Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)
gewesen wäre.
» Olaf der Irenschuh – Jarlkönig in Dyfflin?«, meinte Krähenbein und wog nachdenklich die Axt in der Hand. » Nun ja, er ist alt, aber er ist immer noch ein Nordmann, und niemand hat Eirik Blutaxt mehr gehasst als er. Hatten sie sich nicht gegenseitig den Thron von Jorvik streitig gemacht?«
Hoskuld nickte kurz, und diejenigen, die die Geschichte kannten, brummten zustimmend. Eirik war einmal vom Thron Jorviks gestoßen worden und Olaf Irenschuh mindestens zweimal. Gorm murmelte etwas und sah Hoskuld wütend an.
» Na gut«, sagte Krähenbein. » Du hast also dem Irenschuh die Geschichte mitgeteilt und bist dann nach Orkney gesegelt.« Seine Stimme war jetzt finster und mörderisch. » Aber, wie ich vermute, nicht zu Thorfinn.«
» Thorfinn ist tot«, brach es aus Gorm heraus. » Jetzt regieren seine Söhne dort zusammen – Arnfinn, Havard, Ljot und Hlodir.«
» Auf Orkney gibt es doch nur eine Herrscherin«, unterbrach Krähenbein ihn wütend. » Lebt sie noch, diese Hexe?«
Als Antwort brachte Hoskuld nur ein ersticktes Keuchen hervor. Gunhild, Eiriks Königin, die Hexenmutter der Könige. Seine Gedanken rasten: Sie war es gewesen, die ihre Söhne ausgeschickt hatte, Krähenbeins Vater zu ermorden und dann die Welt nach dem Sohn und der Mutter zu durchkämmen. Jetzt stand der gesuchte Sohn mit finsterem Gesicht und einer Axt in der Hand vor ihm, die ungleichfarbigen Augen kalt auf ihn gerichtet. Hoskuld verfluchte sich, dass er das vergessen hatte.
» Arnfinn ist mit ihrer Tochter verheiratet«, murmelte er.
Krähenbein packte die kurze Axt fester, als bereitete er sich auf einen tödlichen Hieb vor.
» So«, sagte er. » Du hast die Neuigkeit also Olaf Irenschuh überbracht, der immer Eiriks Rivale war. Hat er dich gut bezahlt, ehe du geflohen bist?« Er wartete die Antwort nicht ab, sondern fuhr fort: » Und dann hast du sie zu Gunhild getragen, der Hexe, die Eiriks Frau war. Von dort musstest du auch fliehen – und aus demselben Grund. Hattest du es da endlich kapiert, Händler Hoskuld? Dass das, was du wusstest, nicht Gold wert war für dich, sondern dich ins Verderben stürzen würde?«
Er starrte Hoskuld an, und die Axt in seiner Hand zuckte.
» Du bist verloren«, erklärte Krähenbein mit versteinertem Gesicht. » Genauso verloren wie dieser Drostan, den du zweifellos wegen der Belohnung verraten hast. Olaf wird nicht eher ruhen, als bis du zum Schweigen gebracht worden bist, genau wie die Hexe auf Orkney. Wo ist Drostan? Hast du ihn umgebracht?«
Hoskuld runzelte die Stirn. » Nein! Natürlich nicht. Er war es ja, der mir auftrug, alle diese Orte aufzusuchen und zum Schluss nach Borg im Norden von Alba zu reisen, wo wir ihn auf seinen Wunsch hin abgesetzt haben, ehe wir uns auf den Weg zu Jarl Orm gemacht haben.«
Er versuchte, wütend auszusehen, aber dieser Blick in den verschiedenfarbigen Augen des Jünglings verunsicherte ihn. Er machte eine ärgerliche Handbewegung, als wollte er diesen Blick von seinem Gesicht wischen.
» Der Mönch lebt. Warum sollte ich ihn töten und mir dann die Mühe machen, Orm aufzusuchen – und dich?«
» Verrat«, murmelte Krähenbein. Er beugte sich ein wenig vor und sah in Hoskulds bleiches Gesicht. » Ist es das? Ein Feind, der mich tot sehen möchte, oder noch schlimmer? Warum segelst du nach Man, wenn der Mönch in Borg ist?«
» Er hatte etwas bei den Mönchen auf Man zurückgelassen«, sagte Hoskuld widerstrebend. » Ein Schriftstück.«
Krähenbein zuckte mit der Axt, und Hoskuld erzählte.
» Eine Botschaft. Ich sollte sie auf dem Rückweg holen und zu Orm bringen.«
Zu Orm? Krähenbein kniff nachdenklich ein Auge zu. » Und du hast sie hingebracht?«
Hoskuld nickte.
» Und weißt du auch, was die Botschaft enthielt?«, fragte er und ließ Hoskuld nicht aus den Augen.
Der Händler schüttelte den Kopf, eher mürrisch als furchtsam.
» Ich sollte dir davon berichten«, erwiderte er bitter, » falls du fragst, warum wir nach Man gesegelt sind und so weiter.«
Krähenbein zeigte seinen Ärger nicht. Es war ihm peinlich, dass er gedacht hatte, Hoskuld sei mit seiner merkwürdigen Ladung aus eigenem Entschluss nach Man gesegelt. Entweder, weil man ihn dafür besser bezahlt hatte oder weil er gehofft hatte, Krähenbein würde vielleicht auch selbst ein Schiff finden.
Jetzt wusste er es besser. Dieser Drostan hatte eine Nachricht hinterlassen, auf Lateinisch, was Hoskuld nicht lesen konnte – der kannte nur Runen und konnte
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