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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Hände erreicht. Ich drückte sie fester an meinen Körper. Auf meinen Armen war eine Gänsehaut. Meine Hände waren mit einem Mal kalt.
    Das Bett war ein dunkler Schatten. Beinah hätte ich mir das Schienbein an seinem Rand gestoßen. Ein Futon. Holz.
Am Kopfteil schimmerte Metall. Das Bettzeug war dunkel. Ich konnte nicht sagen, ob schwarz oder blau. Oder rot. Wie Blut. Rot. Da war so viel Blut. Überall. So viel Blut. Seine Haut wirkte blass dagegen. Die Decke war nur bis knapp über die Hüfte gezogen. Der Verband hob sich beinah grellweiß dagegen ab. Mull und Heftpflasterstreifen. Schräg über die Rippen abwärts. Mehrere Lagen Mull. An einer Stelle zeigte sich ein Hauch von Rot auf dem Weiß.
    Rot.
    Blut.
    Tante María schrie.
    Blut in seinem Gesicht.
    Und an seiner Seite.
    So viel Blut.
    Er rührte sich nicht. Das Zittern wollte nicht nachlassen. Wurde immer schlimmer.
    Wie bei Tante María.
    So viel Blut.
    Der andere Nosferatu … der … er … er hatte …
    Das Zittern wurde zu einem Schluchzen. Ich presste die Faust in meinen Mund, um es zu ersticken. Wenn er mich hörte. Wenn der Nosferatu mich hörte, würde er kommen, um mich zu holen. Er hatte es gesagt. Wenn er mit Tante María fertig war, würde er kommen, um mich zu holen. Er hatte es gesagt. Joaquín hatte mich beschützt, oder? Ja, ja, er hatte mich beschützt. Er würde es wieder tun. Mich beschützen. Damit der andere nicht kam, um mich zu holen. ›Ich will dich beschützen‹, hatte er gesagt. Genau das. ›Du musst keine Angst haben, Luz. Dir wird nichts geschehen. ‹ Das hatte er gesagt. Das Bett sah weich aus. Ich beugte mich wachsam vor, strich mit der Hand über die Decke. Seide.
Wie wunderbar kühl. Er rührte sich noch immer nicht. Schien gar nicht zu wissen, dass ich da war. Nicht wie sonst. Wenn er schlief, war er nicht gefährlich. Ich könnte mich neben ihn setzen. Nur ein bisschen. Bis das Zittern aufhörte. Und ich sicher war, dass der andere nicht kam, um mich zu holen. Nur ein bisschen. Niemand weiß, dass ich hier bin. Niemand wird mich finden. Sehr, sehr langsam trat ich an die Seite des Bettes. Setzte mich ganz vorsichtig auf den Rand. Noch immer rührte er sich nicht. Schlief einfach weiter. Ganz tief. Seine Fingernägel waren schwarz. Zum ersten Mal auch bei Tag. An seiner Schläfe fehlten Haare. So nah konnte ich es deutlich sehen. Da war eine rote Linie auf der Haut. Ich lehnte mich weiter vor. So viel Blut. Da war so viel Blut gewesen. In seinem Gesicht. An seinem Hals. Meine Finger stahlen sich von selbst zu seiner Kehle. Er war so warm. Beinah heiß. Mir war so kalt. Ich könnte mich neben ihn legen. Nur ein bisschen. Wenn er schlief, konnte er mir nichts tun. Die Seide würde kühl sein auf meinem Sonnenbrand. Ich musste ihn ja nicht berühren. Nur neben ihm liegen. Das Bett war breit genug. Ganz langsam ließ ich mich auf die Seite sinken, zog die Beine auf die Matratze. Es war gut, dass ich keine Schuhe trug. Dann musste ich sie nicht ausziehen.
    Wie zuvor streckte meine Hand sich wie von selbst nach ihm aus, strichen meine Fingerspitzen leicht über seinen Arm. Er war so warm. Es fühlte sich gut an. Gut, hier zu liegen. Friedlich. So wunderbar friedlich. Dunkel. Warm. Und friedlich. Ich lauschte auf seine Atemzüge. Tief und gleichmäßig. Beruhigend. Meine Fingerspitzen strichen auf und ab. Ein tiefer Atemzug. Tiefer als die zuvor. Ich erstarrte. Noch mehr, als er dann den Kopf in meine Richtung wandte. Schlagartig verstärkte sich das Zittern noch viel mehr. Doch er schlief nur ruhig weiter.
Auch meine Fingerspitzen auf seinem Arm waren erstarrt. Eine kleine Ewigkeit wagte ich es noch nicht einmal, mich so weit zu bewegen, um sie zurückzuziehen. Als ich es endlich doch tat, schob ich die Hand vorsichtig unter meine Wange.
    Wann das Zittern nachließ und ich anfing, mich zumindest ein Stück weit zu entspannen, merkte ich nicht. Ich lag einfach nur da und sah über seine Brust hinweg ins Halbdunkel und spielte mit dem Rand der Decke.
    »Wenn ich mich aufschlitzen lassen muss, damit du dich zu mir legst, werde ich das mit Freuden ab sofort jede Nacht tun.«
    Mit einem hellen Keuchen fuhr ich hoch und aus dem Bett.
    »Nein! Nicht! Luz, tu das …« Der Rest ging in einem Stöhnen unter, auf das ein spanischer Fluch folgte. Als ich mich umdrehte, sah ich gerade noch, wie Joaquín mir halb zugewandt vornüber aufs Bett zurücksank, eine Hand auf seiner verletzten Seite. Einen Moment drückte er das Gesicht in die

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