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Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition)

Titel: Blutaxt: Die Eingeschworenen 5 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Low
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Zeit
    Krähenbeins Mannschaft
    » Du hast Glück gehabt«, sagte die Stimme, und Krähenbein versuchte, das dazu gehörende Gesicht zu sehen, aber er konnte seine Augen nicht genügend weit aufmachen, und wenn er es versuchte, blendete ihn das grelle Licht. Eine Frau, stellte er mit dem Teil seines Gehirns fest, der noch zu funktionieren schien.
    » Das kannst du wohl sagen«, hörte er eine weitere Stimme, die tiefer und lauter war. Ein Mann.
    Die Frau seufzte.
    » Óengusso, geh jetzt weg, du bist hier keine Hilfe. Es ist schon schlimm genug, was du angerichtet hast. Wenn er sich nicht noch geduckt hätte … nicht auszudenken … Hier, kleiner Olaf, trink das.«
    » Ich wollte mich nur überzeugen, dass der junge Prinz wieder zu sich gekommen ist«, erwiderte der Mann, während jemand Krähenbein eine Schale an die Lippen hielt, worauf er etwas Bitteres schmeckte. Er schluckte und spürte einen warmen Atem, der nach Rosmarin roch, erst an seinem Mund, dann am Ohr. Die Frau sang, eigentlich war es nur ein Flüstern und die Worte waren Unsinn, aber Krähenbein wusste, wie Seidr klang, und er bekam eine Gänsehaut. Er merkte, dass sie sich von ihm entfernte, aber ihre Stimme war so vertraut, dass er ihren Namen auf der Zunge hatte.
    » Er wird bald wieder gesund und munter sein«, sagte die Frau mit fester Stimme. » Ich habe ihm den Zauber von Wurmkraut, Wegerich, Schaumkraut, Hühnerhirse, Kamille, Nessel, Holzapfel, Kerbel und Fenchel in Mund und Ohren gesungen.«
    » Und wie ich hoffe, alles im Namen Gottes«, sagte der Mann, und Krähenbein wusste allein vom Ton, dass es ein Mönch sein musste. Und plötzlich durchfuhr es ihn warm wie guter, starker Wein. Er kannte diese Frau auch, er hatte ihre Stimme hundertmal gehört, auch wenn er ihr Gesicht nicht sah, wenn sie hinter ihm saß und ihn kämmte. So wie sie vor langer Zeit seinen grindigen, lieblos rasierten Kopf gesalbt hatte, an dem Tag, als Orm ihn von seiner Kette am Scheißhaus von Svartey befreit hatte.
    » Thorgunna!«, stieß er hervor. Er öffnete die Augen, so gut es ging, und sah ihr lächelndes, breites Gesicht wie eine Sonne über sich. Dann schwamm das andere Gesicht davor und nahm ihm die Sicht.
    Óengusso hatte winzige blaue Äuglein wie ein Schwein, von weißen Wimpern umrandet. Er war groß und hatte einen dicken Bauch, doch unter dem Mönchsgewand versteckten sich auch gehörige Muskeln, wie Krähenbein zugeben musste, als er seinen Helm betrachtete, den der Mann ihm mit bedauerndem Gesicht hinhielt.
    » Tut mir wirklich leid«, sagte Óengusso, als Krähenbein sich mühsam aufsetzte und die Beine über die Pritsche schwang, auf der er gelegen hatte. Es dauerte einen Moment, bis die Welt aufgehört hatte, sich zu drehen, dann nahm er den Helm aus den Händen des Mönchs. Die linke Seite war eingedrückt, die kleine Halterung für den Pferdeschweif völlig platt.
    » Wir konnten ihn leider nicht besser ausbeulen«, sagte Óengusso, der Krähenbeins Schweigen für eine Anklage hielt. In Wirklichkeit hatte Krähenbein sich nur gefragt, wie sein Kopf jetzt aussehen würde, wenn er keinen Helm aufgehabt hätte. Dem pochenden Schmerz nach zu urteilen, musste er ebenfalls völlig verbeult sein, und sein linkes Ohr war völlig taub.
    » Nein, nein«, sagte Óengusso, als Krähenbein seiner Sorge Ausdruck gab. » Du hast kaum eine Beule. Das ist ein guter Helm.«
    Krähenbein sagte dazu nichts weiter. Er versuchte, aufzustehen, aber der Fußboden spielte nicht mit. Er schwankte wie ein Schiff bei hohem Seegang, und schließlich streckte Óengusso den Arm aus, damit er sich daran festhalten konnte. Der Arm fühlte sich an wie aus Eisen, und jetzt wusste Krähenbein, wo die Kraft hergekommen war, die ihn fast seinen Kopf gekostet hätte.
    Er hielt sich lange an dem Arm fest und starrte auf den Wandbehang, bis der Vogel darauf aufhörte, im Kreis herum zu fliegen, und in seinem blauen Viereck blieb.
    » Die Friedenstaube«, erklärte Óengusso, der annahm, dass Krähenbein über die Bedeutung nachdachte, » die gerade mit einem Zweig zu Noahs Arche zurückkehrt, zum Beweis, dass die Flut vorüber ist und Gott Noah verschont hat.«
    » So machen wir es auch«, brachte Krähenbein heraus, » nur dass wir Raben ausschicken, um Land zu finden.«
    » Ich danke dir für das Leben meines Sohnes«, sagte Óengusso, und Krähenbein sah ihn an. Dies also war der » Lektor«.
    » Du bist ein ziemlich außergewöhnlicher Christus-Anhänger«, brachte er mühsam

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