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Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Blut vergisst nicht: 13. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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anderen Metallteile waren verschwunden. Die verbliebenen waren erodiert und verfärbt.
    Ich machte mir Notizen und schoss Fotos. Dann trat ich zurück.
    Sugarman hob die Augenbrauen. Ich nickte.
    Der Mann trat an den Sarg, schob ein Ende der Brechstange unter den Deckel und drückte die Stange nach unten. Verrottetes Holz splitterte und spritzte.
    Sugarman trat Splitter beiseite und stemmte noch einmal. Und noch einmal. Fragmente, die sich lösten, warf ich zu Boden.
    Als Sugarman nach einer Weile sein Werkzeug weglegte, verdunkelten Schweißflecken seine beiden Achselhöhlen. Ich trat an den Sarg.
    Guipone und Beasley kamen ebenfalls dazu. Schwer atmend hob Sugarman den Rest der oberen Hälfte des Sargdeckels an.
    Beasley hielt sich die Hand vor den Mund. »Heilige Mutter Gottes.«

7
    Die Bestattungsindustrie behauptet, ihre Produkte und Dienstleistungen würden unsere lieben Dahingeschiedenen vor den Verwüstungen der Zeit bewahren. Sarghersteller bieten Ummantelungen und Dichtungsmanschetten an und garantieren die Beständigkeit ihrer Behältnisse. Bestatter rühmen die Dauerhaftigkeit ihrer Einbalsamierungen. Nichts verhindert das Unausweichliche.
    Nach dem Tod treten außen an der Leiche aerobe Bakterien, also solche, die Luft benötigen, in Aktion, während in den Eingeweiden ihre anaeroben Brüder, also solche, die keine Luft benötigen, sich an die Arbeit machen. Luftdichte Särge können zwar erstere ausschließen, die Einwirkung letzterer aber eher beschleunigen als verzögern. Das Resultat ist Verflüssigung und verfaulte Suppe in der Kiste.
    Ein einfacher Holzsarg dagegen lässt Luft herein und ermöglicht so aeroben Sport. Das Ergebnis ist schnelle Skelettierung.
    Bei den meisten Exhumierungen kann man nur raten, was unter dem Deckel liegt. Knochen? Schlutze? Irgendeine von der Zeit gehärtete Mischung?
    Verbrannte Leiche. Vierzig Jahre. Beschädigte Kiste.
    Bei dieser hier hatte ich wenig Zweifel.
    Und ich sollte recht behalten.
    Im Sarg lagen mit Schimmel überzogene Knochen. Unter der rosa-weißen äußeren Kruste erschienen die Oberflächen dunkel und gefleckt.
    »Ach du meine Güte«, presste Beasley hinter vorgehaltener Hand hervor.
    Guipone schluckte hörbar.
    Die Überreste waren auf militärische Art in den Sarg gelegt worden. Das traditionelle, wollene Leichentuch war verschwunden, doch verrostete Sicherheitsnadeln zeugten von seinem früheren Vorhandensein.
    »Darf ich die Akte noch einmal sehen?«
    Sugarman holte den braunen Ordner von der Arbeitsfläche und gab ihn mir. Diesmal überblätterte ich die Regierungsformulare zugunsten des handgeschriebenen Berichts des Leichenbestatters.
    »Bedauerlicherweise gehörte Buchführung nicht gerade zu den Stärken meines Vaters.« Sugarman zeigte mir, was er vermutlich als ein »bedauerndes« Lächeln betrachtete. Wahrscheinlich vor dem Spiegel geübt, während er seine feierlich schwarze Krawatte band. »So war das damals eben.« Nicht überall, dachte ich.
     
    Soldat John Charles Lowery wurde bei einem Hubschrauberabsturz in Vietnam getötet. (Siehe Armeeformulare.) Die Leiche wurde von Dover, Delaware, nach Charlotte, North Carolina, geflogen. Am 18. Februar 1968 holte ich, begleitet von Plato Lowery, den Leichnam ab und fuhr ihn zu Sugarman's Funeral Home in Lumberton, North Carolina. Auf Bitten von Plato und Harriet Lowery wurde der Leichnam in einen privat erworbenen Sarg umgebettet und am 20. Februar 1968 im Gardens of Faith Cemetery bestattet (Abteilung 9, Reihe 14, Grab 6). Zusätzliche Dienste wurden nicht verlangt.
    Holland Sugarman 12. März 1968
    Anmerkung: Grabstein errichtet am 4. Oktober 1968
     
    Ich warf Daddys nutzlosen Bericht beiseite und fing an, Überreste zerfallender Textilien aus dem Sarg zu zupfen und zu Boden zu werfen. Auskleidung, Polsterung, Kopfkissen, Leichentuchfetzen.
    Sugarman half mir. Sheriff und Lieutenant schauten uns stumm zu.
    Der Geruch von Fäulnis und Moder wurde stärker.
    Nach wenigen Minuten lag das Skelett völlig frei da, nackt bis auf seinen postmortalen Panzer aus Schimmel. Der Schädel lag in Stücken auf dem Holz. Jede Zahnkrone war verschwunden. Wie auf dem Formblatt des Identifizierungsoffiziers verzeichnet, fehlten Unterarme und Hände und beide Füße.
    Ich bewertete die Überreste so gut ich konnte auf Vereinbarkeit mit John Lowerys bekanntem biologischem Profil.
    Ein Wasserhahn tropfte. Neonröhren summten. Beasley und Guipone traten abwechselnd von einem Fuß auf den anderen.
    Die

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