Blutbeichte
Verstoßes schuldig gemacht? Hast du das Gesetz übertreten? Das Vertrauen eines Menschen missbraucht?«
Schweißtropfen rannen über Davids Rücken, als er über die Antwort nachdachte. Er beschloss zu schweigen.
Der Besucher starrte ihn an. »Ich will, dass du den vermoderten Dreck aus den Ritzen deines kranken Hirns kratzt und offenbarst.«
»Was soll ich … offenbaren?«
»Da sind ziemlich viele Leichen.«
Davids Herz schlug laut und unregelmäßig.
Der Besucher starrte ihn wieder an. Jetzt erwachte etwas Undefinierbares in seinen Augen zum Leben, eine dunkle Flamme, die hinter dem Weißen aufloderte. Er lächelte.
»Komm mit. Mach deinen Schrank auf.« Er zeigte aufs Schlafzimmer und schaute David tief in die Augen, wobei seine Nase beinahe dessen Gesicht berührte. »Zeig mir, was unter deinem Bett liegt. Was versteckst du da? Welches Spielzeug ziehst du aus dem Versteck hervor, um im Dunkeln damit zu spielen, wenn niemand in der Nähe ist?«
»Mein Gott. Warum tun Sie den Menschen so etwas an? Warum demütigen Sie andere so schrecklich? Ich weiß nicht, was Sie damit bezwecken, aber …« David stöhnte. »Ich verstehe es nicht.«
»Das ist mir egal.«
»Bitte helfen Sie mir, es zu verstehen.«
»Warum?«
»Ich könnte Ihnen helfen.«
»Du hilfst mir jetzt schon. Du hast mich in deine Wohnung gelassen. Du hast mir Zugang zu deiner Seele gewährt.« Er hob den Kopf und starrte an die Decke. »Du hast mir geholfen, eine Bestätigung für das zu finden, was ich glaube. Du hast mir geholfen, David, dessen kannst du gewiss sein.« Er strich mit der Hand über den schwarzen Stoff seiner Maske. »Und du wirst mir auch weiterhin helfen.«
Joe und Danny liefen durch die offene Tür ins Haus. An der Rezeption saß kein Portier.
»Hallo?«, rief Joe.
»Da zahlen die Leute hier viel Geld, damit sie sich in ihren Wohnungen sicher fühlen, und dieser Typ haut einfach ab und geht spazieren«, sagte Danny. »Komm.«
David lag rücklings auf dem Holzfußboden. Sein Kopf war nur wenige Zentimeter von der Wohnungstür entfernt. Der Besucher saß rittlings auf seiner Brust und drückte ihn auf den Boden.
»Glaub mir, wenn du es durchstehst, ohne einen Mucks von dir zu geben, höre ich irgendwann auf«, versprach der Besucher. »Und du wirst überleben.«
Als die durchdringende Sirene der Feuerwehr ertönte, drehte David den Kopf zum Fenster. Auf der Glasscheibe schimmerten die Regentropfen und der Widerschein der Lichter. Neun Stockwerke tiefer liefen Menschen über den nassen Bürgersteig. Autos fuhren vorbei.
Und niemand ahnte, welches Grauen sich in der Wohnung über ihnen abspielte.
Joe und Danny fuhren mit dem Aufzug in den neunten Stock und klingelten. Niemand öffnete. Danny klingelte noch einmal. Wieder keine Reaktion.
»Hast du seine Telefonnummer?«, fragte Danny.
»Ja.« Joe scrollte durch das Menü seines Handys. Er wählte erneut und wartete. »Meldet sich niemand.«
»Komm, wir gehen was essen und kommen später noch mal her«, schlug Danny vor. »Wer weiß, wo der Bursche steckt. Vielleicht ist er im Fitnessstudio.«
Das Klingeln an der Wohnungstür weckte eine verschwommene Erinnerung, als David die kalte Mündung einer Waffe spürte, die ihm in die Augenhöhle gepresst wurde. Sein Kopf wurde auf den Boden gedrückt. Plötzlich war die Waffe wieder verschwunden. Stattdessen sah David, wie der Besucher die Faust hob. Dann durchraste ihn greller Schmerz, als der Mann ihm ins Gesicht schlug. David schloss die Augen, schrie und jammerte, hob den Kopf ein kleines Stück an und warf ihn verzweifelt von einer Seite auf die andere in dem vergeblichen Versuch, den brutalen Schlägen auszuweichen. Die Adern auf seinen Schläfen traten hervor. Er presste die Zähne zusammen, und alle Muskeln in seinem Gesicht waren krampfhaft angespannt. In einem Fluchtreflex trat er wild mit den Beinen. Seine nackten Füße schabten über den gebohnerten Holzfußboden, und seine Fersen begannen zu brennen.
Nackt und wehrlos lag er da, bäumte sich auf und krümmte sich im instinktiven Überlebenskampf, wobei er den Kopf noch immer von einer Seite zur anderen warf. Vom fürchterlichen Schmerz und den hektischen Bewegungen wurde ihm schwindelig und übel. Eine Sekunde verharrte er erschöpft. Sein Atem platzte gleichsam aus ihm heraus. Sein blutiger Speichel sprühte in die Luft. Sekundenlang geschah nichts. Keine Schläge hagelten mehr auf ihn nieder, und es war still. Sein ganzer Körper verspannte sich in der
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