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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Treppenhaus,
das ähnlich verwinkelt wie im Vorderhaus war. Da sich die Treppe unmittelbar hinter
der Eingangstür befand, war es ein Leichtes, den Weg ins Obergeschoss zu nehmen.
Pit Teufelsreute erwartete uns im Türstock stehend. Ich schätzte ihn auf Mitte 50,
wobei ich aufgrund seines gänzlich fehlenden Kopfhaares auch kräftig daneben liegen
konnte. Mich irritierte seine Sonnenbrille, die in dem recht dunklen Treppenhaus
deplatziert wirkte.
    »Ja, bitte?«
    Ich drückte ihm meinen Ausweis entgegen.
»Guten Tag, wir sind von der Kriminalpolizei. Mein Name ist Reiner Palzki und das
ist mein Kollege Gerhard Steinbeißer. Dürfen wir einen Moment hereinkommen?«
    »Um Himmels willen, ist etwas passiert?«
    »Nein, nein, wir haben nur ein paar
Fragen.«
    Teufelsreute ging in die Wohnung
und wir folgten ihm. Im Wohnzimmer angekommen, machte er uns mit einer Geste klar,
dass wir Platz nehmen sollten. Er selbst schaltete zunächst den Fernseher aus. Wir
saßen in einem rustikal gestalteten Wohnzimmer. Eichenschränke, die ich noch von
meinen Eltern kannte, Hirschgeweihe als Beleuchtungskörper und eine Couch aus Cordstoff
zeigten mir, dass Teufelsreute nicht viel von moderner Innenraumgestaltung hielt.
    »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    Auch jetzt behielt er seine Sonnenbrille
auf.
    »Sie sind Herr Pit Teufelsreute?«
    Er nickte. »Ja, ist das schlimm?«
    »Grundsätzlich nicht«, antwortete
ich. »Haben Sie Verwandte?«
    »Warum wollen Sie das wissen? Mein
Sohn Martin ist der einzige Verwandte. Ich selbst bin Frührentner und meine Frau
ist schon lange verstorben.«
    Verdammt! Warum hatte uns Jürgen
das nicht gesagt?
    »Sie haben einen Sohn? Heißt der
auch Teufelsreute?«
    »Sicher doch. Martin Teufelsreute.
Hat er etwas angestellt?«
    Ich beruhigte ihn. »Keine Angst.
Wo wohnt Ihr Sohn?«
    Teufelsreute schaute resigniert
auf den Boden.
    »Also doch. Jetzt kommt alles heraus.
Ich habe es ihm tausendmal gesagt, dass es gefährlich ist, was er macht, doch er
wollte es nicht einsehen und hat mich nur ausgelacht.«
    Oha, jetzt hieß es vorsichtig zu
agieren. Zufallsfunde wie hier sorgten dafür, dass unsere Aufklärungsquote über
100 Prozent lag. Das bedeutete, dass wir nicht nur alle Kapitalverbrechen aufklärten,
sondern häufig nebenbei Zufallsfunde machten.
    »Wir wissen alles, Herr Teufelsreute«,
bluffte ich und Gerhard notierte eifrig. »Am besten erzählen Sie alles der Reihe
nach, nicht dass wir etwas falsch verstehen und es Ihrem Sohn versehentlich negativ
auslegen. Das wollen Sie bestimmt nicht, oder?«
    Mit diesem rhetorischen Kniff lockte
ich ihn aus der Reserve.
    »Was soll ich da groß sagen? Martin
wurde vor drei Monaten arbeitslos und bekommt deswegen Arbeitslosengeld. Das Problem
ist, dass er seit Jahren in Spanien wohnt.«
    »Das verstehe ich nicht, wie kann
er in Deutschland arbeitslos werden, wenn er in Spanien wohnt?«
    »Das ist ja die Trickserei. Martin
arbeitete zwei Jahre in Spanien bei einem Olivenölhersteller, der in Deutschland
Vertriebsniederlassungen hat. Da Martin in Deutschland noch keinen Rentenanspruch
hat, den hat man erst, wenn man fünf Jahre Beiträge zahlt, hat er mit seinem Chef
vereinbart, dass er zwar in Spanien arbeitet, sein Gehalt aber über die deutsche
Filiale bezieht. Damit kann er seinen Rentenanspruch vervollständigen. Ihm fehlen
nur ein paar Monate.«
    Er machte eine kurze Pause, bevor
er mit der Beichte fortfuhr.
    »Das mit dem Arbeitslosengeld war
nicht geplant, das hat sich so ergeben. Jetzt bekommt Martin ein Jahr lang Geld
vom deutschen Staat, erwirbt seinen Rentenanspruch und parallel dazu will er in
Spanien eine Kneipe eröffnen.«
    Ich ließ sein Geständnis zunächst
ein paar Sekunden wirken, bevor ich weiterfragte.
    »Wie können wir Ihren Sohn erreichen?
Kommt er häufig nach Deutschland?«
    Teufelsreute stand auf, ging zu
seinem Wohnzimmerschrank, öffnete das Barfach und holte eine Literflasche Jägermeister
hervor.
    »Möchten Sie
auch einen?«
    Nachdem wir
abgelehnt hatten und er sich zwei Schnapsgläser des Getränks gegönnt hatte, fuhr
er fort.
    »Martin ist
recht häufig bei mir. Er hat sein eigenes Zimmer. Morgen Nachmittag wird er wieder
hier sein. Dann können Sie ihn gleich mitnehmen.«
    »So schnell geht das nicht«, erwiderte
ich. »Wenn wir alle Sozialbetrüger festnehmen würden, müssten wir aus Platzgründen
sämtliche Bundesliga-Fußballstadien der ersten beiden Ligen anmieten. Warum kommt
Martin morgen nach Deutschland? Sie haben

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