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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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brannten schon die Lichter. Cris wartete direkt neben dem großen, blau-weißen Bogen, der sich über die Fahrbahn spannte. Sichtlich nervös. Und er sah in die andere Richtung.
Ich hatte erwartet, dass er sich zu mir umdrehen oder mich zumindest bemerken würde, bevor ich ihn erreichte … Trotz der Menschen um uns herum. Stattdessen zuckte er regelrecht zusammen, als ich ihn ansprach.
    »Lucinda?« Fassungslos starrte er mich an. Hatte ich wirklich daran gezweifelt, jetzt eine ›Verborgene‹ zu sein? Eigentlich nicht. Aber es theoretisch zu wissen und hier sozusagen den direkten Beweis zu bekommen … der Unterschied war verdammt groß.
    »Ja. – Lass es uns hinter uns bringen.«
    Was auch immer Cris eben noch hatte sagen wollen, er ließ es, nickte nur und wies zur Ocean Avenue. »Mein Wagen ist da drüben.« Er nahm meine Hand in seine und ging vor mir her, bahnte uns einen Weg durch die Leute, die uns entgegenkamen.
    »Hast du das Geld?« Der Gedanke, ihm meine Hand zu entziehen, mich umzudrehen und davonzulaufen, wurde mit jedem Schritt verlockender.
    Ohne mich anzusehen, nickte er. »Im Kofferraum. Es ist alles vorbereitet.«
    Der Porsche stand nur wenige Meter weiter schräg gegenüber dem Eingang zum Pier an einer Parkuhr. Die abgelaufen war. Vielleicht hatte er aber auch niemals Geld eingeworfen. Das blassrosafarbene Gebäude dahinter beherbergte offenbar ein ziemlich nobles Restaurant. Unruhig sah ich mich um, während wir die Straße überquerten. Auf dem Parkplatz hinter dem Gebäude links vom Eingang zum Pier parkte ein staubiger, weißer Lamborghini, der genauso aussah wie Joaquíns. Etwas in meinem Inneren ballte sich zu einem schmerzhaft harten Knoten. Cris ging zur Beifahrerseite und öffnete mir die Tür. Er schloss sie auch wieder hinter mir, nachdem ich eingestiegen
war, wechselte auf seine Seite, glitt auf den Fahrersitz und hatte sich gleich darauf in den Verkehr eingereiht. Alles absolut wortlos.
    Ein paar Meilen ging es am Meer entlang, raus aus L.A. Dann bog er nach rechts ab, anscheinend in die Berge hinein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich schweigend neben ihm gesessen. Während sich der Knoten in meinem Inneren immer weiter zusammengezogen hatte. Jetzt hielt ich die Stille nicht mehr aus.
    »Wie wird das Ganze ablaufen?«
    Er zuckte zusammen. »Was?«
    › Was? ‹ – Wie bitte? »Die Geldübergabe.«
    »Du …« Er warf mir einen kurzen, hastigen Blick zu. »Du stellst das Geld unter einem bestimmten Baum ab und kommst zum Auto zurück. Danach fahren wir weiter.«
    »Und dann lassen sie Joaquín gehen?«
    »Ja.«
    »Sagen sie uns wenigstens direkt, wo er ist?«
    »Wenn sie …« Seine Hände strichen unruhig über das Lenkrad. »Wenn sie das Geld haben, dann … bekomme ich weitere Instruktionen.«
    Das klang wie aus einem schlechten Film. Ich biss mir auf die Lippe. »Und du bist sicher, dass sie ihn gehen lassen, wenn sie das Geld haben?«
    Zögern, dann ein Nicken. Abermals sah er zu mir herüber. »Dir wird nichts passieren. Ich verspreche es!«
    Er schaute rasch auf die Straße zurück, als ich mich ihm irritiert weiter zuwandte. Irgendwie machte er sich gerade um die falsche Person Sorgen. Ich war hier bei ihm im Auto. Und ich würde es auch wieder sein, sobald ich das Geld dort abgestellt hatte, wo ich sollte. Ich verbiss mir die entsprechende Bemerkung,
schob die Fäuste zwischen meine Knie. Er war nervös genug. Wir beide waren nervös genug. Stattdessen wandte ich mich wieder der Straße zu. Mit jeder Minute fiel es mir schwerer, still zu sitzen. »Wie viel Zeit haben wir noch?« Er umklammerte das Lenkrad fester. »Cris?« Keine Antwort. »Cris?« Wieder nur Schweigen. Erneut ging sein Blick für eine Sekunde zu mir, dann bog er von der Straße ab und fuhr auf einen unbefestigten Parkplatz. »Cris, rede mit mir.« Die Sonne war nur noch ein dünner, blutroter Streifen. Der Himmel ein Spiel aus unzähligen Nuancen von dunklem Orange. Beinah erinnerte er mich an eines von Joaquíns Bildern. Bevor er keine Farben mehr sehen konnte.
    »Wir sind da.« Langsam hielt er auf die gegenüberliegende Seite der Schotterfläche zu. Um sie herum wucherten Büsche und Kakteen unter Palmen und Bäumen. Erst als der Porsche von der Straße aus nicht mehr zu sehen war, brachte er ihn zum Stehen.
    Und machte den Motor aus.
    Abermals sah er zu mir her. »Dir wird nichts passieren. Ich schwöre es dir.«
    Unwillkürlich stahl meine Hand sich zum Türriegel. Das hier war eigentlich der ideale

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