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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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klebrig und — im
grellen Licht — ganz eindeutig rot. Er hob die Hand an die Nase und
schnupperte.
    «Bitte, bleiben Sie liegen.»
Karens Stimme klang so energisch wie die einer Krankenschwester zu einem
hysterischen Patienten.
    «Ich bin nicht verletzt,
Karen.»
    «Sie sehen aus wie... Ihr
Kopf!»
    «Das Rohr hat mich nicht
erwischt. Irgendwas ist ausgelaufen...»
    Karen nahm den Blick von
Spraggues blutverschmiertem Gesicht und schaute auf die Bühne. Sie verschränkte
die Arme, als wolle sie ein plötzliches Frösteln abwehren.
    Das Treppenhaus auf der rechten
Bühnenseite — Teil des Bühnenbildes des Westenra-Hauses — hatte Spraggue das
Leben gerettet. Die kunstvoll verzierte Balustrade war zerschmettert, aber die
eigentliche Plattform hatte gehalten. Ein Ende des Eisenrohres ruhte dort in
drei Metern Höhe. Auf der linken Bühnenseite war die Stange, nur aufgehalten
von dem wenigen Mobiliar für die Proben, auf den Boden gekracht. Eine dunkle
Pfütze breitete sich in der Mitte der Bühne aus.
    «Blut.» Karen zitterte, als sie
sich neben die Pfütze hockte. «Woher kriegt man nur soviel Blut?»
    Spraggue hob einen verbeulten
Blecheimer. «Ich hatte Angst, das Ensemble-Gespenst würde sich an den Gewichten
zu schaffen machen. Jetzt sieht’s ganz so aus, als hätte es etwas weniger
Tödliches im Sinn gehabt.»
    «Sie könnten tot sein!»
    «Aber nur aus Versehen. Hätte
ich ihn nicht gestört...»
    «Haben Sie ihn gesehen ?»
fragte Karen konzentriert.
    «Nicht so gut, daß ich ihm
einen Namen geben könnte.»
    Die Inspizientin machte ein
enttäuschtes Gesicht.
    «Dunkle Augen, glaube ich. Bei all diesen Stufen und Plattformen konnte ich nichts über die Größe
sagen.»
    «Geschlecht?»
    Spraggue seufzte. «Ein
schwarzer, formloser Umhang — die gleiche Kluft, die Eddie gestern vor ein
Rätsel gestellt hat. Ich habe ihn für einen Dummkopf gehalten, weil er nicht
mehr erkannt hatte. Ich werde mich wohl entschuldigen müssen.»
    «Aber selbst mit einem Umhang»,
sagte Karen beharrlich, «kann man doch etwas über die Figur sagen. Können Sie
Gus Grayling nicht ausschließen? Der ist fett.»
    «Wer immer es war, er hat sich
flink bewegt, wie ein schlanker Mensch. Ich habe keine Schritte gehört,
als er lief.»
    «Was ist mit Emma? Können Sie
sie ausschließen?»
    «Es würde mich schon sehr
ärgern, wenn ich diesen Körper nicht überall wiedererkennen könnte.»
    «Schließen Sie die Augen. Sehen
Sie alles noch mal, genau so, wie es war», befahl Karen.
    «Ich bin fast sicher,
daß es nicht Emma gewesen sein kann», sagte Spraggue.
    «Dunkle Augen», brummte Karen.
«Dunkle Augen. Darien hat blaue Augen. Damit ist er draußen. Eddie kann ohne
seine Brille nichts sehen...»
    «Moment, Karen. Ich sagte, ich glaube, er hatte dunkle Augen. Sicher bin ich nicht.»
    «Was haben wir noch?» fragte
sie wütend. «Sie sind ein geübter Beobachter, sowohl als Schauspieler als auch
als Detektiv! Ich plädiere lediglich dafür, Ihrem ersten Eindruck zu
vertrauen.»
    «Danke. Aber soweit es darum
geht, potentielle Verdächtige auszuschließen, sind Sie die einzige, die absolut
aus dem Schneider ist.»
    «Ich!» Die rechte Hand der
Inspizientin zuckte fast automatisch hoch, und Spraggue bereitete sich darauf
vor, der Ohrfeige auszuweichen. Doch sie kam nicht. Stattdessen lachte Karen.
«Ich», wiederholte sie ungläubig.
    «Mit Ihnen alles in Ordnung?»
fragte Spraggue.
    «Wird schon. Ich werde Leute
kommen lassen müssen, die hier alles wieder aufräumen. Jemand muß auch den
Träger erneuern... Darien wird einen Tobsuchtsanfall nach dem anderen
kriegen...»
    «Soll er», sagte Spraggue. «Helfen
Sie mir, alles zu rekonstruieren. Danach können Sie Arthur anrufen.»
    «Ich werde mich umschauen»,
antwortete sie, «während Sie sich waschen. Sie sehen aus wie Jack the
Ripper. Handtücher und Seife sind in der Garderobe. Und benutzen Sie kaltes Wasser. Heißes Wasser fixiert die Flecken nur.»
    «Bin in zwei Minuten zurück.
Hören Sie, denken Sie über alles nach, aber rühren Sie nichts an.»
    Karen machte sich an die
Arbeit, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, um jeder Versuchung zu
widerstehen. Als Spraggue zurückkehrte, naß, aber nicht mehr blutverschmiert,
hatte sie die Seilenden gefunden — eines um den Eimer gebunden, das andere an
einer Latte neben dem herabgestürzten Eisenträger.
    «Der Eimer muß runtergefallen
sein», sagte sie. «Haben Sie das gehört?»
    «Nein. Aber wenn er zusammen
mit dem

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