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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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am gleichen Abend setzten sie sich in Björns Zimmer zusammen und gingen die organisatorischen Dinge von A bis Z durch. Seitdem hatten sie kaum ein Wort über das hinaus gewechselt, was die allgemeinen Höflichkeitsregeln erforderten, wenn sie beide sich in der Kantine begegneten oder sich zufällig irgendwo über den Weg liefen. Und jetzt lag er hier, der Mann, der ihn an dem bewussten Abend beim Kreuzworträtsel gestört hatte; der Form halber fasste Viktor an die Halsschlagader, bevor er den vorläufigen Totenschein ausstellte. Er war überzeugt, dass Björns Tod das Ende dieses lukrativen Nebenerwerbs bedeutete, und obwohl der Profit voll mit dem in Aussicht gestellten übereingestimmt hatte und bislang alles problemlos gelaufen war, hatte Viktor nicht das Geringste gegen diesen Ausgang einzuwenden.
    Das Schlimmste an allem war seiner Meinung nach dieses spontane Glücksgefühl, diese unsägliche Erleichterung, die er empfunden hatte, als er den Mann, der ihn auf Abwege geführt hatte, auf einer der Leichenbahren identifizierte. Sechs Menschen waren bei dem Unfall ums Leben gekommen, ein weiterer, schwer verletzter Mann kämpfte um sein Leben, und
er, der Arzt, derjenige, der einen feierlichen Eid darauf geschworen hatte, zu retten, was gerettet werden konnte, war einfach nur erleichtert und froh. Viktor haderte mit sich und seiner Reaktion und nickte seinem düsteren Spiegelbild in der Scheibe zu.
    »Einfach wunderbar«, murmelte er.
    Im Nebenzimmer klingelte das Telefon, was sowohl der Stille als auch Viktors Nabelschau ein Ende setzte. Die präzisen Anweisungen von Björg waren deutlich durch die dünnen Wände zu hören, und insofern war er vorbereitet, als sie mit zwei einsatzbereiten Sanitätern im Gefolge das Krankenzimmer betrat.
    »Der Hubschrauber landet gerade«, sagte sie leise. »Du solltest dich fertigmachen.«
    Viktor nickte. »Ich bin bereit, ich muss mir nur noch den Anorak anziehen.« Er half Björg und den beiden Männern dabei, die beiden Verletzten auf die Bahren zu heben. Auf dem Weg nach draußen riss er den Anorak vom Haken. Joaquim folgte seinem bewusstlosen Freund wie ein Schatten. » You stay «, sagte Viktor und hielt ihm die erhobene Hand entgegen. Joaquim schüttelte energisch den Kopf. » I go, I go «, sagte er, zwängte sich an Viktor vorbei und stapfte durch den tiefen Schnee in Richtung des Krankenwagens.
    Viktor stöhnte und sah Björg an, die ihm die Tür aufhielt und die dunklen Locken schüttelte. Verdammt hübsch, schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf. Vor allem mit dem offenen Haar. Dann schämte er sich ein wenig für diesen Gedanken, aber nicht lange.
    »Lass ihn doch mitfahren«, bat sie. »Versetz dich in seine Lage. Hilf ihm doch, und sag ihnen, sie sollen ihn mitnehmen. Okay?«
    Er zögerte einen Augenblick und nickte dann. »Okay«, stimmte er zu. Björg lächelte. Unheimlich hübsch, dachte
Viktor. Die Kälte, die ihn draußen empfing, unterband weitere Phantasievorstellungen, und er beeilte sich zum Krankenwagen. Am besten sollte ich vielleicht einfach mit ihnen fliegen, überlegte er. Heute Nacht zu Hause schlafen, bei der eige nen Frau. Die Räder des Wagens spulten zunächst im Schnee, doch als sie auf Widerstand trafen, ruckelte er los. Das Tempo, das sie auf dem holperigen und kurvenreichen Weg vorlegten, war höher, als der Straßenzustand eigentlich gestattete. Viktor schloss die Augen. Später, dachte er. Später. Er öffnete die Augen wieder und sah seine Patienten zu beiden Seiten. Der Portugiese war immer noch bewusstlos, aber der Isländer mit dem zerquetschten Bein sah ihn mit großen, fragenden Augen an. Viktor hatte das Gefühl, ganz genau zu wissen, was er dachte.
     
    Obwohl niemand außer ihm selber und Ragnhildur etwas merkte, hatte Stefán ordentlich einen in der Krone, und das war ihm unangenehm.
    »Sollten wir nicht zusehen, dass wir nach Hause kommen, Schatz«, sagte er mit ganz normaler Stimme. Sie nickte zustimmend, holte ihr Handy aus der Tasche und bestellte ein Taxi.
    »Wenn ihr nichts dagegen habt, würden wir uns euch gern anschließen«, sagte Katrín, während ihre grünen Augen irritiert zum Sofa blickten, wo Sveinn und Guðni saßen und lautstark schlüpfrige Lieder zum Besten gaben. Einer sang falscher als der andere, und zwischendurch gab Guðni aufs Neue Geschichten über seine Großtaten zum Besten, die eher an amerikanische Soap-Krimis als die isländische Realität erinnerten.
    »Selbstverständlich«, sagte

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