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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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verdammt.« Er funkelte Anna wütend an.
    »Sei still! Ich hab’s satt.«
    »Was meinst du, wie ich das alles hier satt habe!«, rief Shaun und stand unsicher auf. »Dieses Scheißhaus! Es ist sodeprimierend. Ich hasse es, hier zu wohnen. Ich kann es nicht mehr ertragen. Wenn ich bei anderen bin, ist immer was los. Aber wenn man hierher kommt, ist jedes Mal tote Hose.«
    Anna griff in seine Jackentasche und zog eine Flasche Bier heraus. Sie schüttelte den Kopf. »Was ist aus dir geworden? Ein Säufer? Du läufst mit Bierflaschen durch die Straßen?«
    »War mir zu schade, um es wegzuschütten.«
    »Das ist widerlich. Wann hast du dich in einen Säufer verwandelt?«
    »Was für ’n Säufer?«, lallte Shaun. »Red keinen Stuss.«
    »Schluss jetzt!«, rief Anna. Plötzlich traten ihr Tränen in die Augen. Shaun stand schwankend da und beobachtete sie mit stierem Blick; dann kauerte er sich auf den Boden. Anna drehte sich um, ging in die Küche und wischte sich über die Augen. Sie setzte sich an den Tisch und atmete tief ein und aus. Sie erinnerte sich an den Spruch, dass man auch an schlechten Tagen das Ruder jederzeit noch herumreißen könne. Dann schaute sie auf die Zeiger der Uhr, die zwanzig nach vier anzeigten, und fragte sich, welcher schlechte Tag in diesem Fall wohl gemeint war.
    Wieder hörte Anna das Piepen von Shauns Handy in der Diele. Sie seufzte tief, stellte Wasser auf und kochte sich eine Tasse Gute-Nacht-Tee. Sie genoss es, in dieser Oase der Ruhe zu sitzen und wenigstens für kurze Zeit ihren Kummer zu vergessen.
    Piep-piep-piep …
    Anna knallte ihre Tasse auf den Tisch und lief wütend in die Diele.
    »Stell endlich das Handy ab!«
    Shaun zuckte zusammen. »Was soll der Scheiß? Ich …«
    Das Geräusch des Schlüssels, der im Schloss gedreht wurde, ließ Shaun verstummen. Er und Anna drehten sich zur Tür um.
    »Ach du dickes Ei«, lallte Shaun.
    Joe kam herein. »Was ist denn hier los?«
    »Was glaubst du wohl?«, erwiderte Anna. »Dein Sohn ist wieder mal betrunken nach Hause gekommen. Diesmal lag er auf dem Bürgersteig. Jemand hat ihn aus dem Wagen gestoßen und hier abgelegt.«
    »Was?« , sagten Joe und Shaun gleichzeitig.
    »Ja.« Anna drehte sich zu Shaun um. »Erinnerst du dich nicht? Du hast ja schöne Freunde!«
    Annas Gesicht verriet Joe, dass sie noch keine Minute geschlafen hatte.
    »Geh ins Bett, Schatz«, sagte er. »Du brauchst deinen Schlaf. Ich kümmere mich darum.«
    »Was soll das heißen, du kümmerst dich darum?«, sagte Anna. »Das wäre ja mal ganz was Neues.«
    Joe drehte sich zu Shaun um. »Du bleibst, wo du bist. Anna, kann ich oben mit dir sprechen?«
    Anna zuckte mit den Schultern. Sie stiegen die Treppe hinauf und blieben auf dem Treppenabsatz stehen. Shaun saß schwankend auf dem Boden, beobachtete seine Eltern und grinste dümmlich.
    Joe bemühte sich, leise zu sprechen: »Wenn er sieht, dass wir uns streiten, bringt uns das nicht weiter!«
    Anna funkelte ihn zornig an. »Ach ja? Ist es vielleicht besser, wenn er dich überhaupt nie sieht?«
    »Was soll das heißen?«
    »Du weißt, was das heißen soll. Ich muss Shaun praktisch alleine erziehen!«
    »Ich weiß ja, dass ich viel weg bin, und das ist nicht gut für ihn, aber …«
    Anna lachte bitter auf. »Offensichtlich«, sagte sie mit einem Blick auf den betrunkenen Jungen.
    Joe blickte zu Boden.
    »Weißt du, dass er sich bis jetzt noch nicht fürs College beworben hat?«, fragte Anna.
    »Ja. Das macht er mit Absicht. Weil wir uns die Colleges nicht mit ihm angeschaut haben.«
    »Was? Er weiß doch, dass wir das nicht konnten. Ich war gerade aus Paris zurück, und du …«
    »Ja, ich arbeite immer. Ich weiß. Woher soll sonst das Geld kommen?«
    Anna trat einen Schritt zurück.
    Joe funkelte sie an. »Es stimmt doch.«
    Annas Miene verfinsterte sich. »Das glaube ich einfach nicht«, stieß sie hervor. »Nach allem, was ich wegen dir durchgemacht habe …«
    »Wegen mir ?«, sagte Joe. »Du meine Güte, Anna, siehst du das wirklich so?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß gar nichts mehr. Ich bin müde und leg mich jetzt schlafen. Du machst mir Vorwürfe wegen Shaun. Ich mache dir Vorwürfe wegen mir. Und du machst dir wegen gar nichts Vorwürfe. Gute Nacht.«
    »Warte! Du hast nie gesagt …«
    »Ich muss ins Bett.«
    »Was ist bloß mit uns?«, fragte Joe, doch Anna war schon fort.
    Joe stieg langsam die Treppe hinunter. »Shaun«, sagte er und kauerte sich vor seinem Sohn auf den Boden. In letzter Zeit war

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