Blut von meinem Blut: Thriller (German Edition)
mal, Sammy J! «
» Josephine « , erklärte Samantha auf Howies fragenden Blick hin.
Howie fand sich schließlich mit den beiden auf dem Boden wieder, wo er eine nicht enden wollende Runde von » Backe, backe Kuchen « mitspielte, bis Gramma » Zeit für die Heia « murmelte und zur Couch krabbelte, wo sie zusammenklappte.
» So habe ich sie noch nie erlebt « , sagte Howie wenig später in der Küche zu Samantha, wo Jazz’ Tante das Geschirr spülte. » Sie wird zwar manchmal kindlich, aber normalerweise bekommt sie dann an irgendeinem Punkt den totalen Tobsuchtsanfall. «
» Ich wusste nicht, was mich erwarten würde « , gab Samantha zu. » Es war klar, dass es schlimmer wird mit ihr – ich habe vor vielen Jahren aufgehört zu schreiben oder anzurufen, noch vor … du weißt schon. Aber ich wusste natürlich … ich wusste, dass es mit der Zeit nicht besser wird. «
» War sie immer so? «
Samantha zuckte mit den Achseln. » Sie war immer verrückt. Aber weißt du, die ganze Familie war verrückt, deshalb fiel es nicht wirklich auf. Ich meine, Billy lief herum und … « , sie schauderte, » … und benahm sich wie Billy. Und wenn damals in den Siebzigern so eine verrückte Lady ihren ganzen rassistischen Mist von sich gab, nickten die Leute gewissermaßen nur höflich und taten, als hätten sie es nicht gehört. Sie litt nie unter Wahnvorstellungen wie jetzt. Aber verrückt? Verrückt war sie immer. « Samantha lächelte wehmütig. » Was glaubst du, wie Billy so wurde, wie er ist? «
Howie erwiderte das Lächeln. Samantha war Ende vierzig, wie er wusste, aber sie sah gut aus. Würde eine erstklassige ältere Geliebte abgeben, und er musste gestehen, ihm gefiel, was er sah. Durch seine Bluterkrankheit von klein auf als Freak gebrandmarkt, wurde Howie von den Mädchen in Lobo’s Nod zumeist links liegen gelassen; erst recht dachten sie nicht daran, sich nackt und verschwitzt mit ihm zu suhlen, wie es die Natur vorschrieb. Aber hey – vielleicht landete er ja einen Treffer bei jemandem, der nicht die Komplexe und das Hintergrundwissen der Leute hatte, die ihn seit Jahren kannten.
» Es ist fast ein Wunder, dass Sie normal wurden « , sagte Howie so einschmeichelnd er konnte und lehnte sich mit aller Weltgewandtheit, die er aufbrachte, an die Theke. Er fand, er gab eine ziemlich verwegene Figur ab in seiner Jeans und dem schweren Hemd. Und den Handschuhen. Und der Mütze. Nicht gerade wie aus einem Katalog, aber es zeigte, dass er vorausdachte. Er war vorbereitet. Frauen schätzten Kerle, die vorbereitet waren.
Seine Vorbereitungen waren jedoch verschwendet an Samantha, die sich nur auf den Abwasch konzentrierte.
» Normal? « Samanthas Lachen war kurz und rau. » Normal. Vergiss es. Ich bin aus diesem Haus, aus dieser Stadt abgehauen, so schnell ich konnte, aber das war egal. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, wie man sich unter normalen Menschen verhält. Ich habe mein ganzes Leben lang versucht, es herauszufinden. Und nachdem man Billy gefasst hatte, war es plötzlich, als müsste ich wieder von vorn anfangen. «
Howie sah seine Chance. Er zog seine Handschuhe aus und schnappte sich ein nasses, sauberes Geschirrteil aus Samanthas Hand, wobei er seine Finger einen Moment lang auf ihren verweilen ließ. Es war ein guter, subtiler Schachzug – er hatte ihn in einer Menge Filme gesehen.
» Was zum Teufel machst du? « , fragte Samantha.
» Ich nehme dieses Geschirr. «
» Warum? «
Er berührte sie immer noch. Jetzt fiel ihm auf, dass er kein Tuch hatte, um es abzutrocknen. » Äh. «
» Howie, du bist so alt wie mein Neffe. «
» Genau genommen bin ich sechs Wochen älter. «
Sie schüttelte den Kopf. » Das wird nicht passieren. «
» Das sagen Sie jetzt. «
» Allerdings. «
» Wir sind zwei einsame Menschen « , sagte er in verführerischem Ton, » gefangen in einer von Billy Dent geschaffenen Welt. «
Samantha brüllte vor Lachen. Howie schätzte, dass dies kein gutes Zeichen war.
12
Jazz war überrascht, dass er New York total hasste.
Nein, das stimmte nicht exakt. Da er aus einer Kleinstadt wie Lobo’s Nod stammte, war es keine Überraschung, dass er New York hasste. Was ihn wirklich überraschte, war, wie sehr er es hasste. Seine Abneigung basierte nicht auf dem mangelnden Selbstvertrauen eines Kleinstadtjugendlichen oder der tragischen Ignoranz eines Bauerntrampels – er verabscheute es aus ganzer Seele, wenn er denn hoffentlich eine hatte.
Die Straßen – verstopft von
Weitere Kostenlose Bücher