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Blutberg - Kriminalroman

Blutberg - Kriminalroman

Titel: Blutberg - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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kann.«
    Lárus blieb sitzen und drehte den Kugelschreiber in seiner Hand, während sich Matthías’ Schritte auf dem langen, hellhörigen Korridor entfernten und schließlich erstarben, als sich die Zwischentür hinter ihm schloss. Er begriff nicht, weshalb Matthías es so schlimm fand, dass die Leute eher an Mord als an einen Unfall glauben wollten. Wenn es ein Unfall gewesen war, dann lag die Verantwortung zumindest zum Teil bei der National Power Company und ihren Verantwortlichen und deren Mitarbeitern. Handelte es sich hingegen um vorsätzlichen Mord, konnte doch kein vernünftiger Mensch jemand anderem als dem Mörder die Schuld daran geben. Falls es denn ein Mord war, überlegte er, und das Vibrieren seiner Mundwinkel sah verdächtig nach Grinsen aus. Die Leute taten sich offensichtlich schwer damit, daran zu glauben.
Verständlicherweise vielleicht. Es gehörte zwar gewiss nicht in seinen Aufgabenbereich, die Gerüchte aus der Welt zu schaffen, aber trotzdem überlegte er, ob es nicht vielleicht einen Versuch wert wäre, sie in vorteilhaftere Bahnen zu lenken.
    Er warf noch einmal einen Blick auf die Liste der Opfer. Wer hätte ein Interesse daran haben können, diese Männer umzubringen, grübelte er, oder zumindest einen von ihnen? Wer kam für diese Rolle in Frage? Er hatte keine Probleme, einige Kandidaten aufzulisten, fand aber die Idee, eine solche Liste den Medien zu präsentieren, nicht opportun, zumindest im Augenblick noch nicht. Er stand auf und holte sich ein Stück Marmorkuchen.
    »Wer bringt Menschen um«, murmelte er, »so ganz allgemein gesprochen?«
     
    »Wie ich vorhin gesagt habe«, erklärte Stefán, »irgendjemand muss einen Grund haben oder sich zumindest einen einbilden, um einen oder mehrere von diesen sieben Männern umzubringen, die unter der Gesteinslawine landeten. Wenn ich es richtig verstanden habe, war derjenige, der überlebt hat, der Einzige, der von Rechts wegen an diesem Ort sein sollte, soweit ich weiß, haben die anderen nur eine Art Inspektionsfahrt gemacht. Ein absoluter Zufall, dass sie sich genau an dieser Stelle befanden, als es passierte.«
    »Was wollten die sich da eigentlich ansehen?«, fragte Árni.
    »Keine Ahnung«, antwortete Stefán kopfschüttelnd. »Wie bereits gesagt, vielleicht diese Verwerfung, von der Ásmundur in seinem Brief spricht, aber das ist natürlich etwas, was wir herausfinden müssen. Meines Wissens waren sie gerade erst dort eingetroffen, als es passierte. Die meisten Leichen wurden in unmittelbarer Nähe der Autos gefunden, und das deutet vielleicht eher darauf hin, dass der Anschlag dem Einzigen
gegolten hat, der bereits vorher an Ort und Stelle war, nicht wahr?«
    Katrín und Árni nickten zustimmend, aber Guðni schüttelte den Kopf. »Ich finde, es kann genauso gut darauf hindeuten, dass einer von den anderen erledigt werden sollte«, sagte er, »einer oder mehrere.«
    »In Ordnung, aber warum?«, fragte Stefán.
    Guðni nahm sich den zerkauten Stummel aus dem Mund und warf ihn in den Papierkorb. »Weil es sonst ein absolut unglaublicher verfluchter Zufall gewesen wäre. Irgendjemand beschließt, ein kleines Schwein von einem portugiesischen Arbeiter abzumurksen, der arm wie eine Kirchenmaus ist, und das tut er ausgerechnet genau in dem Augenblick, als sich ein halbes Dutzend Topmanager da herumtreibt? Und zur Krönung des Ganzen ist der Portugiese der Einzige, der überlebt? I don’t buy it .«
    »Okay«, sagte Katrín, »sehen wir uns das mal genauer an. Nehmen wir an, dass der Anschlag einem oder mehreren aus dieser Gruppe gegolten hat. Das bedeutet, dass irgendjemand sehr genau gewusst hat, wohin sie fuhren, nicht wahr? Und er hat an dieser Stelle auf sie gewartet?«
    »Jawohl«, sagte Stefán, »und nicht nur das. Wer auch immer es getan hat, kannte sich dort sehr gut aus, wusste genau, dass diese Stelle bestens geeignet wäre, um einen Unfall zu inszenieren. Außerdem kann er mit Sprengstoff umgehen und weiß, wie er wirkt und wie - ach, ihr wisst, was ich meine. Wie und wo er angebracht werden muss, um eine Lawine ins Rutschen zu bringen. Das gilt im Übrigen ganz allgemein, egal wer umgebracht werden sollte.«
    »Falls es denn Mord war«, brummte Árni.
    »Himmel, Arsch und Zwirn, Junge«, sagte Stefán ärgerlich, »wie oft muss ich das denn noch sagen? Vielleicht bringt der Hund morgen den Beweis, dass es ein Unfall war, vielleicht
erwacht der Portugiese aus seinem Koma und sagt uns, dass er dummes Zeug gefaselt hat, oder

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