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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Decke, dann sah er zu mir auf. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Es tut mir leid!«
    Ich nickte nur. Zu mehr hatte ich keine Luft. Mein Atem kam noch immer viel zu schnell.
    »Kommst du wieder zu mir?« Er streckte die Hand nach mir aus.
    Ich machte einen hastigen Schritt zurück; diesmal mit einem Kopfschütteln. Seine Fänge schienen noch ein Stück länger zu sein, als sie es bisher bei Tag gewesen waren. So lang wie letzte Nacht?
    »Das hab ich mir gedacht.« Er ließ die Hand wieder fallen, rollte sich sichtlich mühsam auf den Rücken.
    »Ich … ich sollte gehen.« Meine Stimme klang heiser.
    »Nein! Bitte bleib!«

    »Nein, ich … ich muss …«
    »Dann sag mir wenigstens vorher, wie es dir geht.« Er stemmte sich auf einen Ellbogen, die freie Hand wieder auf der verletzten Seite. »Fernán sagte, du hättest einen Sonnenstich und sie hätten dich irgendwo zwischen dem alten Santa Reyada und San Isandro ohnmächtig in der Sierra gefunden. Aber er wollte mich um keinen Preis zu dir lassen.«
    »Ich … ich denke, ich bin wieder in Ordnung. Mit einem ziemlichen Sonnenbrand, aber ansonsten … wieder in Ordnung. « Ich presste die Handflächen zusammen, um zu verhindern, dass ich wieder die Arme um mich selbst legte. »Bist du … bist du schwer verletzt?«
    »Es sieht schlimmer aus, als es ist. In einigen Tagen sind das nur ein paar Narben mehr.« Sein Schulterzucken endete trotzdem in einem scharfen Atemzug und einem Zischen.
    Ich nickte. »Ist das … ist das immer so.« Meine Arme stahlen sich um meine Mitte. Ich konnte nichts dagegen tun.
    »Was?«, fragend neigte er den Kopf.
    »Wenn die Sonne untergeht … wenn du … du Nosferatu wirst? Tut es immer … weh?«
    Einen Moment schien er von meinem abrupten Gedankensprung verwirrt.
    Plötzlich fühlte ich mich dumm und kindisch. »Ich … entschuldige. Es … geht mich nichts an. Ich … ich gehe jetzt besser.«
    »Ja, es tut jedes Mal … weh.« Seine Worte verhinderten, dass ich zur Tür ging. Nein, zur Tür flüchtete. Ich umklammerte mich fester. Da war ein Unterton in seiner Stimme, der mir verriet, dass ›wehtun‹ es nicht ganz traf. Wäre ›qualvoll‹ richtiger gewesen? Oh mein Gott. »Aber inzwischen ist die … Kluft
zum Nosferatu nicht mehr … so groß wie zu Anfang; entsprechend geht es schneller. Nur der Weg zurück, wenn die Sonne aufgeht, wird mit jedem Mal unan…«
    »Habe ich mich doch nicht geirrt, als ich dachte, Stimmen zu hören.«
    Mit einem erschrockenen Laut machte ich einen Schritt rückwärts.
    »Rafael.«
    Der schloss gerade die Tür. Und knipste das Licht an. Geblendet kniff ich für einen Moment die Augen zusammen. Joaquín stieß ein Knurren aus.
    »Ich störe eure romantische Zweisamkeit ja ungern, aber ich dachte, nachdem du wach bist, solltest du wissen, dass Tomás unten ist, Joaquín.«
    Das Knurren wurde dunkler. »Was will er?«
    »Das hat er nicht gesagt. Aber Cris wimmelt ihn ab.«
    »Das will ich sehen.« Joaquín hatte sich aufgesetzt und schob sich jetzt zum Bettrand. Dort, wo er mit Sonne in Berührung gekommen war, war sein Arm feuerrot.
    »Wenn ich mich recht erinnere, sagte Fernán etwas davon, dass du es ruhig angehen lassen sollst.« Rafael betrachtete übertrieben gelangweilt seine Fingernägel.
    »Mit Tomás werde ich noch allemal fertig.« Er warf die Decke von sich und stand auf. Wenn auch etwas schwerfällig und umständlich. Und ohne besonders sicher auf den Beinen zu sein. Die Pyjamahose hing gefährlich tief auf seinen Hüften. Um ein Haar hätte ich mich an meinem nächsten Atemzug verschluckt.
    »Natürlich. Es geht dir ganz ausgezeichnet.« Spöttisch ließ Rafael seinen Blick einmal an ihm auf – und abwandern. »Es geht
euch beiden ausgezeichnet.« Damit sah er mich an. Bei dem Ausdruck in seinem Gesicht wich ich unwillkürlich zurück. »Du warst ja wohl von allen guten Geistern verlassen, was? Allein hinaus in die Sierra zu rennen. Am Tag. Hat dir das erste Mal, als wir dich suchen mussten, nicht gereicht?«
    »Rafael!«
    Der ließ sich von Joaquíns warnendem Ton nicht aufhalten. Stattdessen machte er einen Schritt auf mich zu. »Du hättest bei ihm bleiben sollen. Ein Wagen ist aus der Luft deutlich besser zu sehen als eine Person, die allein draußen herumirrt. Oder sogar zusammengesunken auf der Erde liegt und sich nicht bewegt. « Mit jedem Wort war seine Stimme schärfer geworden. Aus der Luft? Der Schatten … ein Helikopter.
    »Rafael! Hör auf! Lass sie in Ruhe. Sie hat es

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