringe erneut von ihren Fingern und wollte sie Tulechow geben, doch dieser schloss sanft ihre Hand.
    »Behaltet Euren Schmuck, Verehrteste. Ich verfüge über finanzielle Mittel, die mir Großzügigkeit gegenüber Freunden in Not erlauben, und wenn sich eine Freundschaft bei Gelegenheit beweisen kann, ist das mehr wert als eine Unze Gold. Meint Ihr nicht auch?« Bei diesen Worten sah er vor allem Georg an, der langsam nickte und plötzlich um Jahre älter wirkte. Eine schwere Last schien sich auf seine jungen Schultern gelegt zu haben und ihn

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