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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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wenn die Nosferatu – auch in seiner Domäne – seit Kurzem geradezu Amok liefen und dabei immer wieder regelrechte Blutbäder anrichteten. Irgendetwas stimmte nicht. Sie waren … viel zu organisiert. So als hätten sie ihre Revierkämpfe untereinander und gegen ihn aufgegeben und sich entschlossen … ja, was? Sich zusammenzuschließen und so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf die Hexer der Hermandad und ihren Vampirfluch zu lenken … um ihnen die Menschen auf den Hals zu hetzen? Um die Hexer des Ordre des Sorciers auf den Plan zu rufen, die ja immer noch der Meinung waren, ihre vom Teufel versuchten – ehemaligen – Brüder, die sich vor all den Jahrhunderten von ihnen abgewandt und in der Hermandad zusammengeschlossen hatten, würden nur der schwarzen Magie frönen und ihrem Tun müsste Einhalt geboten werden? Warum? Um Hermandad und Ordre gegeneinander auszuspielen? Eine neue Hexenjagd des Ordre auf die Mitglieder der Hermandad anzuzetteln? Die Menschen wieder zu einem fackelschwingenden Lynchmob aufzustacheln? – So arbeiteten Nosferatu nicht. Zumindest hatten sie es bisher nicht getan. Aber irgendetwas lief gerade falsch. Und das nicht nur in seiner Domäne. Im Gegenteil. In anderen sollte es noch schlimmer sein. Und im Augenblick
konnte er diese Probleme nicht auch noch zusätzlich zu seinen eigenen gebrauchen.
    Ärgerlich warf er die Mappe auf den Boden der Limousine. Eines der Bilder rutschte heraus. Mit einem leisen Fluch bückte er sich, klaubte es auf und steckte es ins Innere zurück. Warum musste dieses verdammte Treffen auch ausgerechnet jetzt sein? Und Absagen war nicht möglich. Sie waren extra seinetwegen an die Westküste gekommen. Das Risiko war zu groß, dass sie auf Santa Reyada auftauchten, wenn er nicht nach San Diego kam. Und das Letzte, was er wollte, war, sie in seinem Haus zu haben. – Nein, das Letzte, was er wollte, war, dass sie in Luz’ Nähe kamen.
    »Wo warst du gestern den ganzen Abend? Ich habe den gesamten Flug von Boston hierher versucht, dich zu erreichen.« Offenbar hielt Rafael es nicht für nötig, seine Frage zu beantworten.
    »Jagen. Und … unterwegs. – Ich musste … raus.« Nachdem Luis und die anderen ihn den ganzen Tag über mit ihren Forderungen und unnötigen Diskussionen zuvor immer weiter an den Rand des Wahnsinns getrieben hatten, war von seiner Selbstbeherrschung am späten Nachmittag nicht mehr viel übrig gewesen. Mit jeder Minute war er gereizter geworden, war die Wahrscheinlichkeit größer geworden, dass er die Beherrschung verlor. Es war gerade erst auf den frühen Abend zugegangen, als er darauf bestanden hatte, das Treffen für diesen Tag zu beenden. Er drückte Mittel – und Ringfinger gegen die Schläfe. Er konnte es nicht riskieren, dass einer der anderen Hexer in seiner Nähe war, wenn die Sonne unterging. Nicht mehr. Seine Macht war … instabil. Schon seit einigen Wochen; seit er angefangen hatte, sich immer mehr zu … verändern, Nosferatu
zu werden. Zuerst kaum merklich, doch dann immer … heftiger, unberechenbarer. Inzwischen war das Ganze manchmal ein regelrechtes Vabanque-Spiel. Vor allem bei Sonnenuntergang. Und wenn sein Illusionszauber dann brach und einer der anderen dabei war … Nein. Die Gefahr war zu groß, dass sie sein Geheimnis entdeckten, sobald es Nacht wurde.
    »Aha. Und was war es letzte Nacht? Piste oder Käfig?«
    War das eben ein Gähnen gewesen? »Die Piste. Ich wusste, dass Max da sein würde. Und nachdem er bei seinem letzten Rennen Stew geschnitten hat, war er gestern genau der Richtige für mich, um mich abzureagieren. – Also? Was ist mit deinem Bein?«
    Rafael stieß ein hochtheatralisches Seufzen aus. »Fernán sagt, ich werde es überleben. – Frag lieber, wie es meinem Stolz geht. Deine Kleine hat mich eiskalt erwischt. Und die Leute, die das von sich behaupten können, kannst du an drei Fingern abzählen. Inklusive dir und Estéban.«
    »In Ordnung, wem von euch beiden soll ich den Kopf tätscheln? Dir, um dich zu bedauern, oder ihr, um sie für ihre Heldentat zu beglückwünschen?«
    Diesmal ließ Rafael ein Schnauben hören. »Wenn du nichts Besseres mit deiner Sanguaíera zu tun weißt, als ihr den Kopf zu tätscheln, dann, mein Freund, hast du meiner Meinung nach ein ziemlich massives Problem. – Ich weiß allerdings immer noch nicht, womit ich letzte Nacht das ›Rindvieh‹ verdient hatte.«
    Einen Augenblick presste Joaquín die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Luz’ unvermittelte

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