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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Eckschrank, der die beiden im rechten Winkel stehenden
Schrankwände verband. In einem Möbelprospekt hatte ich einmal gesehen, dass man
in solch einem Eckschrank, der von vorne gesehen nur etwa 60 Zentimeter schmal war,
aber nach hinten sehr breit wurde, sogar eine kleine Computerecke unterbringen konnte.
Frau Teufelsreute nutzte den Eckschrank allerdings eher frauentypisch: Auf einer
Kleiderstange hingen Pelzmäntel und Kostüme.
    Säule und Jutta waren über meinen
Tatendrang sehr verwundert. Ich ebenfalls, aber ich roch den Braten. Ohne größere
Sorgfalt hängte ich sämtliche Kleidungsstücke von der Stange und legte sie auf das
Bett. Ich war sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Normalerweise würde in solch
einem Schrank der Boden mit Schuhen und allem möglichen Krimskrams vollstehen, hier
herrschte gähnende Leere. Um mich nicht zu sehr verrenken zu müssen, drückte ich
die Kleiderstange aus der Halterung und übergab sie Jutta. Frau Teufelsreute hatte
sich keine große Mühe gegeben, ihr Versteck zu tarnen. Die Rückwand zur linken Seite
war leicht gewellt und gab mir dadurch zu erkennen, dass sie nicht mit dem Schrank
verbunden, sondern nur lose angelehnt war. Ein kleiner Ruck, und ich konnte die
obere Hälfte nach unten biegen.
    »Nimm mal ab, Jutta.« Meine Kollegin
begriff und half mir, die dünne Pressspanplatte aus dem Schrank zu ziehen. Säule
verschwand kurz und kam mit einer Stabtaschenlampe zurück.
    »Dann wollen wir mal sehen«, sagte
er und übergab mir die Lampe.
    Das Ergebnis
war ungefähr so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Rückwand des Schrankes, der
zum hinteren Ende des Häuschens stand, befand sich knapp zwei Meter von dem tatsächlichen
Ende des Schlafzimmers entfernt. Ich leuchtete in den langen, künstlich angelegten
Flur und war über die hier gelagerten Gemälde nur mäßig erstaunt. Nach meiner ersten
Schätzung waren es ungefähr dreißig Bilder, die ich vorfand. Alle waren sie sorgfältig
vertikal mit Abstandshaltern gelagert und mit Stoffbahnen abgedeckt. Das mir am
nächsten stehende Bild zog ich vorsichtig heraus und legte es auf das Bett. Während
Säule und Jutta der Reihe nach in den versteckten Raum blickten, zog ich den Beckerschen
Papierstapel zum zweiten Mal hervor.
    »Stillleben mit Anemonen und Hyazinthen.
Das ist ein weiteres verschollenes Purrmann-Werk«, erzählte ich den beiden, als
sie wieder bei mir waren.
    »Wie hast du das Versteck so schnell
gefunden?«, fragte Jutta, die es irgendwie immer noch nicht richtig glauben konnte,
was sich in den letzten Minuten abgespielt hatte.
    »Ich habe früher alle Fünf Freunde-Bände
von Enid Blyton gelesen«, antwortete ich. »Da lernt man so etwas.«
    Sie verschwand kommentarlos, um
die Spurensicherung zu informieren.
    Als drei Beamte der Spusi recht
kleinlaut ins Schlafzimmer kamen, wurden sie ziemlich laut von Säule begrüßt.
    »Das wird Konsequenzen haben, meine
Herren!«, schrie er sie an, obwohl eine davon weiblich war. »Wir wurden blamiert
bis auf die Knochen! Ausgerechnet ein Kollege aus Rheinland-Pfalz muss uns zeigen,
wie man einen Tatort untersucht. Dabei gilt unsere Ausbildung als eine der besten
in Deutschland! Wir –«
    Ich erlaubte mir, ihn zu unterbrechen.
»Lassen Sie gut sein, Herr Säule. Stecken Sie Ihre Leute von der Spusi in einen
Weiterbildungslehrgang von Diefenbach, dann sind sie bestraft genug.«
    Jutta prustete los und auch Säule
schmunzelte. Die Kuh war vom Eis, die Beamten machten sich ans Werk und Jutta und
ich verabschiedeten uns.
    »Ich denke, dass wir uns morgen
in Schifferstadt sehen. Mein Vorgesetzter wird die Chance nutzen, allen zu erzählen,
wie er den Fall gelöst hat.«

17
Der Teufel muss Farbe bekennen
     
    Jutta hatte unterwegs mittels Handy auf der Dienststelle Bescheid gegeben.
Mir war es recht, dadurch waren die Formalitäten schneller erledigt und Gerhard
und ich konnten endlich zur Tagesordnung übergehen und mit dem Umzug weitermachen.
    Im Büro unseres Chefs angekommen,
konnte ich nur haarscharf einem Kuss von KPD entgehen, der sich mir sofort um den
Hals warf, mir überschwänglich zu seinem Erfolg gratulierte und etwas von Beförderung
faselte. Ich war mir sicher, dass er damit seine eigene Beförderung meinte. Noch
nie hatte ich solch eine heftige Dröhnung seines Rasierwassers zu spüren bekommen.
Es handelte sich um das extremherbe ›Russisch Leder‹, das einzige Rasierwasser,
das ich blind erkannte. Als vierzehnjähriger Knabe hatte ich davon eine

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