Blut will Blut
ausgab, dieselbe Caroline Ambrose war, die
sie schon am Broadway und im Fernsehen gesehen hatten. Bei den anderen lag die
Sache etwas komplizierter. Dieser Mann aus dem Calgary Theater hatte
schließlich ein altes Foto von Deirdre geschickt. Andere Frisur, aber ganz
sicher dieselbe Person. Und Emma... Auch kein Problem. Jeder, der schon einmal
mit Emma Healey gearbeitet hatte, erinnerte sich genau an ihr Aussehen.
Spraggue selbst schwelgte in Erinnerungen.
Die übrigen... War Greg Hudson
der echte Greg Hudson? Hatte er tatsächlich gemacht, was er laut seinem
Lebenslauf gemacht haben sollte? Oder gehörte dieser Lebenslauf einem anderen
Schauspieler — nämlich dem echten Gregory? Und Eddie... Wie gut konnte
er ohne seine Brille wirklich sehen? Eddie und Karen... Karen und Eddie...
Um neun Uhr morgens am Tag der
Vorpremiere für die Presse fiel Spraggue in einen leichten, unruhigen Schlaf.
Kapitel
Dreiundzwanzig
«Freut mich, das du’s noch
geschafft hast», sagte Greg Hudson, als Spraggue sich setzte, um sich zu
schminken. «Es ist sieben Uhr. Arthur erwartet uns um Viertel nach sieben im
Gemeinschaftsraum, also gibst du besser Gas.»
Spraggue ignorierte ihn,
öffnete seinen Schminkkasten, breitete Stifte und Pinsel in einer ordentlichen
Reihe aus. Hudson wollte genausowenig eine ausführliche Erklärung seiner sporadischen
Anwesenheit bei den Proben, wie er sich für die genaue Zahl der Lieferanten für
Versuchstiere in Boston interessierte. Er hatte einfach nur das große Zittern
vor einer Aufführung.
«Findest du, ich hätte mich zu
blaß geschminkt?» fragte Greg pikiert.
«Das Licht hier unten ist nicht
so besonders.» Spraggue musterte Hudson kritisch. «Sieht in Ordnung aus. Falls
Darien meckert, kannst du’s für die Premiere ja immer noch ändern.»
«Nicht, bevor einer dieser
Pressefritzen schreibt, ich sähe aus wie ein bleichgesichtiger Truthahn.»
«Du magst keine Kritiker?»
«Ich liebe sie, liebe sie
alle.» Hudson posierte vor dem Spiegel, rückte sein Halstuch zurecht, zerzauste
sein Haar. «Du hättest früher hier sein müssen. Da sind die Fetzen geflogen.
Der große Gustave fand seine Erwähnung im Programmheft nicht gut. Er will, daß
sein Name zusammen mit dem unsterblichen Langford und unserer Orchideenlady
ganz oben steht.»
«Gus?» Spraggue überprüfte
seine Grundierung. Gute Farbe. Er hoffte, noch genug Zeit zu haben, daß der Mastix
auf seinem Kinn richtig austrocknete. Es juckte.
«Ich habe früher schon mit Gus
gearbeitet», meinte Hudson mit einem Seufzer. «Immer dasselbe. Bei den Proben
flitzt er einem immer um die Füße, bettelt geradezu darum, daß man ihm auf den
Schwanz tritt. Und wenn man es dann schließlich tut, kriegt er einen Koller.
Viel zu spät, um noch was zu bringen. Ist einfach aus seiner Garderobe
stolziert. Hat sie ‹eine schummerige, ekelhafte Rumpelkammer› genannt, die
seiner Position im Ensemble völlig unangemessen sei.»
«Wo ist er hin?»
«Hat sich Eddies Zimmer unter
den Nagel gerissen. Der Junge ist zu spät gekommen. Und als Eddie dann endlich
eintrudelt, hat er seine Brille nicht auf. Absolute Identifikation mit der
Rolle, du verstehst schon. Er sieht, daß jemand anderer in seiner Garderobe
ist, also glaubt er, er hätte sich verzählt. Geht ins nächste Zimmer und kommt
reingelatscht, als Lady Caroline gerade im Evaskostüm dasteht. Und der arme
Blödmann konnte nicht mal was sehen!»
Spraggue lachte leise. «Hat sie
ihn nur rausgescheucht, oder hat sie sich über ihn hergemacht?»
«Du hättest das Gekreische
hören sollen! Ich dachte schon, eine von den Ratten der letzten Nacht würde
sich an ihren Zehen vergnügen. Karen ist dann runtergekommen und hat die Wogen
geglättet. Eddie teilt sich jetzt mit Gus den Raum. Der arme Teufel.»
«Sollten wir Gus zu uns
einladen?» fragte Spraggue zögernd. «Hier ist mehr Platz.»
«Kommt gar nicht in Frage.
Sollen die Bekloppten ruhig unter sich bleiben. Außerdem würde er das sowieso
nur als Beleidigung auffassen, Spraggue.»
«Als Beleidigung?»
«Glaub mir. Wenn er in so einer
Verfassung ist, brauchst du ihm nur kurz hallo zu sagen, und schon ist es eine
Beleidigung.» Greg unterbrach sich, um Luft zu holen. «Mit dem Bart siehst du
älter i aus. Gefällt mir.»
Spraggue wechselte das Thema.
«Wie spät?»
«Noch vier Minuten. Soweit ich
weiß, ist Langford noch nicht # aufgetaucht.»
Spraggue brummte, konzentrierte
sich darauf, Falten auf seine , Stirn zu
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