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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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wir nichts mehr haben.« Abrupt schloss die Körberin den Mund und verengte die Augen zu kleinen Schlitzen.
    »Die Zeiten sind für alle hart«, versuchte Marie das Thema zu entschärfen.
    »Aber für einige härter als für andere.«
    Dazu gab es nichts zu sagen, dachte Marie und gab der Frau im Stillen recht. Mit einem Mal spürte sie die Schwere in ihren Gliedern. Die Anstrengungen der Reise forderten ihren Tribut, und sie stützte blinzelnd das Kinn auf. Von der Feuerstelle drang die Wärme unter ihre feuchten Röcke und entspannte ihren von der Kutschfahrt und der durchwachten Gasthausnacht malträtierten Körper. Sie musste auf den Tisch gesackt und eingeschlafen sein, denn als sie die Augen öffnete, war sie allein, und nur durch wenige Ritzen der Wände drang noch Licht. Schlaftrunken gähnte sie und rieb sich das Gesicht. Vor der hinteren Tür war gedämpftes Stimmengemurmel zu hören. Alarmiert stand Marie auf, hätte fast den Schemel umgestoßen und bückte sich, um ihn zu halten, bevor er auf den Boden krachen konnte. Vorsichtig stieg sie über die herumliegenden Utensilien und stellte sich neben die Tür.
    »Die Kleider sind mehr wert als mein Jahresverdienst! Hast du in die Truhe gesehen?«
    Die raue Stimme gehörte anscheinend dem Körber Vath.
    »Und was machen wir mit der Frau? Sie wird sie uns nicht einfach geben!«
    Marie spähte durch eine Ritze der hölzernen Wand und erschrak, als sie die brutale Entschlossenheit im Gesicht des Körbers sah, der eine Axt hielt und auf das Haus starrte. Hatte er sie gesehen? Nein, das war nicht möglich! Von Todesangst ergriffen, stolperte Marie, warf dabei einen Stapel Körbe um, die polternd zu Boden fielen, rannte zur Tür und riss sie auf. Ohne sich umzusehen, lief sie den Pfad zur Straße hinauf. Es hatte aufgehört zu regnen, und die Abendsonne tauchte Wald und Felder in warmes Licht, was Marie jedoch nicht bemerkte, während sie panisch die Straße entlangrannte. Der Schweiß lief ihr in Strömen den Körper hinunter, und die Haare lösten sich aus ihrer Frisur, doch Marie lief und lief, bis ihre Lungen brannten. Sie dankte dem Himmel, dass sie unter ihrem Reisekleid kein Korsett, sondern nur ein Mieder trug, das ihr etwas mehr Luft gewährte. Doch lange würde sie nicht mehr durchhalten. Keuchend verlangsamte sie das Tempo, blieb schließlich stehen und sah sich um. Die Straße lag verlassen in der Abendsonne, und außer dem Zwitschern der Vögel und den Rufen einer Krähe war nichts zu hören. Himmlische Heerscharen! Marie rang die Hände zum Himmel und sank erschöpft am Wegesrand auf die Knie.
    Ihre Erleichterung währte nicht lange, denn Hufgetrappel näherte sich aus der Richtung des Körberhauses. Marie raffte sich schwer atmend auf und sah sich nach einem Versteck um, doch die Reiter kamen bereits um die Kurve. Die Reiter! Dann konnte es sich nicht um den mordlüsternen Körber handeln. Beim Näherkommen sah sie, dass es sich doch nur um einen Mann handelte, der ein lediges Pferd am Zügel führte. Er schien nach etwas Ausschau zu halten, und als er sie erspähte, winkte er. Da es zum Verstecken zu spät war, blieb Marie stehen, wo sie war, und sah einen unbekannten jungen Burschen in Lederwams und ebensolcher Reithose. Er brachte die Pferde vor ihr zum Stehen. »Gott zum Gruße! Seid Ihr die Frau von Langenau?«
    Der Bursche hatte ein offenes Gesicht und lächelte sie freundlich an.
    Als sie zögerte, sagte er: »Ich bin Hannes Steinheil. Meinem Vater gehört ›Die dicke Dora‹. Das ist ein Wirtshaus.« Er lachte, und Maries Misstrauen legte sich ein wenig. »Ein Herr aus München hat uns aufgetragen, eine Dame, die beim Körber wartet, nach Kraiberg zu bringen. Aber weil mein Vater mit dem Wagen in Gangkofen ist, musste ich erst ein zweites Pferd vom Schmied holen, denn die Stute hat gestern gefohlt. Also, um es kurz zu machen, deshalb hat es länger gedauert.«
    »Woher wusstest du, dass ich beim Korbmacher bin?«, fragte sie nach.
    Hannes stieg ab, und eine lange blonde Strähne fiel ihm ins Gesicht. Er war ein hübscher Bursche und als Sohn eines wohlhabenden Wirts gewiss eine begehrte Partie. »Es gibt kein anderes Haus auf dem Weg nach Kraiberg, jedenfalls keines, das so dicht an der Straße liegt. Geht es Euch gut?« Er musterte sie skeptisch.
    Beschämt drückte Marie an ihrer zerpflückten Frisur und war sich des schmutzigen und zerrissenen Kleides bewusst. »Nun, mir geht es besser als meinem Kleid.« Sie brachte ein Grinsen zustande,

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