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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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seinen Würstchenstand. Und der war legendär. In ganz Lippe schmeckte die Currywurst nirgendwo besser. Man erhielt sie in den Varianten scharf und teuflisch scharf.
    Ich hatte mich für die erste Variante entschieden, Norbert für die zweite. Die Schärfe trieb ihm den Schweiß auf die Stirn und die Tränen in die Augen. Trotzdem röchelte er: »Herrlich!«
    Auch ich genoss die knusprige Wurst und die angenehm würzige Sauce dazu. Wie lange hatte ich auf diesen Genuss verzichten müssen!
    Norbert hatte mich aus dem Krankenhaus abgeholt. Ich fühlte mich wie neugeboren. Bevor er mich zu Hause absetzte, hatte ich ihn gebeten, bei Chili zu halten.
    »Du willst also wieder einsteigen?«, fragte Norbert zwischen zwei Bissen.
    »Nicht direkt. Nenn es eine private Geschichte. Außerdem weiß ich immer noch nicht, wo genau ich anfangen soll. Und du schweigst ja wie ein Grab.«
    »Selbst wenn ich wollte, könnte ich dir nicht weiterhelfen. Wir haben nach wie vor zwei enthauptete Leichen, wobei ich mir nicht sicher bin, dass die eine wirklich mit der anderen zu tun hat. Zumindest in dem zweiten Fall hat das BKA uns rausgedrängt.«
    Das war neu für mich. »Doch nicht etwa wegen dieser Wolfsangel?«
    »Auch. Man vermutet eine rechtsextremistische Tat dahinter und ermittelt in dieser Richtung.«
    »Das ist doch Unsinn!«
    Er zuckte die Schultern. »Wem sagst du das.«
    »Und sonst?«
    »Und sonst haben wir den Anschlag auf deine Person aufzuklären und die Brandstiftung bei deinem Vetter. Die Pseudo-Mafiosi Schulze und Müller haben sich jedenfalls als kleine Fische entpuppt. Haben zwar ein ganz schönes Vorstrafenregister, aber wir mussten sie laufen lassen.«
    »Und BT NATURE?«
    »Nicht unser Revier.«
    Er seufzte. »Moritz, schlag dir diese Genrübengeschichte aus dem Kopf. Da steckt nichts hinter. Wir sind nicht in irgendeiner Bananenrepublik, in der ominöse Firmen die Bauern unter Druck setzen, Morde begehen und Hundezwinger in Brand setzen.«
    »Und warum nicht? Wenn’s dem Geschäft dient?«
    Er schüttelte den Kopf, während er Chili mit zwei Fingern bedeutete, uns das Gleiche noch einmal zu servieren.
    »Kommt gleich. Erst muss ich die anderen Raubtiere füttern. Ihr habt immerhin schon eure Vorspeise gehabt.«
    »Zwischen dir und Maren, was läuft da eigentlich zurzeit?«, fragte Norbert unvermittelt.
    »Nichts. Zumindest im Moment nicht.« Und das war eine ehrliche Antwort gewesen. Sie hatte mich nicht einmal im Krankenhaus besucht. Ich konnte mir selbst nicht erklären, warum plötzlich Funkstille zwischen uns herrschte.
    »Es geht dir nah, oder?«
    Ich zuckte die Achseln und wandte mich zu der leeren Pappschachtel hin, damit ich seinem Blick ausweichen konnte. Er legte mir den Arm um die Schulter, sagte aber nichts.
    Zu Hause erwartete mich eine Überraschung.
    Ollie hatte es sich nicht nehmen lassen, eine Welcome Party, wie er es nannte, für mich zu organisieren. Die Wohnung war mit üppigen Girlanden geschmückt. Was aber noch schöner war: Offensichtlich hatten ein paar fleißige Heinzelmännchen dafür gesorgt, dass in der Woche meines Krankenhausaufenthaltes jeder Hinweis auf den Einbruch verschwunden war. Selbst die Tür zwischen Küche und Wohnzimmer, die die Täter aus den Angeln gerissen hatten, war wieder instand gesetzt worden.
    Bevor ich jedoch überhaupt zu einem Dankeschön ansetzen konnte, kam ein schwarzer Blitz auf mich zugeschossen. Luna! Im Gegensatz zu mir trug sie keinen Verband mehr. Erst nachdem ich sie ausgiebig begrüßt hatte, konnte ich mich endlich den anderen zuwenden.
    Duffy, Ollie und die Gräfin standen Spalier. Gerührt nahm ich zur Kenntnis, dass selbst der Butler sich zu freuen schien, mich wiederzusehen.
    »Na, dann kann ich ja jetzt beruhigt meinen Dienst wieder aufnehmen«, sagte Norbert, der mich hergefahren hatte.
    »Wollen Sie denn nicht wenigstens eine Tasse Tee mit uns trinken, junger Mann?«, fragte die Gräfin.
    Norbert winkte ab. »Das nächste Mal.«
    Ich begleitete ihn zur Tür. »Ich will dem trauten Familienglück nicht im Wege stehen«, grinste er.
    Während ich zu den anderen zurückging, wurde mir tatsächlich noch etwas wärmer ums Herz. Ja, Norbert hatte nicht unrecht. Dies war meine kleine Familie! Luna zuallererst, dann natürlich die Gräfin, und auch Ollie war mir in der kurzen Zeit, in der wir uns kannten, ans Herz gewachsen. Selbst Duffy gehörte irgendwie dazu. Ein Ekel gab es schließlich in jeder Familie.
    »Duffy, schenken Sie bitte den Tee

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