Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)
wollte. » Sie machen das ziemlich gut. Aber ich bin besser. «
Hughes starrte ihn mit offenem Mund an.
Jazz lächelte einen Moment lang weiter, dann sagte er: » Ich gehe noch zur Toilette, bevor wir einsteigen « , und ließ Hughes mit seinen Gedanken allein.
Später, in der Enge des Flugzeugs, überraschte er sich selbst, indem er beinahe auf der Stelle einschlief. Er wachte nicht einmal auf, als das Flugzeug startete.
Er träumte.
Berühr mich
ertönt die Stimme
wieder.
Seine Finger
Ach, das Fleisch
So warm
So glatt
Berühr mich so
Seine Haut auf ihrer.
Ihrer.
Er kennt ihr Fleisch.
So
So warm
So
Es ist gut
Es ist nicht gut
Es ist richtig
Nein, es ist falsch
Aber das Falsche macht es richtig
und das Richtige macht es falsch
und
Jazz wachte auf, als das Flugzeug landete, und holte benommen seine Tasche aus dem Gepäckfach. Sie hatten eine Stunde Wartezeit bis zu ihrem Anschlussflug. Hughes versuchte, ein Gespräch in Gang zu bringen, aber Jazz zog nicht mit. Er war kaputt, leicht luftkrank und definitiv traumkrank.
Wer war das in seinem Traum? Was tat er? Warum kehrte der Traum immer wieder? Tatsächlich war ihm der alte Traum lieber, in dem er jemanden geschnitten, vielleicht sogar getötet hatte. Er war zumindest vertraut. Er hatte sich an seine besonderen, Übelkeit erregenden Eigenschaften gewöhnt. Der neue Traum haute ihn jedes Mal um, wenn er aufstehen wollte.
Was bedeutete er? Was lauerte da weit hinten in den kalten, dunklen Tiefen seiner Erinnerung? Welche Geheimnisse versteckten sich in seiner Vergangenheit? Jazz kam sein eigenes Leben vor wie ein Minenfeld, für das er die Karte verloren hatte. Ein falscher Schritt, und er würde einen Fuß oder ein Bein verlieren.
Oder den Verstand.
Wenn Jazz aus dem Messertraum aufwachte, fühlte er sich verwirrt. Schuldig. Ein bisschen übel. Wenn er jedoch aus dem Sextraum erwachte, fühlte er sich ein klein wenig schuldig, ja. Aber ansonsten einfach … erregt. Und er hasste sich dafür. Andere Jungs in seinem Alter durften solche Träume haben, natürlich. Das war in Ordnung bei ihnen. Aber nicht bei Jazz.
Denn … genau so fängt es an, dachte er. Träume, Fantasien. Wirkt zunächst harmlos. Aber dann reichen die Träume und Fantasien nicht mehr. Und eh man sich’s versieht, ist man Jeffrey Dahmer und bohrt in dem Versuch, Sex-Zombies herzustellen, Löcher in die Köpfe von Leichen, und das Verrückte ist nicht, dass man es tut, sondern dass es einem vollkommen normal und notwendig vorkommt.
» Du bist furchtbar still « , sagte Hughes, der nach mehreren Stunden Schweigen wieder versuchte, ein Gespräch anzuknüpfen. Jazz respektierte, dass der Detective sich von dem Schlag vorhin erholt hatte, aber er hatte wichtigere Dinge im Kopf. Als er nicht reagierte, gab es Hughes auf und ließ ihn in Ruhe.
Sie gingen an Bord des zweiten Flugzeugs, und diesmal blieb Jazz wach, sah aus dem Fenster und spürte das plötzliche flaue Gefühl im Magen, als das Flugzeug die Nase hob und den Boden verließ. Es machte ihn leicht benommen, und es war fast, als würde er noch einmal aus dem Traum erwachen. Er schloss die Augen, umklammerte die Armlehnen und sagte sich, dass es bald vorbei sein würde.
Die Landung machte ihm nicht so viel aus. Zuerst erschien sie ihm beinahe sanft, aber dann schmerzten seine Ohren von dem Luftdruckunterschied, und als das Flugzeug aufsetzte, dröhnte die Kabine von der rasenden Geschwindigkeit. Es wirkte in seiner Heftigkeit beinahe beruhigend. Ablenkend.
Sie sammelten ihr Gepäck wieder ein und betraten das Terminal des JFK -Airports. Kaum hatten sie die Kontrollen passiert, blieb Jazz wie erstarrt stehen, weil er seinen Augen nicht traute.
» Was ist? « , fragte Hughes. » Stimmt etwas nicht? «
» Na, was habt ihr beiden so lange gebraucht? « , fragte Connie und grinste breit.
TEIL DREI – Fünf Spieler, drei Seiten
9
Der Killer saß still in seiner Wohnung. Die Wände waren dünn. Er konnte zwei verschiedene Fernsehprogramme durch sie hören. Eins war dem Ton nach eine Art Gesangswettbewerb. Das andere konnte so etwas wie ein Zeichentrickfilm sein – hohe, schwirrende Geräusche, wie Laserstrahlen oder etwas, das sich schnell bewegte.
Kinder auf jeden Fall.
Der Killer schauderte.
Auf dem Tisch vor dem Killer lagen vier Handys. Billige Wegwerfdinger. Der Killer wusste nicht, welches läuten würde, deshalb hielt er sie alle geladen. Sie waren ihm zusammen mit mehreren anderen in einem Karton irgendwo
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