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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Schmetterlingspflaster und hielten einen rot verschorften Riss zusammen. Unwillkürlich wanderten meine Augen weiter. Blutflecken zierten mein Top. Was …? ›Ich werde keine weiteren blauen Flecken an dir vor Joaquín verantworten, Kleines. Ganz zu schweigen von noch mehr Blut‹, hatte Rafael gesagt, bevor er mir die Spritze in die Schulter gejagt hatte. Hatte ich mir den Kopf so hart angeschlagen, dass ich nicht nur kurz benommen gewesen war, sondern mir auch eine Platzwunde geholt hatte? Ich hatte nichts gespürt. Aber wann sonst hätte es passiert sein sollen?
    Irgendjemand hatte mich vom Blut gesäubert und die Wunde ziemlich fachmännisch versorgt. Ich hatte nichts davon
mitbekommen. Der Gedanke, so vollkommen weggetreten gewesen zu sein, machte mir Angst. Was war in dieser Zeit noch mit mir passiert? Hatte er vielleicht doch … Meine Hand zitterte ein wenig, als ich die Kragen von Jacke und Bluse von meinem Hals wegzog. Nein. Nichts. Ich hatte mich vorhin nicht getäuscht. Offenbar hatte er tatsächlich noch nicht von meinem Blut getrunken. Mit einem Schaudern lehnte ich mich wieder zurück, drehte das Wasser ab, das immer noch ins Waschbecken rauschte. Und ich hatte garantiert nicht vor, darauf zu warten, dass er es tat. Allerdings wäre es vielleicht keine schlechte Idee, das blutige Shirt gegen eines zu tauschen, das nicht aussah, als sei ich an irgendeinem Verbrechen beteiligt gewesen. Ich wollte verschwinden. Zusätzliche Aufmerksamkeit zu erregen, war dabei nicht wirklich geschickt.
    Eine Sekunde zögerte ich noch, dann verließ ich das Bad und ging zu dem Kleiderschrank hinüber. Wem auch immer die Sachen hier gehörten: Mit etwas Glück passte ich hinein.
    Ich lauschte noch einmal zur Zimmertür. Nach wie vor nichts als Stille.
    Wie zuvor flammte das Licht im Inneren auf, sobald ich die Schranktür öffnete. Offenbar war der eigentliche Eigentümer dieses Zimmers und dieses Schrankes weiblich. Ich schob die Frage, wer diese Sie wohl sein mochte, beiseite und machte mich stattdessen auf die Suche nach einem passenden Oberteil. Nachdem die Luft über der Sierra jetzt schon zu flirren begann, sollte es wohl am besten möglichst hell sein. Wer auch immer sie war: Sollte sie glücklich mit ihm werden, wenn sie ihn tatsächlich in ihrer Nähe ertragen konnte.
    Überraschenderweise war der Geschmack dieser Sie, was Farben anging, meinem anscheinend ziemlich ähnlich. Alles weitestgehend
dunkel und gedeckt. Außerdem besaß sie wie ich offenbar keine Röcke. Verrückt. Hastig stöberte ich durch die aufeinandergestapelten Shirts. Jedes einzelne absolut nagelneu. Zumindest, soweit ich das sagen konnte. Nun ja, wer mit ihm zusammen war, konnte es sich leisten, Sachen nur einmal zu tragen. Trotzdem … wenn man bedachte, dass ich meine Sachen normalerweise secondhand aus Thriftshops hatte, fühlte es sich irgendwie … seltsam an.
    Schließlich zog ich ein dünnes, graublaues Shirt mit Kapuze aus einem Stapel – und hielt inne, als ich den schwarzen Gitarrenprint mit den Glitzersteinen sah. Dasselbe Shirt hatte ich vor zwei Wochen schweren Herzens in den Müll geworfen, weil es endgültig nicht mehr zu flicken gewesen war … Ich griff erneut in den Stapel, zerrte ein graues Shirt mit gehäkelten Einsätzen an den Schultern hervor. Mein Magen krampfte sich zusammen. Sein Zwilling lag mit einem Fleck, von dem ich nicht wusste, wie ich ihn wieder herausbekommen sollte, neben meinem Bett in Boston. Blindlings ließ ich es auf den Boden fallen, griff mir das nächste. Dunkles, beinah schwarzes Grün, mit einem Aufdruck im Ed-Hardy-Style. Mein Lieblingsteil. Nur war bei meinem eine Stelle an der Schulternaht schon gefährlich dünn. Meine Hand bebte, als ich das nächste hervorzerrte. Und das nächste. Und das übernächste … Bis ich zurücktaumelte und gegen die Wand stieß. Der ganze Schrank war vollgestopft mit meinen Sachen. Oder genauer: Duplikaten davon. Manche der Teile hatte ich schon vor Ewigkeiten weggeworfen. Oder verloren. Oder zurücklassen müssen. Ich starrte auf den Berg Kleidungsstücke zu meinen Füßen. Schüttelte den Kopf. Krank! Das war … krank! – Und … Der nächste Gedanke erschreckte mich beinah noch mehr: Es bedeutete, dass er die
ganze Zeit gewusst haben musste, wo ich war. Aber das … ergab keinen Sinn. Wenn er gewusst hatte, wo ich war, warum hatte er mich dann nicht schon viel früher hierherschaffen lassen? Bevor er begonnen hatte, Nosferatu zu werden. Warum hatte er so lange

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