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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Seitentür wurde schon zurückgerissen, noch ehe er endgültig stand. Keinen halben Meter von mir. Ein Mann beugte sich heraus, packte mich am Arm und zerrte mich ins Innere, während ein zweiter Cris hinter mir herstieß. Ich taumelte unsanft auf eine Gummimatte, prallte mit der Stirn gegen irgendeine Kante, keuchte vor Schmerz auf und stürzte endgültig auf den Boden des Vans. Benommen blieb ich liegen. Cris landete neben mir auf Händen und Knien.
    »Was zum Teufel …« Sein wütender Protest endete in einem Ächzen, als der Kerl ihm einen Schlag gegen den Hinterkopf verpasste. Die Tür krachte zu. Abrupt war es dunkel.
    »Schnauze. Hast du kleiner Vollidiot nicht gemerkt, dass du von einem aus der Hermandad verfolgt worden bist?«
    Mit durchdrehenden Reifen setzte der Wagen sich wieder in Bewegung. Kies spritzte. Ich wurde halb in die Höhe gerissen
und endgültig ins Heck des Vans geschubst. »Hinsetzen!« Noch immer halb benommen fiel ich auf irgendwelche Teppiche. Cris ging es ebenso. Nur dass er wütend zu dem Kerl herumfuhr, der ihm den Stoß versetzt hatte.
    »So könnt ihr nicht …«
    Ein Schlag wie von einer Bodenwelle. Das Geräusch von Reifen auf Kies endete. Offenbar waren wir wieder auf der Straße. Jemand von der Hermandad hatte Cris und mich verfolgt? Nein, nicht mich. Nur Cris. Von mir hatten sie nichts wissen können, bis ich mich mit ihm am Pier getroffen hatte. Meine Augen gewöhnten sich nur quälend langsam an die Dunkelheit. Weshalb? Meine Stirn brannte, dort, wo ich sie mir angeschlagen hatte.
    »Maul halten, hab ich gesagt.«
    »Ihr kennt den Befehl: Verbindet ihnen die Augen.« In der Ecke hinter dem Fahrer, dort, wo die Schatten am schwärzesten waren, bewegte sich ein dritter Mann auf seinem Sitz.
    »Nein …« Dass ich zurückzuweichen versuchte, quittierte der Kerl, der sich über mich beugte, mit einem Grunzen. Gleich darauf hatte er mir unsanft eine Art Sack über den Kopf gestülpt. Wie von selbst kamen meine Hände hoch. Und wurden grob fest gehalten und wieder heruntergedrückt.
    »Lass das! Sonst binde ich sie dir zusammen.«
    »Ihr könnt nicht …« Cris. In seiner Stimme war der Ärger überdeutlich.
    »Maul halten! Hörst du schlecht.«
    Sein wütendes Zischen klang gedämpft. Ebenso wie sein »Dir wird nichts geschehen, Lucinda. Ich verspreche es«. War das seine Hand, die mein Bein entlangtastete, sich gerade um meine schloss? Ich entzog sie seinem Griff. Glaubte er wirklich noch
immer, dass er in der Lage war, irgendetwas von dem zu verhindern, was diese Kerle mit uns vorhatten? Arbeiteten sie überhaupt tatsächlich für seinen Großvater?
    Ich wurde gegen die Seitenwand gedrückt, als der Van nach links abbog. Wie hatte ich nur so dumm sein und Cris vertrauen können. Die nächste Kehre. Ich zog die Beine unter mich, versuchte, mich irgendwie festzuhalten, damit ich nicht wie eine Puppe hin und her geschüttelt wurde. Ich hätte in San Francisco bleiben sollen. Joaquín hatte dafür gesorgt, dass sie mich nicht finden konnten. – Aber wenn ich nicht zurückgekommen wäre, hätte ich mich dann nicht den Rest meines Lebens gefragt, ob ich es ihm nicht vielleicht doch schuldig gewesen wäre?
    Ich kannte die Antwort nur zu gut.

38
    D er Wagen kam zu einem abrupten Halt. Jemand packte mich am Arm und schleifte mich ebenso unsanft aus dem Van, wie ich zuvor hineingezerrt worden war. Es war kühl. Zu Anfang hatte ich noch versucht, mir auffällige Geräusche zu merken oder in welche Richtung wir abbogen, hatte es aber irgendwann aufgegeben. Außer dem Motorengeräusch des Vans und dem Laut, mit dem anscheinend ab und an ein anderes Auto an uns vorbeifuhr, gab es nichts. Und falls doch, wurden sie von dem hämmernden Rap übertönt, der aus irgendwelchen Lautsprechern im vorderen Teil des Wagens drang. Schon nach dem vierten Abbiegen war ich mir nicht mehr sicher gewesen, ob es beim ersten Mal nach rechts oder links gegangen war. Ich konnte noch nicht einmal auch nur ungefähr sagen, wie lange wir unterwegs gewesen waren. Theoretisch hätten wir überall sein können.
    Mein Fuß stieß gegen etwas Hartes. Ich stolperte, streckte mit einem erschrockenen Keuchen Halt suchend die Hände vor mich, wurde einfach weitergezerrt. Eine Treppe hinauf. Neun Stufen. Anscheinend aus Stein. Ins Innere eines Hauses hinein. Durch einen Raum, der sich irgendwie groß ›anfühlte‹. Der Boden war seltsam … uneben. Immer wieder trat ich gegen … Steinbrocken? Das Geräusch einer schweren

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