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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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begriffen. Sie wird es nicht wieder tun. Lass es gut sein.« Joaquín klang nicht weniger scharf.
    Rafael machte einfach mit seiner wütenden Tirade weiter. »Ich hätte dir mehr Verstand zugetraut, tigresa. Du hast dich unnötig in Gefahr gebracht.«
    Mit einer entschiedenen Bewegung schob Joaquín sich zwischen uns. »Du sollst sie in Ruhe lassen!«
    »Du hast euch beide …«
    »Das reicht, Rafael!«
    Rafael fauchte. Joaquín fletschte die Fänge. Ich drängte mich an beiden vorbei und flüchtete aus dem Raum.
    »Lucinda …« Er.
    Ich rannte den Korridor hinunter, ohne mich umzudrehen. In die falsche Richtung. Auf der Treppe brachten Stimmen mich zum Stehen. Zu spät.
    Sie sahen zu mir empor. Cris und einer der Männer, die an
dem Tag auf Santa Reyada gewesen waren, an dem wir den Unfall gehabt hatten.
    Unter seinem Blick fühlte ich mich wie eine Maus in der Falle.
    »Lucinda …«
    »Señorita Moreira.« Bevor Cris es verhindern konnte, trat der andere Mann – Tomás – an ihm vorbei. »Wie schön, Sie endlich persönlich zu treffen.« Wahrscheinlich wäre er die Treppe heraufgekommen, hätte Cris ihn nicht am Arm zurückgehalten. Er nahm seine Augen gerade lange genug von mir, um Cris zornig anzusehen und sich mit einem Ruck aus seinem Griff zu befreien, ehe er sich wieder gänzlich mir zuwandte. »Lässt Joaquín Sie inzwischen doch herunterkommen, wenn ein anderes Mitglied der Hermandad im Haus ist?«
    Ich schluckte, legte die Hand auf das Geländer neben mir, um irgendetwas zu haben, an dem ich mich festhalten konnte. »Ich verstehe nicht …«
    »Nun, als ich und zwei … Freunde hier waren, weigerte er sich, Sie uns vorzustellen, Lucinda.« Sein Lächeln wirkte falsch. »Wenn ich geahnt hätte, dass ich Sie heute doch sehen würde, hätte ich Ihnen eine kleine Aufmerksamkeit mitgebracht. Vor allem, nachdem Sie ja erst vor ein paar Tagen Geburtstag hatten. Mögen Sie immer noch diese Schweizer Schokolade so gern? Die mit der ganz dunklen Schokolade und dem Chili?«
    Ich starrte ihn an. Woher wusste er, wann ich Geburtstag hatte? Dass ich Schokolade mit Chili mochte?
    Auf seiner Miene erschien ein Ausdruck von Überraschung. »Sagen Sie nicht, Sie erinnern sich nicht mehr an mich, Lucinda? «
    Ich kam nicht zu einer Antwort.

    »Ich dachte eigentlich, ich hätte mich beim letzten Mal klar ausgedrückt, was deine Anwesenheit auf Santa Reyada angeht, Tomás. Oder die eines der anderen. – Was willst du hier?« Joaquín.
    Tomás blickte hinter mich. Für eine Sekunde schien er die Lippen zu einem harten Strich zusammenzupressen, dann war das Lächeln wieder da. »Ich wollte sehen, was du für Fortschritte machst, Joaquín.«
    »Falsch, Tomás. Du wolltest auf meinem Grab tanzen, noch bevor es geschaufelt ist.« Was? »Ich fürchte, du musst dich gedulden. Meine Zeit ist noch nicht um. Du kannst also wieder verschwinden. Auf Wiedersehen.« Eiskalt.
    Diesmal war der Hass auf Tomás’ Zügen nicht zu übersehen. Er jagte eine Gänsehaut über meine Arme.
    Joaquín ging an mir vorbei. In Jeans und hellem Hemd. Es war gerade genug zugeknöpft, dass man den Verband nicht sah. Und schief. Hatte seine Hand eben meine gestreift? Nur ganz flüchtig? Nein, ich musste mich geirrt haben. Zögernd folgte ich ihm die Treppe hinunter, blieb auf der letzten Stufe stehen. Rafael lehnte nachlässig über mir am Geländer des Absatzes. Cris stand unschlüssig noch immer halb hinter dem Mann, schien nicht zu wissen, was er tun sollte.
    Alles an Tomás de Silva verriet seinen Ärger. Doch er stolperte rückwärts, als Joaquín mit den nachlässigen Bewegungen eines Raubtiers immer weiter auf ihn zuging. Nicht wie ein Mann, dessen Seite von Klauen aufgeschlitzt war. Ihn regelrecht vor sich hertrieb. Ich fragte mich, ob sie sahen, was ich sah: Augen wie farblose Diamanten, Fänge und schwarze Fingernägel, die scharf wie Rasierklingen sein mussten, die entsetzliche Schönheit der Nosferatu … Cris trat hastig beiseite, als
de Silva beinah in ihn hineingelaufen wäre. »Tust du mir einen Gefallen, Cris, und sorgst dafür, dass Tomás den Weg von unserem Land herunter findet, ohne sich zwischen hier und der Straße zu verlaufen?« Er neigte den Kopf nur ein kleines Stückchen in Cris’ Richtung, als er auf gleicher Höhe mit ihm war.
    Cris nickte knapp. »Natürlich.« Seine Miene war kühl und unbewegt, als er zur Tür ging und sie öffnete. Gerade rechtzeitig, um zu verhindern, dass Tomás rücklings dagegen stieß. Der

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