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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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vertraute Stimme. »Ich bin es, bringe Verbandszeug und Kleider.«
    Clementia! Noch nie war er so froh gewesen, die Magd zu sehen, die ihm viele Jahre lang treu gedient hatte. Aber es beschämte ihn zutiefst, dass er sich ihr in diesem Zustand und nahezu unbekleidet zeigen sollte.
    Die Scham überwog die Freude. Reglos blieb er liegen.
    Doch die starrsinnige Clementia ließ sich nicht beirren. Er hörte Blätter rascheln, Zweige wurden auseinandergeschoben.
    »Nun kommt schon heraus, Meister!«, bat sie, als sie vor ihm kauerte. »Ihr braucht Hilfe.«
    »Ich bin nicht mehr dein Meister«, sagte er, unendlich müde und erschöpft. »Und falls dich jemand hier erwischt, wirst du es bitter büßen müssen.«
    »So weit lasse ich es nicht kommen«, meinte sie und prustete verächtlich. »Es sei denn, Ihr bleibt noch lange in diesem Gestrüpp hier liegen und lasst mich weiter davor hocken wie eine Bäuerin, die auf das Feld des Dorfherrn scheißt!«
    Ihr derber Scherz brachte ihn dazu, trotz aller Not aufzulachen. Er rappelte sich vorsichtig hoch, verließ das Gebüsch und sah sich nach einem dankbaren Blick auf Clementia nach einem Platz in der Nähe um, wo niemand sie entdecken konnte. Wortlos deutete die Magd auf das Wäldchen einen Steinwurf von ihnen entfernt. Er hätte zuvor nicht gedacht, es bis dahin noch aus eigener Kraft zu schaffen, aber nun humpelte er los, gefolgt von Clementia, die ungewöhnlich still war.
    Im Schutz einer Gruppe Birken ließ sich der alte Mann vorsichtig auf den Boden sinken. Nun erst sah er seiner treuen Helferin ins Gesicht.
    So hatte er sie noch nie erlebt.
    »Meister«, flüsterte sie fassungslos mit tränenüberströmtem Gesicht. Während er vor ihr hergegangen war, hatte sie die Wunden auf seinem Rücken genau betrachten können.
    Sie schniefte und wischte sich Nase und Wangen mit dem Ärmel ab. Dann kramte sie übermäßig geschäftig in dem Bündel, das sie mitgebracht hatte.
    »Hier sind Kleider für Euch, Brot, ein Stück Schinken, Euer Medizinkasten, etwas zum Verbinden, Schafgarbentinktur … Himmelherrgottsakrament, wo steckt die verfluchte Schafgarbe?«
    Gerührt von ihrer Sorge, griff er nach den rauhen Händen der Magd. »Es ist gut, Clementia! Da ist sie doch.«
    »Hab ich dich!«, meinte sie unwirsch zu dem Krüglein und begann erneut zu schluchzen. »Jetzt werde ich Euch verbinden, und dann gehen wir fort von hier.«
    »Hilf mir, die Wunden zu versorgen. Danach gehst du zurück!«, widersprach er. »Sonst werden sie nach dir suchen. Hüte das Haus für mich, für bessere Zeiten … Die werden bald anbrechen, so Gott will.«
    »Aber wie wollt Ihr denn ohne mich zurechtkommen? Wohin wollt Ihr in diesem erbärmlichen Zustand?«
    »Ich gehe nach Rochlitz. Nikol Weighart wird mir weiterhelfen. Als Medicus werde ich in keiner Stadt mehr arbeiten dürfen, und für die Wanderschaft bin ich zu alt. Aber wenn Friedrich zur Schlacht ruft, wird er für seine Männer jemanden brauchen können, der mit Knochensäge und Kautereisen umzugehen weiß.«
    Mit einem Mal verspürte Conrad Marsilius einen Bärenhunger. Dankbar griff er nach dem Brot, das Clementia mitgebracht hatte. Zwischen den einzelnen Bissen gab er der Magd Anweisungen, wie sie die Wunden auf seinem Rücken behandeln sollte, und lobte sie für ihre Umsicht. Dann schickte er sie noch einmal zurück zum Bach, um ein paar Blutegel zu sammeln und sie auf seine schlimmsten Blutergüsse zu setzen.
    Eine Rippe schien angebrochen, so wie es sich anfühlte. Dagegen konnte er jetzt nichts tun, das musste mit der Zeit heilen.
    »Bis Rochlitz ist es viel zu weit, dorthin kommt Ihr nie zu Fuß, so schlecht, wie es Euch geht!«, protestierte Clementia erneut, während sie vorsichtig an den Blutegeln zupfte. Als sich die vollgesogenen Tiere von der Haut gelöst hatten, wickelte sie ihm einen Verband um den Oberkörper, damit die offenen Wunden nicht brandig wurden und die Kotte nicht scheuerte. Mit Schaudern dachte er daran, wie er später die festgeklebten Verbände wieder abnehmen musste.
    »Ich hole Euch Euer Pferd, dann reitet Ihr. Wenn alles gutgeht, seid Ihr schon morgen bei Meister Weighart«, schlug Clementia vor.
    Er hatte ein Pferd im Stall! Das hätte er beinahe vergessen über all dem, was ihm seit der Nacht widerfahren war.
    »Du kannst es nicht holen, das fällt auf. Bitte den Schielenden darum und gib ihm, was er dafür verlangt.«
    Der Anführer der Schmugglerbande würde schon einen Weg finden, den Wallach so schnell

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