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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Wilken
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anständigen Schluck vertragen, denke ich.«
    Und dieses eine Mal stimmte Marie ihm zu.

XVI
    • •
    Die falsche Nonne

    Alle Dinge werden zusammengebracht und alle Dinge werden wieder aufgelöst, denn die Natur, auf sich selbst gewandelt, wandelt sich.
    Zosimos von Panopolis, 3. Jh.

    S ie trank den letzten Schluck Rotwein und stellte ihr Glas auf den Tisch. Albrecht hatte in derselben Zeit zwei Gläser geleert und starrte mit glasigen Augen ins Leere.
    »Wie geht es Eugenia und den Kindern?«, fragte sie, in erster Linie, um etwas zu sagen.
    »Gut. Da sie meine Sorgen nicht haben, geht es ihnen gut. Warum seid Ihr überhaupt gekommen? Hat das mit den Briefen zu tun, die der alte Geheimniskrämer dauernd erhält?« Er spielte mit dem dicken Stiel seines Glases. »Sind die nicht kostbar?«
    »Was meint Ihr?«
    Das Glas gab einen hellen Ton von sich, als Albrecht mit seinem Nagel dagegenklopfte. »Böhmisches Glas. Ich werde sie verkaufen.«
    »Darüber wird Eugenia nicht erfreut sein.« Sie streichelte Aras, der seinen Kopf auf ihre Knie gelegt hatte.
    Albrecht schnaufte verächtlich und grinste plötzlich auf eine Art, die Marie Böses ahnen ließ. »Vaters Bezoar hat eine anständige Summe eingebracht, aber so ein Gut ist wie ein Fass ohne Boden …« Er hob den Krug und goss das Glas randvoll. Fasziniert beobachtete er, wie sich langsam ein Tropfen absetzte und auf den Tisch rann.
    »Beim Leben unserer seligen Eltern, Ihr solltet Euch schämen!« Müde, hungrig und kraftlos, wie sie war, erhob sie sich. »Remigius hat Euch den Stein doch niemals freiwillig überlassen.«
    »Ich habe ihn vor die Wahl gestellt, den Stein oder diese bunte Tafel. Aber bei der Tafel wurde er richtiggehend ausfallend, der Alte! Zum Fürchten, wie der fluchen kann!« Albrecht lachte gehässig.
    »Wusstet Ihr denn nicht, dass der Herzog diese beiden Kleinodien kaufen will?«
    »Ich gehe davon aus, dass der Geheimrat dem Herzog das begehrte Stück bereits übergeben hat. Was sagt Ihr dazu?«
    Erschüttert griff Marie nach der Stuhllehne. »Der Zeiner war hier? Er war bei Remigius?«
    »Fragt den alten Sonderling doch selbst! Ich bin müde, und Ihr seht auch nicht gerade blühend aus …« Er beugte sich vor, um aus dem übervollen Glas zu schlürfen.
    »Komm, Aras, wir verschwenden hier nur unsere Zeit.« Nicht allein ihre Erschöpfung hielt sie davon ab, ihren Bruder zu ohrfeigen, sondern auch die Erfahrung, die sie bereits mit seiner Gewaltbereitschaft gemacht hatte.
    Sie wollte sofort mit Remigius sprechen, doch ihr Magen krampfte sich zusammen, so dass sie in der Küche die erstaunte Köchin nach Brot und Käse fragte.
    »Hast du etwas frisches Wasser für mich, Martha?« Sie stopfte sich abwechselnd Ziegenkäse und weißes Brot in den Mund und spritzte sich Wasser aus der gebrachten Schüssel ins Gesicht.
    Martha reichte ihr ein Tuch und flüsterte dabei: »Ich kann Euch einiges erzählen, Herrin.«
    »Vroni?«
    Martha nickte. »Es geht ihnen gut.«
    Seufzend rieb Marie sich die Hände ab. »Das ist alles, was ich für jetzt wissen muss. Wir sprechen morgen, Martha. Der Oheim macht mir Sorge.«
    »Gut, dass Ihr kommt. Es gefällt uns nicht, was die Berthe macht, aber wir haben nichts zu sagen.« Die rundliche Frau wischte mit dem feuchten Tuch über den Tisch. Ihre Küche war stets sauber, und das Gesinde schätzte die resolute Frau, weil sie stets ein offenes Ohr und gute Ratschläge bereithielt.
    »Kannst du mir ein Mädchen empfehlen, das mir zur Hand gehen kann wie die Vroni?« Ohne eine Dienerin, die auch mit der Nadel umzugehen verstand, war Marie hilflos und auf die ungeliebte Ursel angewiesen.
    Martha nickte. »Die Nichte vom Veit, dem Pferdeknecht, könnte das übernehmen. Ich werde sie holen und Eure Kammer richten lassen.«
    Angespannt machte Marie sich auf den Weg durch das ungewöhnlich stille Haus. Weder die Kinder noch Eugenia oder der Pater kreuzten ihre Schritte, und so blieben ihre Gedanken gänzlich auf ihren Oheim gerichtet, der dort oben allein einer Fremden ausgeliefert war, der Martha und selbst Albrecht Misstrauen entgegenbrachten. Das Tappen von Aras’ Krallen auf dem Steinfußboden hatte eine beruhigende Wirkung.
    Endlich stand sie vor der Tür zu Remigius’ Turm in dem vertrauten Gang. Sie hob ihre Lampe und versuchte, die Tür zu öffnen, doch sie war verschlossen. Energisch betätigte sie den Klopfer und legte das Ohr an die Holzbohlen. Leichte Schritte kamen die Treppe herunter, und Aras legte den

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