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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Tür. Offenbar
wurde ich hindurchgeschoben. Plötzlich war dicker Teppich unter meinen Füßen. Jemand hinter mir sagte etwas in schnellem Spanisch. Die Hand an meinem Arm verschwand, wurde durch eine andere ersetzt.
    »Escondera«, murmelte eine Stimme direkt neben mir scheinbar überrascht. Ich prallte zurück. Leises Gelächter. Höhnisch. Die Hand schloss sich nur fester um meinen Arm. Wer auch immer mich festhielt, zog mich erneut vorwärts. Ich stolperte voran, bis ich abermals zum Stehen gebracht wurde. Ein Klopfen. Wie gegen eine hölzerne Tür. Eine Sekunde herrschte Stille, zwei, dann: »¡Adelante!«
    Ich bekam einen Stoß, der mich vorwärts und in den Raum beförderte, während mir gleichzeitig der Sack vom Kopf gerissen wurde. Cris schien es genauso zu ergehen. Zumindest kam er ebenso taumelnd wie ich neben mir zum Stehen.
    Ein Mann erhob sich aus einem Ledersessel auf der anderen Seite eines edlen Schreibtischs. Jemand, der nicht wusste, womit er es zu tun hatte, hätte ihn auf Ende dreißig, allerhöchstens Anfang vierzig geschätzt. Von irgendwoher kam gedämpftes Licht. Die Ähnlichkeit zu Cris war nicht zu übersehen. Sein Haar war ebenso schwarz wie Joaquíns. Und seine Augen … Nosferatu! Schlagartig krampften meine Lungen sich zu einem harten Knoten zusammen; wurde jeder Atemzug zu einer Kraftanstrengung. Sein Großvater war Nosferatu! Und Cris hatte mich zu ihm gebracht
    »¡Esperen fuera!«
    Ich fuhr herum. Zwei Männer standen hinter uns. Diamantfahle Augen. Entsetzlich schön. Der eine dunkel-, der andere rothaarig.
    Ich prallte gegen Cris, als ich rückwärtsstolperte. Nosferatu!
Verzweifelt versuchte ich, Luft zu bekommen. Cris’ Hand schloss sich um meinen Arm. »Dir wird nichts geschehen, Lucinda. Vertrau mir.« Ich konnte nur hilflos den Kopf schütteln. Zum Sprechen fehlte mir der Atem. Das konnte er doch selbst nicht glauben. Sie waren Nosferatu. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich um mein Leben gerannt.
    Die beiden Nosferatu gehorchten schweigend und schlossen nahezu lautlos die Tür aus dunklem Holz hinter sich. Wie gut dressierte Hunde. Brauchte ich noch mehr Hinweise, wie mächtig er war?
    Er sah Cris an. Seine Augen waren fahl glitzernde, makellose Diamanten. »Mir wurde berichtet, dass du von einem jungen Hexer aus Tomás de Silvas Familie bis zu unserem Treffpunkt verfolgt worden bist.« Unwillig verzog er den Mund. »Santos hat sich der Sache angenommen und ihn beseitigt.« Jedes Wort war ärgerlich. »So etwas darf nicht noch einmal vorkommen.«
    »Es tut mir leid, Großvater!« Wie ein gescholtener, kleiner Junge senkte Cris den Kopf.
    »Das sollte es auch. Glücklicherweise waren meine Männer auf der Hut. Sorge einfach dafür, dass so etwas nie wieder nötig ist.«
    Cris nickte.
    Sein ›Großvater‹ wandte sich mir zu, lächelte. Wäre Cris’ Hand nicht an meinem Arm gewesen, hätte ich einen Schritt rückwärts gemacht. »Willkommen in meinem Heim, Señorita Moreira. Ich bin Jesús Ignacio de Alvaro. Über unser genaues Verwandtschaftsverhältnis hat dich mein Enkel sicher schon aufgeklärt, nicht wahr?« Mit einer nachlässigen Bewegung wies er zur Tür hin. »Ich bedauere diese Unannehmlichkeiten, aber ich kann es nicht riskieren, zu vertrauensselig zu sein, was mein
Zuhause angeht. Ich habe viele Feinde, von denen jeder einzelne über Leichen gehen würde, um zu erfahren, wo es sich genau befindet.« Gemächlich bewegte er sich um den Schreibtisch herum, auf uns zu. Ich hätte nicht geglaubt, dass meine Lungen sich noch weiter zusammenziehen könnten. Sie konnten. Von einer Sekunde zur nächsten kamen meine Atemzüge schnell und hoch. Er musterte mich, als wäre ich irgendein … Studienobjekt; lehnte sich schließlich rücklings an den Rand der Schreibtischplatte. Verschränkte lässig die Arme vor der Brust. Hinter ihm konnte ich Joaquíns Kreuz mit den schwarzen Steinen auf der ledernen Schreibunterlage sehen. Und einen seiner ›Nachtkristalle‹. Er war hier! Hier irgendwo! Verrückterweise half der Gedanke mir beim Atmen.
    »Exzellent!« Noch immer ohne die farblos glitzernden Augen von mir zu nehmen, neigte er den Kopf. »Ich sehe, dass du vor mir stehst, aber ich kann dich nicht spüren. Als wärst du ein ganz einfacher Mensch.« Seine Stimme war weniger rau und knurrend als Joaquíns bei Nacht. Dafür schienen seine Fänge länger zu sein. »Ausgezeichnete Arbeit. Da hat mein Enkel sich selbst übertroffen. Es war doch Joaquín, der dich zu einer Escondera

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