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Blutbeichte

Blutbeichte

Titel: Blutbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Barclay
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Erwartung neuerlichen Schmerzes.
    Dann spürte er es. Langsam zuerst. Muskulöse Oberschenkel auf beiden Seiten seines Oberkörpers, die seinen Brustkorb immer fester zusammenpressten. David spürte ein unablässiges dumpfes Pochen im Schädel. Noch immer hatte er die Augen geschlossen, und ihm stockte der Atem, als ein Gefühl der Enge im Brustkorb eine Panikattacke in ihm auslöste. Er entspannte den Nacken, ließ den Kopf auf den Boden sinken, konzentrierte sich nur auf das Atmen. Er stellte sich vor, wie seine Lungen sich mit Luft füllten, sich ausdehnten, seinen Körper mit Sauerstoff versorgten, diesen in die Zellen transportierten und ihn am Leben erhielten. Hustend und würgend kämpfte er gegen die Atemnot.
    Als der Besucher seine Beine noch fester um Davids Brustkorb spannte, begannen seine Muskeln zu zittern und zu zucken. Ein stechender Ammoniakgeruch breitete sich aus.
    David spürte Feuchtigkeit auf seiner Brust. Sein Kopf fühlte sich seltsam leicht an und kribbelte. Seine Haut war kalt und feucht. Als er ausatmete, ließ der Druck nach. Er riss die Augen auf, dann den Mund – und genau darauf hatte der Besucher gewartet.
    Der Hammer krachte auf Davids Zähne.
    Die Schläge folgten erbarmungslos aufeinander und zerrissen, zerschlugen, zersplitterten und zertrümmerten Knochen und Zähne, Fleisch und Haut. Das Geräusch, das entstand, als der Hammer durch die Luft sauste und in Davids Gesicht prallte, war grauenerregend. David zerriss es beinahe die Lunge, denn der Schmerz schnürte ihm die Kehle zu, sodass er nicht einmal schreien konnte.
    Dann endete es abrupt. Tränen rannen David über das blutige, zerschlagene Gesicht. Lautlose Schluchzer ließen seine Brust erbeben, und ihm drehte sich der Magen um. Er zitterte am ganzen Leib. Als er langsam die Augen öffnete, klebten Blutstropfen in seinen Wimpern.
    Der Besucher griff über ihn hinweg in seine Tasche, nahm zwei Abformlöffel heraus und legte sie neben sich auf den Boden. Den oberen Löffel füllte er mit einer dicken blauen Flüssigkeit.
    »Weit aufmachen«, befahl er. Davids Mund bebte. Der Besucher wartete.
    »Hast du nicht gehört? Mach den Mund auf!«
    David schloss die Augen und gehorchte. Der Besucher schob ihm den Abformlöffel in den Mund und presste ihn fest gegen den blutigen Gaumen, um mit dem kalten Silikon die gesamte Oberfläche zu bedecken und alle Lücken auszufüllen. Eisige Kälte drang in Davids zerschmetterte Knochen. Wieder durchflutete eine Woge von Schmerz seinen blutigen Kopf.
    »Vier Minuten, bis es hart ist«, sagte der Besucher.
    David riss weit die Augen auf und kämpfte gegen einen übermächtigen Brechreiz an. Der Besucher beugte sich tief zu ihm hinunter und starrte ihm in die Augen. Einen Moment verharrte er so, bis er den Löffel wieder herauszog. Er begutachtete das Ergebnis, legte den Abdruck zur Seite und wischte Davids Mund mit einem zusammengefalteten Papiertuch ab.
    »Bitte …«, bettelte David, der Blut und Speichel spuckte. »Ich muss mich … um meine Schwester kümmern. Sie können nicht …«
    Der Besucher tat so, als würde er über die Bitte nachdenken. »Okay, jetzt die unteren Zähne«, sagte er dann. »Noch mal dasselbe.«
    David riss krampfhaft den Kopf in den Nacken. Seine Handgelenke und die Hände waren von den straffen Fesseln taub geworden. Dann setzten die Schläge wieder ein – hart, schnell und brutal.
    Durch einen Schleier aus Blut erhaschte David einen verschwommenen Blick auf den Besucher und sah die grelle Wut, die aus dessen Innerem hervorbrach. Als die Oberschenkel des Besuchers sich noch fester um seinen Brustkorb spannten, warf David den Oberkörper von einer Seite zur anderen, ohne dem Hammer entgehen zu können, der unaufhörlich auf ihn niedersauste. Während der Besucher mit unveränderter Wutauf David einschlug, zerrte er mit der freien Hand an der Maske, zog sie sich über den Kopf und schleuderte sie auf den Boden. Sein Gesicht war vor Zorn entstellt, seine in tiefen Höhlen liegenden Augen geschlossen. Sein Mund bewegte sich, doch kein Laut drang über seine Lippen.
    Es war eine stumme Botschaft des Todes an David Burig.

17
    »Mein Gott!« Die Hände auf dem Hinterkopf verschränkt und dem zerschlagenen Leichnam an der Tür den Rücken zugewandt, starrte Rufo aus dem Fenster von David Burigs Wohnung. »Was zum Teufel geht hier vor?«
    »Der Täter war hier, und wir standen vor der Tür. Ich fasse es nicht!« Joe warf in einer hilflosen Geste die Hände in die

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