Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
Vom Netzwerk:
langärmeliges blaues Sweatshirt und grüne Pumas im Retrolook. »Okay«, sagte er. »Dann wollen wir mal. Komm, Lady in der scheußlichen Hose, lass uns runtergehen und die schmutzige braune Erde zum Leben erwecken.«
    »Ich fahre mit euch im Aufzug runter«, sagte Magda.
    Mary legte die Matte vor das Blumenbeet, das sich am Rande des Grundstücks entlangzog, etwa fünfzehn Meter von der Rückseite des Hauses entfernt. Blumentöpfe mit Chrysanthemen in leuchtendem Gelb, Orange und Magenta standen in einer Reihe vor der Wand.
    »Sie sind sehr schön«, sagte Mary.
    »Stimmt«, pflichtete David ihr bei. »Stan bleibt denselben Farben treu, nicht wahr? Im Herbst pflanzt er nur andere Blumen.« Er drehte sich zu dem kahlen Blumenbeet um. »Schau, er hat den Bereich markiert, auf dem wir pflanzen dürfen. Die schattigste Ecke.«
    »Damit wir nichts falsch machen«, sagte Mary. »Wir müssen die Blumen aus den Töpfen nehmen, vorsichtig die Wurzeln abbrechen und sie hier in einem bestimmten Muster pflanzen.« Sie reichte David ein Blatt mit einer groben Skizze.
    Er warf einen Blick darauf. »Das dürfte nicht allzu schwierig sein.«
    Mary kniete sich auf die Matte und grub ein Loch. David wandte sich den Blumentöpfen zu, stach mit einer kleinen Schaufel in den ersten Topf, löste die Pflanze heraus und schüttelte die überschüssige Erde ab.
    Mary lächelte. »Nett, dass du mir hilfst.«
    »Ich helfe mir selbst«, erwiderte er. »Das ist eine Therapie. Dem Büro den Rücken kehren und raus an die frische Luft.«
    Als David im Gras am Rande des Blumenbeetes Unkraut entdeckte, zupfte er es aus und hielt es hoch. »Ist es nicht seltsam? Wie schnell das Schöne so hässliche Dinge anziehen kann.«
    »Wie im Garten von Manderley«, sagte Mary.
    »Genau.«
    Nachdem sie eine Stunde gearbeitet hatten, hielt David inne und beobachtete seine kleine Schwester, deren Konzentration nie zu erlahmen schien. Sie beugte sich über die farbenprächtigen Blüten, hielt sie vorsichtig in ihrer kleinen Hand und war mit Leib und Seele bei der Arbeit.
    »Zum wievielten Mal liest du jetzt eigentlich Rebecca ?«, fragte er.
    Sie hob den Blick. »Keine Ahnung.«
    »Du musst das Buch inzwischen auswendig können.«
    Mary lächelte traurig und zitierte: »›Jeden von uns reitet ein Teufel, der uns peinigt. Und am Ende müssen wir uns dem Kampf stellen. Wir haben unsere Teufel bezwungen …‹«
    David seufzte. »Oder glauben es zumindest.«

4
    Der Leichnam von Ethan Lowry lag auf der perforierten Oberfläche eines Stahltisches im Untergeschoss der gerichtsmedizinischen Abteilung. Unter seinem Rücken lag ein Klotz, um den Rumpf zu stabilisieren, dem bereits die Organe entnommen worden waren. Eine handgeschriebene, blutverschmierte Liste mit den Gewichten der einzelnen Organe lag neben der Waage.
    Joe und Danny trugen Einwegoveralls, Gummischürzen und Handschuhe. Den Mundschutz hatten sie inzwischen abgenommen. Joes Digitalkamera und sein Notizblock lagen auf dem Tisch neben ihm. Während der einzelnen Schritte der dreistündigen Autopsie hatte er sich Notizen gemacht, zahlreiche Fotos geschossen und Fragen gestellt.
    Dr. Malcolm Hyland war noch sehr jung für einen Gerichtsmediziner. Die Detectives mochten ihn, weil er nicht von ihnen erwartete, dass sie über medizinische Vorkenntnisse verfügten, ohne dass er dabei arrogant auftrat. Er sprach leise, wie aus Respekt vor den Toten, doch wenn er das Mikrofon benutzte, um seine Befunde hineinzusprechen, redete er mit lauter, monotoner Stimme. Danny nannte ihn deshalb »Robodoc«.
    »Ich bin bereit, Doc.« Joe griff nach seinem Notizblock und schlug ihn wieder auf.
    »Okay«, sagte Hyland. »Geschätzter Todeszeitpunkt zwischen dreiundzwanzig Uhr abends und drei Uhr morgens. DieTodesursache war ein aufgesetzter Kopfschuss. Sie haben ja das kleine Einschussloch neben seiner Augenhöhle und die Kugel vom Kaliber zweiundzwanzig gesehen, die wir aus der Schädelhöhle entfernt haben. Die Schussbahn des Projektils verlief von links nach rechts, die Kugel blieb im Schläfenlappen stecken. Abschürfungen an den Wundrändern, die durch die Drehung der Kugel beim Eintritt entstanden. Da sie direkt über dem Knochen eindrang, haben wir sternförmige Risse in der Haut. Der Tod trat durch Hirnblutung ein.« Hyland hielt inne und ging auf die andere Seite des Obduktionstisches.
    »Außerdem haben wir Hinweise auf eine durch physische Einwirkung ausgelöste Atemnot«, fuhr er fort. »Das Zwerchfell konnte sich

Weitere Kostenlose Bücher