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Blut will Blut

Blut will Blut

Titel: Blut will Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Barnes
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Experimente.»
    «Hältst du mich für kalt und
berechnend?» Sie zuckte mit den Achseln. «John denkt immer nur an sich selbst.
Wäre es nicht nett, wenn seine düstere Vergangenheit ihn gerade noch
rechtzeitig einholt, um ihn zu hindern, die krönende Rolle seiner gesamten
Karriere zu spielen?»
    Spraggue brummte.
    «Du bist so schrecklich
unverbindlich, Michael.»
    Spraggue trocknete sich ab,
begann sich anzuziehen. «Ich muß jetzt nach Hause.»
    «Du kannst hier schlafen.»
    Sie war unglaublich schön, mit
ihren feuchten Haaren und dem Handtuch, das sie sich locker umgebunden hatte.
Er lehnte ab; auf ihn wartete noch Arbeit. Aber er hatte nichts dagegen gehabt,
für ein paar Stunden mit sich experimentieren zu lassen.
    Er bestellte sich ein Taxi.
    Als er zehn Minuten später die
Eingangsstufen hinunterging, fuhr plötzlich ein kleiner, dunkler Wagen fort,
der am Bordstein geparkt hatte.
    Als er im Haus seiner Tante eintraf,
war es bereits fünf Uhr morgens. Sie hatte das Verandalicht brennen lassen.
Schweigend dankte Spraggue ihr dafür, während er leise nach seinem nur selten
benutzten Schlüssel suchte.
    Die Handschrift auf den Seiten,
die sorgfältig gefaltet unter der Jadeschüssel in der Bibliothek lagen, gehörte
Pierce — der ausgearbeitete Zeitplan der abendlichen Aktivitäten aller
Verdächtigen. Kein Zettel von Tante Mary; also hatte sie nichts aus Karen
herausbekommen. Spraggue widerstand dem Verlangen, die Inspizientin anzurufen,
konnte aber nichts gegen den Wunsch machen, daß sie, und nicht Emma, ihn zu
sich nach Hause eingeladen hatte.
    Moment. Da war noch ein Zettel
in einer anderen Handschrift, die aber auch nicht Tante Mary gehörte; eine
fremde, rundliche Schulmädchenschrift. Eine halbe, aus einem Notizbuch
herausgerissene Seite mit der Unterschrift «Georgie».
     
    Lieber
Michael,
    am
Ende doch noch entlastet! Gib’s zu, ich hätte unmöglich das Tonband und alles
besorgen, all diese vielen Ratten kaufen und die ganze Sache vorbereiten
können, wo ich doch den ganzen Nachmittag hier in deinem hübschen Haus gewesen
bin. Deine Tante, ein wahrer Schatz, wird mir ein Alibi liefern.
    Siehst
du jetzt, daß es völlig richtig von dir war, mir zu vertrauen? Und dafür bin
ich dir dankbar, dankbar, dankbar! Glaube mir.
     
    Spraggue lächelte, steckte das
gefaltete Blatt zu Pierces Bericht, legte beides auf Hurleys Umschlag und ging
in die Küche. Vom obersten Fach im Kühlschrank, auf einem kleinen silbernen
Tablett, starrte ihn ein Glas Milch und ein winziges Erdbeertörtchen an. Mary
mußte Dora gesagt haben, daß er spät nach Hause käme.
    Er nahm das Gebäck und das
Tablett, tauschte die einschläfernde Milch gegen ein Pepsi und ging zum Turm
hinauf, in das Zimmer, das er schon als kleiner Junge gehabt hatte. Auf
Zehenspitzen schlich er sich am südlichen Gästezimmer vorbei. Er war nicht
sicher, wo Mary Georgina untergebracht hatte.
    Im Turm war das Bett
aufgeschlagen. Frische Handtücher und Seife im Bad. Spraggue zog sich aus und
machte es sich auf dem Bett bequem, stopfte sich zwei dicke Kissen in den
Rücken und knipste die Leselampe an.
    Pierces Zeitplan hatte einen
ordentlichen Rand und war sauber in Spalten aufgeteilt, in Druckbuchstaben in
seiner winzigen, präzisen Handschrift geschrieben. Die erste Spalte führte
unter der Überschrift «Verdächtige» das Ensemble, den Regisseur und den
Intendanten auf. Die zweite Spalte hieß «Aufenthalt um 11.15». Die dritte
«Gesehen von». Die vierte «11.55». Die fünfte Spalte wiederholte die dritte:
«Gesehen von».
    Für die «Stars» des Abends
ließen sich schnell Bürgen finden. Langford, Ambrose, Darien hatten so eine
Art, andere nachhaltig ihre Gegenwart spüren zu lassen. Dennis Boland, der
stämmige Spider, hatte Darien ständig von hinten und vorn bedient. Emma Healey war
John Langford gegenüber nicht ganz so loyal gewesen. Sie war hier und da
gewesen, aber in ihrem roten Kleid war sie von einer Menge Leute gesehen
worden. Sowohl Mary als auch Pierce stimmten darin überein, daß sie den Raum
nicht verlassen hatte.
    Spraggue zog das dünne Laken
über seine Knie; die spätsommerlichen Nächte wurden frischer. Er streckte die
Arme über den Kopf und gähnte, trank einen langen Schluck von seiner
koffeinhaltigen Limonade.
    Die anderen Schauspieler waren,
laut Pierces Zeitplan, schwerer zu orten, da weniger schillernd. Greg Hudson
war, das glaubte Pierce wenigstens, viel zu betrunken gewesen, um etwas
unternehmen zu können,

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