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Blut und Silber

Blut und Silber

Titel: Blut und Silber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Und der König hat uns freien Abzug gewährt«, rief Markus, mühsam nach Luft ringend. Mit seiner Kopfverletzung und der eben gezeigten Kampferfahrung war es zwecklos zu bestreiten, dass er zu den Verteidigern der Burg gehört hatte.
    »Der König hat auch nicht seine Brüder durch hinterhältige Bogenschützen verloren«, knurrte der Schwarzbärtige. »Wer sagt mir, dass du es nicht warst, der sie umgebracht hat, Kerl?«
    Er gab den Männern, die Markus hielten, ein Zeichen. Der muskulöse Arm verschwand von Markus’ Hals, doch bevor er aufspringen und weiterkämpfen konnte, verspürte er einen jähen Schmerz zwischen den Schulterblättern. Er wurde losgelassen und schlug zu Boden.
    Änne schrie verzweifelt. Triumphierend wischte sich der Mann hinter Markus den blutigen Dolch am Ärmel ab.
    Mit einem Ruck zwang der Schwarzbärtige Änne in die Knie.
    Auf sein Zeichen streckte einer seiner Kumpane den Kopf aus der Tür und brüllte durchs Haus: »Apotheker, du Hurensohn! Lass dich sofort hier blicken!«
    Jenzin kam und erbleichte, als er einen Mann reglos auf dem Boden liegen sah, mit einer blutigen Wunde im Rücken. Dann starrte er auf sein tränenüberströmtes Mündel.
    »Hast wohl gedacht, wir sind auf der Burg?«, höhnte der Bärtige. »Aber diesen Moment hier wollten wir nicht verpassen. Ist sie das?«
    Jenzin öffnete mehrmals den Mund, um etwas zu sagen, aber kein Wort kam heraus.
    »Ist sie das?!«, brüllte der andere nun so laut und bedrohlich, dass der Apotheker zusammenzuckte.
    »Sie wurde dazu gezwungen … Der Burgkommandant hat befohlen, dass sie dorthin geht … Wir können nichts dafür …«, stammelte er.
    »Halt’s Maul!«, brüllte der Schwarzbärtige und wandte sich dann wieder Änne zu. »Wir werden dir zeigen, was wir mit solchen wie dir anfangen!«
    Mit einem Ruck riss er ihr das Tuch vom Kopf und zerrte an ihrem Zopf. »Mit Haut und Haar sollst du dafür büßen, dass du den Feinden des Königs geholfen hast!«
    Er schnitt den Zopf ab und ließ ihn zu Boden fallen. Dann griff er nach den verbliebenen kurzen Haaren, bog ihren Kopf ruckartig nach hinten und begann, die rotgoldenen Strähnen dicht über der Kopfhaut abzuschneiden.
    »Bind sie an den Pfosten!«, wies er seinen Kumpan an, während er an ihren letzten Stoppeln herumriss. »Ich werd sie durchprügeln, bis ihr Hören und Sehen vergeht, und ihr dann die Haut in Streifen vom Leib schneiden.«
    »Vielleicht sollten wir uns vorher erst ein bisschen mit ihr vergnügen«, meinte grinsend derjenige, der Markus niedergestochen hatte, während er seinen Dolch einsteckte und auf Änne zuging.
    Schon war er damit beschäftigt, den Strick aufzuknoten, der seine Bruche hielt.
    Das sollte ihm zum Verhängnis werden, genauso wie seinen Kumpanen, die Markus für tot gehalten hatten.
    Unbemerkt hatte dieser sich hochgestemmt und riss ihm den Dolch aus dem Gürtel. Zwei schnelle Bewegungen, und die beiden Söldner vor ihm fielen mit aufgeschnittenen Halsschlagadern röchelnd zu Boden.
    Änne rammte dem Schwarzbärtigen geistesgegenwärtig ihr Essmesser in die Wade. Der Schmerz lenkte ihn ab, so dass er es nicht mehr schaffte, dem Dolchstoß des Totgeglaubten auszuweichen.
    Schaudernd wich das Mädchen zur Seite, um nicht von dem Blutstrom getroffen zu werden.
    Verblüfft starrte Jenzin auf den Hauptmann der Wache, der wie ein Berserker in seiner Offizin gewütet hatte, und die Leichen der drei Soldaten des Königs. Wenn überhaupt möglich, wurde er noch blasser.
    Tränenüberströmt stürzte Änne Markus entgegen, der nach der übermenschlichen Anstrengung zusammengesackt war und schwer atmend auf dem Fußboden kniete. Sie packte ihn an den Oberarmen und schaute ihn an, dann fiel sie ihm um den Hals. Aber nur kurz.
    »Lass mich deine Wunde versorgen«, schniefte sie und rutschte hinter ihn, um den Schaden zu begutachten.
    »Es ging nicht so tief, wie er dachte«, versuchte Markus sie zu beruhigen. Doch er konnte nicht verhehlen, dass die Wunde trotz des rettenden Gambesons höllisch schmerzte und ihm das Atmen schwerfiel.
    »Seid ihr von Sinnen?«, meldete sich auf einmal der entsetzte Apotheker zu Wort. »Man wird sie vermissen und uns alle hängen!«
    Markus warf einen Blick aus dem Fenster. Es dämmerte bereits, aber etwas Zeit blieb ihnen, bevor sich niemand mehr in den Gassen blicken lassen durfte, ohne Verdacht zu erwecken.
    Mühsam stemmte er sich hoch. Änne trat zu ihm und band sich mit zittrigen Händen das Tuch um den fast

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