Blutbeichte
Detective Lucchesi, ist das alles zu theoretisch. Vielleicht könnten Sie ihm erklären, was genau in der Scheideanstalt Trahorne gemacht wird und wie es funktioniert.«
Curtis kniff die Augen zusammen und starrte Joe an. »Na gut.« Er zuckte mit den Schultern. »Trahorne liefert Edelmetall an Zahntechniker – Gold, Platin, Palladium, Silber. Wie Sie wissen, arbeiten Zahntechniker für Zahnärzte und fertigen Implantate, Brücken und Kronen an. Sie bekommen einen Zahnabdruck, aus dem sie dann ein Modell anfertigen, damit der Zahnersatz oder die Verblendschalen oder was auch immer die richtige Größe hat.«
»Erzählen Sie uns von diesen Paketen, die Sie bekommen haben.«
»Wenn der Zahntechniker den Zahnersatz herstellt, wird die Basis aus Metall angefertigt und mit Porzellan verblendet. Das Metall wird in einer sogenannten Gussschleuder in die richtige Form gepresst. Aber wenn es herauskommt, ist der Zahnersatz noch nicht ganz fertig, denn er weist kleine Unebenheiten auf. Daher muss er noch geschliffen und poliert werden. Dazu werden Schleif-und Polierkörper benutzt, die sich sehr schnell drehen, sodass winzige Teilchen des abgeschliffenen Materials durchs Labor fliegen. Wie schon gesagt, handelt es sich dabei um Schleifspäne und kleine Metallsplitter. Der Kehricht ist das, was der Zahntechniker von seinem Tisch fegt oder aus seinem Haar auf ein Stück Papier schüttelt. Das Zeug setzt sich überall ab. Aber das Gold und die anderen Edelmetalle sind nun mal sehr kostbar. Deshalb steckt der Zahntechniker alles in ein Paket: das Stück Papier mit dem Kehricht, seinen Kittel … alles, woran sich die winzigen Splitter befinden, die beim Schleifen entstehen. Manchmal wird auch eine von diesen Zweihundert-Liter-Papptonnen verwendet. Dann wird analysiert, wie viel Metall in dem Paket ist. Anschließend wird es aufbereitet, nachdem die einzelnen Metalle vorher getrennt wurden. Auf diese Weise gibt es keinen Verlust. Ich bekomme das Paket, nehme den Lieferschein heraus und lege das Paket auf ein Tablett. Dann wird es bei tausenddreihundert Grad in den Schmelzofen geschoben, und alles wird verbrannt. Nur das Metall bleibt übrig. Wir wiegen es und schicken dem Labor dann einen Scheck in der entsprechenden Höhe, oder wir bezahlen das Labor in bar. Oder es bekommt den Gegenwert in Metallen – wie sie möchten.«
»Es ist also Vertrauenssache?«, fragte Danny.
»Ja, könnte man sagen. Einige Zahntechniker wiegen zwar ihre Pakete, bevor sie sie zu uns schicken, zum Beispiel aufeiner Badezimmerwaage, die sind aber nicht sehr genau. Es gibt also einen gewissen Spielraum, wenn man so will.«
»Um es noch einmal zusammenzufassen«, sagte Joe. »Wenn in der Scheideanstalt Trahorne ein Paket ankommt, landet es im Schmelzofen, ohne dass es vorher geprüft wird. Richtig?«
»Richtig.«
»Aber in dem Labor, in dem Sie vorher gearbeitet hatten, haben Sie die Schleifspäne, die Metallsplitter und den Kehricht sortiert?«
»Ja.«
»Sagen Sie mir, was mit dem Paket geschehen ist, das Sie geöffnet haben.«
»Die Lieferung kam von Dean Valtrys Labor in New York City. Es war eine Zweihundert-Liter-Papptonne. Ich habe sie gewogen, geöffnet und den Inhalt auf ein großes Stahltablett gelegt, das in den Schmelzofen geschoben wurde.«
»Was genau war in der Tonne?«, fragte Joe.
»Mehrere schwarze Kleidungsstücke, Schleifspäne, ein paar Blatt Papier, auf denen der Kehricht lag, und ein Stück Teppich. Ich hab die Sachen ausgeschüttelt und dabei die Flecken gesehen.« Curtis beugte sich vor. »Und ich weiß, dass es Blutflecken waren.«
»Was haben Sie dann gemacht?«
»Ich habe alles stehen und liegen lassen und bin mit einem der Kleidungsstücke, einem schwarzen Oberteil mit einem Reißverschluss, rauf zu Mr Trahornes Büro, um es ihm zu zeigen. Zuerst musste ich auf ihn warten. Er war in einer Besprechung. Ich hab mich vor sein Büro gesetzt und Zeitung gelesen.« Curtis zuckte mit den Schultern. »Eine halbe Stunde später kommt seine Sekretärin heraus, um mich zu holen. Sie hat mich ermahnt, ich solle den Boss bloß nicht lange stören. Ich gehe also ins Büro, und Mr Trahorne fragt mich, was ich in der letzten halben Stunde gemacht habe.«Curtis verdrehte die Augen. »Ich gebe ihm keine Antwort darauf. Ich sag ihm nur, was ich in dem Paket entdeckt hatte. Mr Trahorne hört mir zu und erklärt mir dann, wie es dazu kommen kann, dass Zahntechniker ihre Sachen mit Blut beflecken.«
»Und wie kann das geschehen?«,
Weitere Kostenlose Bücher