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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Flasche
zur Konfirmation geschenkt bekommen. Aus mir soll ein richtiger Mann werden, dachte
damals bestimmt der Schenker. Verrückt, ich war ein Milchbubi. Russisch Leder passte
zu der Zeit genauso wenig zu mir wie heutzutage ein Kochbuch.
    Das Rasierwasser
hatte mich gottlob von den auf mich hereinbrechenden Glückwünschen abgelenkt. Erst
jetzt nahm ich zur Kenntnis, dass neben meinen Kollegen auch Dietmar Becker anwesend
war.
    Bescheiden
wie ich war, öffnete ich dreist KPDs Minibar hinter seinem Schreibtisch und holte
mir einen Orangensaft heraus. Normalerweise würde mein Chef bei so etwas keinen
Spaß verstehen und vermutlich eine Abmahnung veranlassen, doch heute hatte ich,
passend zur Fastnachtszeit, Narrenfreiheit.
    »Nur zu, Herr
Palzki«, meinte er auffordernd. »Machen Sie gerne auch eine Flasche Sekt auf, wenn
Sie mischen wollen. So ein Tag muss gebührlich gefeiert werden.«
    So ging das
ein paar Minuten, bis KPD in die Hände klatschte und um das Wort bat.
    »Meine Dame«,
er schaute zu Jutta. »Meine Herren«, er schaute ausschließlich zu mir. »Es liegen
anstrengende Tage hinter uns. Gemeinsam ist es uns als rheinland-pfälzische Musterdienststelle
gelungen, den Fall des Serientäters in Rekordzeit zu lösen. Wir haben dem Rest der
Welt gezeigt, wie man für die Sicherheit der Bevölkerung sorgt –«
    Warum musste ich in diesem Moment
nur an Doktor Metzger denken?
    »– ohne irgendwelche Fehler zu machen.
Ohne meine Erfahrung, grenzenloses Wissen –«
    Grenzenloses Wissen? Das erinnerte
mich an meine drei Eigenschaften, die ich in lustiger Runde immer gerne zum Besten
gab: Allwissenheit, Unfehlbarkeit und grenzenlose Bescheidenheit. Passte irgendwie
auch auf meinen Vorgesetzten.
    »– und effiziente
Mitarbeiterführung hätte das nie funktioniert. Zur Feier des Tages schlage ich vor,
dass Sie jetzt unmittelbar den Täter festnehmen. Danach machen wir für heute mal
ein bisschen früher Feierabend. Die abschließenden Vernehmungen veranlassen wir
morgen, dann können wir auch zur Pressekonferenz einladen.«
    Jetzt schweifte sein Blick zu Becker.
    »Sie bekommen selbstverständlich
heute die Informationen. Während Herr Palzki den Ganoven dingfest macht, können
wir uns in meinem Büro ausführlich unterhalten.«
    Das wundersame Date war beendet,
KPD hielt uns sogar die Bürotür auf.
    »Starker Tobak«, meinte Gerhard,
als wir in Juttas Büro angekommen waren, und meinte damit nicht das Russisch Leder.
»Nächste Woche wird KPD neben der Eingangstür unserer Inspektion fünf goldene Sterne
anbringen lassen.«
    Jutta lachte. »Dann sind wir die
erste Fünfsternekripo Deutschlands.«
    Da musste ich natürlich einen draufsetzen.
»Ich weiß nicht, dazu sind unsere Ausnüchterungszellen zu klein und zu spartanisch
eingerichtet.«
    »Ist doch egal«, konterte Gerhard.
»Hauptsache wir bekommen den Fitnessraum im Keller. Apropos, wo wir gerade über
die Zellen reden. Wo bringen wir den Teufelsreute hin? Wenn wir ihn nach Frankenthal
fahren, ist er im Einflussgebiet von Borgia. Und der hat zu diesem Fall nun wirklich
nichts beigesteuert, außer unseren armen Chef zu brüskieren.«
    Ich hatte eine Idee. »Wisst ihr
was? Wir bringen ihn hierher in unsere Zellen. Dann kann ihn KPD morgen früh als
Erstes vernehmen. Das bringt uns weitere Pluspunkte in der B-Note ein.«
    Gerhard war sofort von meiner Idee
überzeugt.
    »Außerdem müssen wir nicht so weit
fahren.«
    »Genau. Dann haben wir anschließend
mehr Zeit für den Umzug.«
    Die Kinnlade meines Kollegen klappte
nach unten. »Mist, das habe ich ganz vergessen.«
    »Dafür hast du ja mich. Fahren wir?«
    Dieses Mal nahmen wir einen der
offiziellen Streifenwagen. Für den Transport eines Festgenommenen war es einfach
praktischer.
    Bibbernd vor Kälte saßen die Kollegen
von der Schutzpolizei nach wie vor auf ihrem Bewachungsposten vor dem Haus von Teufelsreute.
    »Wie lange soll das noch dauern?«,
fragten sie uns grimmig, als wir neben ihrem Wagen parkten. »Unsere Standheizung
ist defekt. Es ist zum Verrücktwerden. Dazu kommt, dass wir laufend aussteigen und
Personen kontrollieren müssen. In dem Haus wohnen Hunderte Menschen.«
    Er zeigte mir eine ewig lange Liste,
auf der furchtbar viele Namen standen.
    »Okay, Jungs. Holt euren Kameraden
hinter dem Haus und macht, dass ihr ins Warme kommt. Die Bewachung wird hiermit
aufgehoben.«
    Ohne nach dem Grund zu fragen, bedankten
sich die zwei herzlich. Ich unterbrach sie.
    »Nun macht
schon. Ich trinke

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