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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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sie saß in
der ersten Reihe des Zuschauerraumes, warf ihr schwarzes Haar zurück und
schnaubte verächtlich. Sie schlug die Beine übereinander und zog wütend den
Saum ihres Rockes über die Knie. «Ist seine kleine Spielgefährtin vielleicht
bei ihm, Karen? Ich will doch hoffen, daß Sie vorher angeklopft haben.
Schrecklich peinlich für Sie.»
    Greg Hudson, der in den
Kulissen auf seinen Auftritt wartete, drehte sich um und ging. Spraggue konnte
so gerade eben noch sein Gesicht im Profil sehen, das Zucken der Muskeln seiner
zusammengebissenen Kiefer.
    Karen ignorierte Caroline,
beachtete die schriller werdende Stimme der Schauspielerin genausowenig wie ihr
gerötetes Gesicht. Aber Darien reagierte.
    «Caroline», sagte er streng.
«Ich will nichts davon auf der Bühne sehen. Du und Lucy seid Freundinnen. Was
ihr im Bett macht und mit wem, das ist mir scheißegal, und ich will nicht, daß
das Stück darunter zu leiden hat. Verstanden?»
    «Ich bin Profi, Arthur»,
antwortete sie unterkühlt. «Ich mache meinen Job.»
    Darien drückte ihren Arm,
strahlte sie mit seinem besten Netter-Onkel-Lächeln an. Ein pummeliger Mann mit
Hängebacken lehnte lässig an der Bühne und gackerte. Spraggue starrte ihn an:
Gustave Grayling, leicht durch das Foto in seinem Lebenslauf wiederzuerkennen.
Gluckste Grayling bei der Vorstellung, daß Langford sowohl mit dem Regisseur
als auch mit der weiblichen Hauptrolle Schwierigkeiten hatte? Oder existierte
die Eifersucht auf Langford nur im Kopf dieses eingebildeten Schauspielers?
    Schwere Schritte auf der
Treppe, die dann den Flur heruntergehastet kamen. Der fehlende Schauspieler
tauchte außer Atem, mürrisch und allein auf. Falls Emma bei ihm gewesen war,
war sie unten geblieben.
    «Jeder auf seinen Platz!» rief
Karen erleichtert.
    «Arthur!» Langford marschierte
auf den Regisseur zu. «Hör mal, kannst du den verdammten Schluß nicht ohne mich
machen? Ich habe absolut kein Verlangen danach, länger als unbedingt nötig in
dieser feuchten, engen Kiste zu liegen und zu ersticken.»
    «John...»
    «Es ist mein voller Ernst,
Arthur. Ich verabscheue es, zwanzig endlose Minuten in meinem Sarg zu liegen,
nur um dann erstochen zu werden, ohne auch nur ein einziges Wort gesagt zu
haben.»
    «Du kannst in dieser Szene nicht sprechen, John. Es ist noch heller Tag.»
    «Und» — Langford tat, als hätte
er die Unterbrechung nicht gehört — «ich verachte das Messer. Ein Vampir sollte
mit einem Holzpflock mitten durchs Herz getötet werden. Jedes Kind weiß doch,
daß dies die einzige Möglichkeit ist, einen Vampir zu töten...»
    «Im Buch, John», sagte Arthur
langsam, «wird Dracula mit einem Bowie-Messer getötet.»
    «Ach, das Buch, das Buch! Es
ist doch nicht die Bibel, oder? Im Buch wird, wenn ich mich recht
entsinne, Dracula von einer Figur getötet, die der Dramatiker in seine
Bühnenfassung nicht mal aufgenommen hat! Soviel zum Buch!»
    Darien schloß die Augen,
antwortete sehr beherrscht. «Im Theater, John, wiederholt man den gleichen
Effekt einfach nicht zweimal. Verstanden? Beim ersten Mal ist das Publikum noch
gebannt, beim zweiten Mal suchen sie nach den versteckten Fäden. Wir haben doch
Lucy bereits mit dem Pflock getötet. Du mußt durch das Messer sterben.»
    Spraggue wartete geduldig in
der Kulisse auf der rechten Bühnenseite. Karen ging auf und ab.
    «Ich glaube, unser großer
britischer Schauspieler leidet insgeheim unter Klaustrophobie», brummte sie.
«So wie er sich immer wieder über diesen Sarg ausläßt!»
    «Hier wird er nicht viel
Mitgefühl zu erwarten haben», meinte Spraggue. «Wie stirbt er denn?»
    «Der typische Trick mit dem
Requisitenmesser. Literweise Hühnerblut. Ein Todesschrei. Und dann löst er sich
in Luft auf. Wäre gar kein übler Effekt, wenn John geruhen würde, es mal zu
proben.»
    «Auf geht’s!» brüllte Darien,
ließ den immer noch redenden Langford einfach stehen.
    «Jeder auf seinen Platz!» rief
Karen lustlos, die Augen flehend zum Himmel gehoben. «Drei-fünf. Jeder auf
seinen Platz!»
    Die erste Hälfte der Szene ging
schnell, das Spiel war intensiver als üblich. Spraggue schrieb diesen Wandel
einer neuen Allianz zu, einer neuen Herzlichkeit zwischen Lady Caroline und
Greg Hudson; die Bande verschmähter Liebhaber.
    Bei der Kampfszene blieb die
Probe dann stecken.
    «Stop!» rief Darien traurig.
«Alles noch mal! In Zeitlupe! Alles! Ich muß sehen , was die Sache
verpfuscht!»
    Greg Hudson biß die Zähne
zusammen. Er wußte es,

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