Blutbeichte
legte auf und griff in die Innentasche seiner Jacke, die auf der Stuhllehne hing. Er nahm zwei Tabletten heraus und schluckte sie mit einer Dose Red Bull.
»Leute«, sagte er in die Runde. »Das war Bobby Nicotero vom ersten Revier. Sieht so aus, als hätte er ein drittes Opfer, das bereits im Dezember ermordet wurde. Bobby kommt gleich her.«
»Noch ein Opfer?«, rief Danny. »Heilige Scheiße!«
»Wollt ihr wissen, was Lowrys Telefonüberprüfung ergeben hat?«, sagte Blazkow. »Der letzte Anruf um zwei Minuten vor elf? Er hat eine Frau angerufen. Clare Oberly. Wohnt in der Achtundvierzigsten Straße, zwischen der Achten und dem Broadway.«
»Okay. Danny und ich fahren nachher zu ihr und sprechen mit ihr.«
Eine halbe Stunde später erschien Bobby Nicotero mit seinem Partner im zwanzigsten Revier. Bobby war neununddreißig Jahre alt. Er hatte einen Stiernacken, breite Schultern, kurze Beine und trug einen billigen Anzug, der seiner Statur nicht gerade schmeichelte. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten, und unter den buschigen Brauen blickten kluge, wache Augen. Bobby verzog ständig das Gesicht, was einem Gegenüber ganz schön auf die Nerven gehen konnte.
»Hi, Bobby«, sagte Joe. »Schön, dich zu sehen.«
»Geht mir auch so«, erwiderte Bobby und schüttelte ihm die Hand. »Das ist mein Partner, Roger Pace.«
Pace war ein hagerer, düsterer Mann mit tief liegenden Augen.
»Freut mich.« Joe reichte ihm die Hand. »Danke, dass ihr gekommen seid.«
»Kein Problem«, sagte Pace und trat hinter Bobby zurück.
»Okay.« Joe ging zu den anderen Kollegen. »Bobby, du kennst ja Danny Markey. Und das sind Aldos Martinez und Fred Rencher von Manhattan Nord. Tom Blazkow und Denis Cullen sind vom zwanzigsten Revier. – Leute, das sind Bobby Nicotero und Roger Pace vom Ersten.«
Alle nickten den Neuankömmlingen zu.
»Also, Bobby, dann erzähl mal.«
»Ich habe die Berichte gelesen und gerade unseren Freund getroffen, der immer ›Informationen aus sicherer Quelle‹ hat. Er hat gesagt, dass das Opfer nackt aufgefunden wurde und sein Gesicht regelrecht zerfleischt war. Ich dachte, es könnte möglicherweise Parallelen zu unserem Fall geben.«
»Dann sag uns, was du hast.«
»Okay.« Bobby schlug die Akte auf. »Der Name des Opfers war Gary Ortis, geboren am zehnten Juli neunundsechzig, Todesursache: Kopfschuss mit einer Waffe vom Kaliber zweiundzwanzig. Starke Hämatome deuteten darauf hin, dass ergewürgt wurde. Ortis wurde nackt in seiner Wohnung in der Prince Street in SoHo gefunden.«
»Der Leichnam lag hinter der Eingangstür«, sagte Joe.
»Genau.«
»Hört sich ganz nach unserem Killer an. Irgendwelche Spuren?«
Bobby schüttelte den Kopf. »Nichts. Wir dachten zuerst, es sei ein Schwulenmord, aber der Bursche hatte ’ne Menge Freundinnen.« Er zuckte mit den Schultern. »Obwohl das nichts heißen muss.«
»Stimmt«, sagte Martinez mit Blick auf Danny.
Danny verdrehte die Augen.
»Für mich sieht es nach einem Sexualmord aus«, meinte Blazkow. »Alle Opfer wurden nackt aufgefunden, und dann diese brutalen Schläge ins Gesicht …«
»Außerdem sprach der Gerichtsmediziner von einem homosexuellen Motiv«, sagte Joe.
»Könnte sein, wenn man sich die Verletzungen ansieht«, meinte Rencher. »Als ich noch im siebzehnten Revier war, hatte ich schon mal einen Fall in dieser Richtung. Ein Highschool-Boy, einer von diesen hübschen, knabenhaften Jungen, ließ sich mit einem vierzigjährigen Mann ein. Sie hatten eine Weile was laufen, bis wir dann alarmiert wurden. Der Mann hatte den Jungen totgeschlagen und ihm das Gesicht zertrümmert. Genau wie unsere Opfer war er bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Der Mann war vor Kummer am Boden zerstört. Aber wisst ihr, was er gesagt hat? ›Der Junge hätte nicht so oft mit diesem süßen Barkeeper quatschen sollen, dann würde er noch leben.‹ Ist das zu fassen?«
»Und erinnert ihr euch an diesen Kerl aus Jersey?«, fragte Cullen. »Er hatte seinen Freund mit einem Hammer erschlagen.«
»Aber bei unseren Opfern weisen die Genitalien keine Verletzungen auf.« Joe zuckte mit den Schultern. »Das ist bei solchen Mordfällen oft der Fall, wenn ein sexuelles Element mit hineinspielt.«
»Apropos Sex«, meldete Rencher sich zu Wort. »Nach Aussage von Lowrys Frau gehörten ihnen beiden die DVDs, die Peitsche und der andere Kram. Sie schauten sich gerne zusammen Pornos an – und warum auch nicht. Sie glaubt, er wollte sich die Filme in der Nacht ansehen,
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