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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Voehl
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verbracht, vor einer völlig fremden, obschon charmanten Blondine meinen armseligen Status quo auszubreiten.«
    »Wie ich Sie kenne, hat sie sich erweichen lassen.«
    Duffy betrat die gute Stube und schwenkte eine Flasche Veuve Clicquot. »Es ist die letzte Flasche.« Es war eine Magnum.
    »Das macht nichts, wir werden bald wieder über genügend Flüssiges verfügen«, erwiderte die Gräfin.
    »Wie lieb und luftig perlt die Blase der Witwe Cliquot in dem Glase!«, schwärmte Duffy.
    »Also, es ist so«, fuhr Ollie unterdessen fort. »Die Bank gräbt uns für ein weiteres Jahr nicht das Wasser ab, dafür präsentieren wir ihr einen Pächter für das Anwesen. Die bescheidene Summe beläuft sich auf – Moment ...« Er zog einen akkurat gefalteten Zettel aus der Jackentasche. »Schauen Sie selbst.«
    Er hielt mir ein von der Bank erstelltes Rechenbeispiel hin. Die Summe, die ganz unten auf dem Papier stand, war beträchtlich.
    »Meinen Glückwunsch! Sie haben also einen Pächter gefunden!«
    »Ja, wir dachten an Sie ...«

13.
    In Paderborn hatte jemand einen Pizzaboten überfallen. Der Räuber hatte mehrere Pizzen bestellt und den Pizzaboten vor Ort mit einer Pistole bedroht. Geld hatte er keines verlangt. Nur die Pizzen. Zumindest war es dem Sender Teuto Eins eine Meldung wert. Der Rest war Schweigen. Schlimmere Verbrechen schien es in Lippe nicht zu geben.
    Allenfalls war noch die Nachricht interessant, dass jetzt ein Storchenpaar auch noch auf dem Hermannsdenkmal sein Nest gebaut hatte. Ausgerechnet zwischen den beiden Flügeln des Helms. Aus Naturschutzgründen waren daher sämtliche Untersuchungen eingestellt worden. Vorerst durfte niemand das Denkmal besteigen.
    Mehr noch beschäftigte mich aber, dass nicht Steffi die Nachrichten verkündet hatte.
    Als ich mit Luna nach draußen ging, lief mir Ollie über den Weg. Er machte eine bekümmerte Miene.
    »Sie machen ein Gesicht wie lippisches Regenwetter«, versuchte ich ihn aufzumuntern.
    Er seufzte und sah noch eine Spur deprimierter aus. Kurzerhand lud ich ihn ein, sich mir anzuschließen. Während wir durch den Wald spazierten, redete er sich den Frust von der Seele.
    »Seit ich hier bin, bringe ich allen Pech und Kummer.«
    »Na und? Wir sind Kummer gewohnt.«
    »Sehen Sie, mein Freund, auch Sie sind der Ansicht, dass ich es bin, der all die Schwierigkeiten noch vermehrt.«
    »Aber was ist mit Steffi? Irgendwann wird sie Sie schon erhören.«
    Er blieb stehen und sah mich aus tieftraurigen Augen an. »Moritz, ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich bin ein verdammter bastard , ein Schweinehund. Ich darf nicht so selbstsüchtig sein und nur meine Gefühle in den Vordergrund stellen. Steffi verdient einen Ehemann mit Geld, ich bin arm wie eine Kirchenmaus.««Eben.«
    »Was eben?«
    »Falls sie Sie dennoch eines Tages heiratet, nenne ich das wahre Liebe.«
    Er kratzte sich am Kopf. »Nun ja, der Gedanke ist mir in den frühen Morgenstunden dann auch durch den Kopf gegangen. Aber wie kann ich sicher sein, dass ich sie nicht enttäusche?«
    »Indem Sie das durchziehen, was Sie vorhaben: sie zu heiraten.«
    Schweigend gingen wir eine Weile nebeneinanderher. Schließlich sagte er: »Ich werde darüber nachdenken.«
    Ich ließ ihn nur ungern allein zurück. Er wirkte wie ein Mann, dem man eine ganze Menge verrückter Sachen zutrauen konnte.
    Aber ich hatte etwas zu erledigen.
    Allein.
    Als ich den Lipper Hof betrat, musste ich nicht lange suchen. Zu dieser frühen Stunde vermutete ich meine Pappenheimer im Speisesaal. Ich hatte richtig getippt.
    Der Speiseaal war gut besucht, sodass ich hoffte, nicht weiter aufzufallen. Ich setzte mich zwei Tische von ihnen entfernt an einen freien Platz und gab vor, die Speisekarte zu studieren.
    Sie waren zu zweit. Der Mann wirkte nicht gerade wie ein Rambo-Typ. Er war untersetzt, und auf den ersten Blick sah er völlig unscheinbar aus. Sein graues Sacco war etwas zu weit geschnitten. Ich schätzte ihn auf Anfang dreißig. Er trug die grauen Haare so kurz, dass die rötliche Kopfhaut durchschimmerte. Seine Augen blickten freundlich. Die Freundlichkeit gehörte offenbar zu seiner Maskerade. Als ich einen zweiten Blick wagte, erkannte ich die Kälte darin. Die Kälte, aber auch die Intelligenz. Als hätte er plötzlich gespürt, dass er beobachtet wurde, setzte er die Sonnenbrille auf.
    Mein Blick wanderte unauffällig zu der Frau an seiner Seite. Die schwarzen Haare trug sie schulterlang. Ihr Gesicht war nicht sehr anziehend.

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