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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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ist da los?«, fragte Nikol Weighart und erhob sich brüsk, um aus dem schmalen Fenster zu sehen.
    Licht flackerte in der Dunkelheit.
    Der kriegserfahrene Maltitzer hatte bereits an dem zischenden Geräusch erkannt, was draußen vor sich ging.
    Hastig stand er auf.
    »Der König wartet nicht auf Eure Antwort!«, rief er, griff nach dem Schwert, das er an der Tür abgestellt hatte, und gürtete es mit raschen, geübten Griffen. »Er hat mit dem Beschuss der Stadt begonnen!«
    Entrüstet schrien die Versammelten auf. Dann folgten sie ihm in planloser Hast nach draußen und nahmen fassungslos das schaurige Bild auf, das sich ihnen bot.
    Von allen Seiten flogen flammende Geschosse durch die Nacht, schlugen in Gassen oder Dächer ein, während Menschen panisch schreiend hin und her rannten oder wie gelähmt vor Angst dastanden, bis sie von anderen vorwärtsgetrieben oder umgerannt wurden.
    Der Stadtphysicus fand als Erster von den Ratsherren wieder zu einem klaren Gedanken.
    »Schickt die Verwundeten nach St. Marien, zu Pater Clemens! Dort richte ich das Lazarett ein«, rief Marsilius Ulrich zu und lief, seine Instrumente zu holen. Der nickte kurz zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und rannte ebenfalls los, um die Verteidigung der Burg zu übernehmen.

Die Feuernacht
    K rachend und zischend schlug ein Feuerball Ulrich direkt vor die Füße. Nur seine im Kampf ausgebildeten Reflexe ermöglichten es ihm, knapp auszuweichen. Eine Frau prallte gegen ihn, die ein brüllendes Kind auf dem Arm trug und selbst in panischer Angst kreischte.
    Er packte sie kurz bei den Armen und sah ihr fest in die Augen. »Lauf nach St. Petri!«, schrie er und drehte sie kurzerhand um, so dass sie das steinerne Gotteshaus direkt vor sich sah. Endlich schien sie zu begreifen und hastete los.
    Die wenigen Schritte bis zur Burg genügten Ulrich, um zu erkennen, dass die Mehrzahl der Stadtbewohner vor Entsetzen über den Angriff wie gelähmt war.
    Zwischen schreienden und wehklagenden, ziellos hin und her rennenden Menschen hindurch bahnte er sich den Weg.
    Sie haben wirklich nicht geglaubt, dass Adolf es tun würde, dachte er zornig und verächtlich zugleich. Sie vertrauten auf die Ehrenhaftigkeit des Königs und wähnten sich hinter ihren starken Mauern in Sicherheit.
    Doch er konnte auch sehen, dass viele der Vorkehrungen, die er getroffen hatte, nun Nutzen zeigten. Wo Dächer in Flammen standen, waren die dazu eingeteilten Zimmerer und Bergleute dabei, das brennende Gebälk, Stroh oder Holzschindeln mit Äxten und Keilhauen auseinanderzureißen.
    Die Gefahr eines Stadtbrandes war die größte bei diesem Angriff. Wenn das Feuer von einem Haus zum anderen übergriff, saßen sie alle innerhalb der Mauern in einer tödlichen Falle.
    »Die Verletzten nach St. Marien!«, rief er einem Mann zu, der Kleidung nach ein Handwerker, der eine reglose Frau auf den Armen trug und suchend um sich blickte.
    Auf der Burg fand er alles vor wie erwartet. Friedrichs Ritter und Markus’ Wachen wussten, was zu tun war, und bewiesen Disziplin.
    In dichter Reihe standen sie gerüstet hinter den Zinnen: vorn die Ritter in Kettenhemden und Plattenröcken, um Angreifer mit dem Schwert in Empfang zu nehmen, sollten sie sich über Sturmleitern nach oben wagen, zwischen ihnen Markus’ Bogenschützen mit Brustpanzern aus gehärtetem Leder oder kurzen Kettenhemden, und dahinter mit Armbrüsten oder Spießen bewaffnete Stadtbürger. Armbrustbolzen konnten im Gegensatz zu Pfeilen auch ohne lange Übung abgeschossen werden.
    Rasch stieg Ulrich auf den nördlichen Wehrturm, um sich von dort aus einen Überblick zu verschaffen.
    Adolf hatte keine Zeit verloren.
    Während Ulrich noch mit den Ratsherren diskutierte, ob sie kapitulieren sollten oder nicht, war der König mit seinem Heer zurückgekehrt und hatte die ganze Stadt umzingelt. Auch wenn die Gegner noch nicht direkt vor den Mauern standen, sondern etwa zweihundert Schritt hinter den Wällen und den Schutzteichen – keine Maus würde mehr durchkommen. Aus allen Richtungen flogen brennende Kugeln mit feurigen Schweifen in die Stadt.
    »Sollen wir zurückschießen?«, fragte Markus, der mit entschlossener Miene an Ulrichs Seite trat.
    »Nein«, befahl dieser grimmig. »Wir warten. Sie stehen noch außer Reichweite der Bogen und Armbrüste. Die Schützen sollen sich Pfeile und Bolzen für später aufheben, wenn die Angreifer näher sind.«
    Aber vorerst rückte niemand gegen die Mauern vor, den sie mit gezielten Schüssen

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