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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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klang, vielleicht von der anderen Seite des Wassers. Heute jedoch hörte sie nur das Rauschen der Autos unten auf dem Belt Parkway – ein besänftigendes Geräusch, das sie normalerweise einschläferte.
    Anna kuschelte sich in die Decke und zog sie sich über die Schultern bis ans Kinn. Als sie still lag, hörte sie die quietschenden Reifen eines Wagens, der vor dem Haus hielt. Eine Tür wurde geöffnet und zugeschlagen. Dann Stille. Keine Schritte, keine Stimmen. Anna stützte sich auf einen Ellbogen, lauschte und schaute auf die Anzeige des Radioweckers. Es war vier Uhr. Augenblicke später hörte sie draußen ein leises elektronisches Piepen, gefolgt von einer kurzen, aus fünf Tönen bestehenden Melodie. Dann wieder das Piepen. Shauns Handy.
    Anna stand auf, trat ans Fenster und zog die Jalousien hoch. Ihr blieb fast das Herz stehen, als sie jemanden vor dem Tor auf der Straße liegen sah. Sie schaute genauer hin und erkannte Shauns Turnschuhe. Anna wurden die Knie weich. Sie riss ihr Handy vom Nachttisch und tippte mit fliegenden Fingern Joes Nummer ein, während sie bereits die Treppe hinuntereilte.
    »Joe? Joe, komm bitte sofort nach Hause«, stieß sie hervor. »Irgendwas ist mit Shaun! Er liegt auf der Straße vor dem Haus …«
    Sie stellte das Handy ab und eilte zu der regungslos daliegenden Gestalt. Shaun lag auf dem Rücken und atmete schwer. Seine Augen waren geschlossen, die Arme zu den Seiten ausgestreckt.
    »Shaun?«, rief Anna. »Shaun!«
    Sie kauerte sich neben ihn und schüttelte ihn an der Schulter. Er atmete röchelnd ein; als er ausatmete, schlug Anna eine übel riechende Wolke aus Knoblauch, Zigarettenqualm und Alkohol ins Gesicht.
    »Shaun! Wach auf!«
    Er runzelte die Stirn und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen. Anna ließ den Blick schweifen, ob jemand sie beobachtete, wie sie im Pyjama neben ihrem betrunkenen Sprössling kniete, doch es war niemand zu sehen.
    Shauns Lider zuckten; dann schlug er die Augen auf und schaute seine Mutter mit verschwommenem Blick an, wobei ihm ein Speichelfaden aus dem Mundwinkel übers Kinn lief. Er hatte sichtlich Mühe, den Blick zu fixieren, als er in Annas Gesicht schaute.
    »Mom …?«, stammelte er.
    »Ja!«, fauchte sie ihn an.
    »Dad …?«
    Anna packte seinen Arm. »Hoch mit dir!«, stieß sie wütend hervor. »Komm ins Haus.«
    Shaun zog seinen Arm weg. »Lass mich …«
    »Komm ins Haus, verflixt noch mal«, schimpfte Anna. »Es ist vier Uhr morgens!«
    Shaun lachte.
    »Das ist nicht lustig.«
    »Doch«, widersprach er und fuhr mit schleppender Stimme fort: »Immer wenn ich nach Hause komme, krieg ich gesagt, wie spät es ist … dabei ist es mir scheißegal … und es ist auch vollkommen unwichtig …« Er hob seinen Kopf ein Stück. »Liege ich auf dem Bürgersteig? Ach du Schande.« Er lachte auf. »Wie bin ich hierhergekommen?«
    »Was soll das heißen? Du weißt nicht mehr, wie du hierhergekommen bist?«
    »Nein, verdammter Mist.« Shaun drehte sich auf die Seite und stützte sich auf einen Ellbogen. »Ich hab keine Ahnung …«
    »Okay. Ich gehe jetzt ins Haus. Von mir aus kannst du betrunken hier liegen blieben.«
    »Puh.«
    »Dein Vater wird gleich hier sein. Der kann dich ja ins Bett bringen.«
    »Was? Ich dachte, Dad hätte …«
    »Ja, hat er«, sagte Anna und ging zur Haustür. Dort blieb sie stehen und seufzte. »Nun komm endlich. Ich kann dich nicht tragen. Du bist zu schwer für mich.«
    Shaun rappelte sich auf, schleppte sich taumelnd bis zur obersten Treppenstufe und ließ sich dort wieder zu Boden sinken.
    »Steh auf, Shaun!« Anna zerrte ihn am Arm. »Ich mach die Tür zu!«
    »Ich hab dich nicht gebeten, die Scheißtür aufzumachen …«
    Anna schlug die Tür zu und schaltete das Licht auf der Veranda an.
    »Oh Mann!«, rief Shaun. »He!« Er stützte sich mit einer Hand auf einer Stufe auf. Als er sich mühsam aufrichtete, warf er einen Blumentopf um. »Mach die verdammten Scheinwerfer aus. Ich bin hier!« Er schlug mit der Faust gegen die Tür. Anna öffnete. Shaun trat ein und setzte sich auf den erstbesten Stuhl.
    »Du brauchst es dir hier gar nicht erst gemütlich zu machen, Shaun.«
    Anna hörte wieder das Piepen vor dem Haus. Sie öffnete die Tür und hob sein Handy auf.
    »Gib mir mein Handy«, sagte Shaun.
    Anna hielt es hoch. »Wenn du ins Bett gehst. Wo warst du heute Nacht?«
    »Nicht da.«
    »Sag mir, wo du warst, sonst kriegst du dein Handy nicht zurück.«
    »Was soll der Scheiß? Gib mir mein Handy,

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