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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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umklammerte.
    Unter mir hob er den Kopf und … Schlagartig war mein Mund trocken. – Er wusste, dass ich hier war!
    Mein Spitzenschal wehte träge von seiner Hand. Er drehte sich nicht nach mir um. Er stand einfach nur da. Regungslos.
    Irgendwann schlich ich in mein Zimmer zurück. Nur um unschlüssig in die Nacht hinauszustarren, nachdem ich die Tür wieder hinter mir geschlossen hatte. Ich glaubte, Rosa zu spüren, als stünde sie direkt neben mir …
    »Und, magst du?«
    »Was?«
    »Der Ausflug, den ich eigentlich heute – oder besser gestern – mit dir machen wollte … Magst du ihn heute nachholen?«
    »Wohin willst du mit mir?«
    »Ich will dir Santa Reyada zeigen. Und noch ein bisschen mehr. Wir sind bis Sonnenuntergang wieder zurück. Versprochen.«

    »Santa Reyada? Ich dachte, das hier …«
    »Das ›alte‹ Santa Reyada …«
    Das ›alte‹ Santa Reyada …
    Mit einem Ruck machte ich kehrt, durchquerte das Zimmer und zerrte ein Blatt Papier aus einem der Fächer meines Sekretärs, wühlte nach einem Stift. Meine Hand zitterte ein wenig. Es verging, als ich zu schreiben begann.
    Ja, ich will den Ausflug morgen nachholen.
    Lucinda.
    Entschlossen faltete ich das Blatt zusammen, ging zu meiner Tür und öffnete sie. Angespannt spähte ich auf den Korridor hinaus. Kein Laut. Nichts rührte sich. Er hatte mir gesagt, ich solle heute Nacht nicht mehr aus meinem Zimmer kommen …
    Die Unterlippe zwischen die Zähne geklemmt, machte ich mich auf den Weg zu seinem Zimmer und ignorierte die Stimme, die in meinem Kopf jaulte, dass das hier Wahnsinn war. Hatte ich zuvor geglaubt, mein Herz würde wie verrückt pochen? Jetzt raste es.
    Ich schob den Zettel unter seiner Tür hindurch, bevor ich es mir anders überlegen konnte, und rannte in mein Zimmer zurück. Den Rest der Nacht verbrachte ich auf meinem Bett, den Rücken gegen die Wand über dem Kopfende gepresst, und fragte mich, ob es nicht doch ein Fehler gewesen war, Ja zu sagen.

22
    I hr Enkel, Patron.«
    Er nahm César das Telefon ab.
    »Dass du hier anrufst, ist riskant, Junge.« Der Bengel schien ihn gar nicht gehört zu haben, so wie er herausplatzte.
    »Joaquín will Lucinda morgen das alte Santa Reyada zeigen. Anscheinend hat er vor, mit ihr dort noch hiken zu gehen. So wie er klang, werden die beiden den ganzen Tag unterwegs sein und vermutlich erst am Abend hierher zurückkommen …«
    »Warum sagst du mir das?«
    Am anderen Ende der Leitung schluckte der Junge vernehmlich. »Er … er hat nicht mehr viel Zeit. Ich meine … bis es … so weit ist.«
    »Du meinst, bis er endgültig Nosferatu wird.«
    »Ja. Und da draußen ist eigentlich der ideale Ort, um … um …«
    »Um seiner habhaft zu werden?« Er drehte das Weinglas, ließ das Licht durch den Inhalt hindurchscheinen.
    »Ja.«
    »Ich verstehe.« Bedächtig nahm er einen Schluck. »Und du bist der Meinung, nachdem es nicht mehr lange dauert, sollte er die letzten Tage hier bei mir sein. In Sicherheit. Vor der Hermandad. Und dem Ordre. Und seinem eigenen Konsortium.«

    »Ich … Ja.«
    Er lächelte versonnen. »Dann wirst du dafür sorgen, dass er und das Mädchen morgen nach Sonnenuntergang noch immer dort sind.«
    »Wie soll ich das machen …?«
    Angewidert schnitt er eine Grimasse. »Du bist ein kluger Junge, Cristobál. Du wirst eine Möglichkeit finden.«
    »Warum nicht bei Tag? Die Sonne macht ihm schon ziemlich zu schaffen. Bei Nacht …«
    »Du vergisst, dass meine Diener das Sonnenlicht noch deutlich schlechter ertragen können als Joaquín. Es muss bei Nacht sein. Auch wenn seine Macht dann erheblich größer ist.«
    »Aber … es wird ihm nichts passieren! Auch Lucinda nicht! Du hast es versprochen!«
    Unwillig schnalzte er mit der Zunge. Der Bengel begann ihm auf die Nerven zu gehen. »Dein Bruder wird wohl kaum ohne Gegenwehr mit ihnen gehen. Vor allem nicht, wenn seine kleine Sanguaíera dabei ist.«
    »So war das nicht abgemacht …«
    »Ein paar Kratzer und blaue Flecke wird er schon überleben.« Das Erste, was er dem Burschen beibringen würde, wenn das hier erledigt war, war, dass man ihm nicht widersprach. Zumindest nicht ungestraft. »Aber wenn es dich beruhigt: Ich werde meinen Dienern Anweisung geben, so … behutsam mit den beiden umzugehen, wie ihnen eben bei Joaquíns Gegenwehr möglich ist. Du kannst unbesorgt sein. Oder hast du vergessen, dass« – beinah hätte er ›ich‹ gesagt – »wir die beiden lebend brauchen? Wenn dein Bruder tot ist, ist es nicht mehr

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