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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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gemacht hat?« Er gab mir nicht die Chance, zu antworten, sprach einfach weiter. »Mit dem Armreif?« Sein Lächeln hatte etwas von einem trägen Raubtier. Und das nicht nur wegen der Reißzähne. »Ja, die Familie de Alvaro hat schon immer begnadete Schmuckschmiede hervorgebracht.« Er schnalzte mit der Zunge. »In den ersten Zeiten waren wir für die Welt genau das, Schmuckschmiede. Zu uns kamen die anderen Hexer des Ordre, wenn sie irgendein magisches Amulett oder ähnlichen Firlefanz benötigten. Für unsere Ritualdolche hat so mancher seine Kinder verkauft.« Mit einer kleinen Bewegung wies er
auf meinen Armreif. Seine schwarzen Fingernägel schimmerten in der Geste. Spitz und wahrscheinlich messerscharf. »Er sieht nicht danach aus.«
    »Das gehört Joaquín.« Ich hatte keine Ahnung, woher ich die Luft nahm, um das zu sagen. Oder wie ich es schaffte, überhaupt den Mund aufzumachen; oder an ihm vorbei auf den Schreibtisch zu zeigen, auf das Kreuz und den Kristall.
    Jesús de Alvaro hob eine Braue, sah hinter sich, griff nach bei dem, ließ es an den Ketten vor sich in der Luft baumeln. Die des Kristalls war zerrissen, bei der anderen hatte sich anscheinend nur der Verschluss geöffnet, aber trotzdem: Joaquín hatte auch sie ganz bestimmt nicht freiwillig abgenommen.
    »Ich fürchte, du irrst dich, meine Liebe. Das hier …«, er schnippte gegen das Kreuz, dass es hin – und herschwang, »… gehört eigentlich dir.«
    »Mir?« Ich drückte verstohlen die Hand auf die Brust, hoffte meine Lungen so dazu zu bringen, zumindest wieder halbwegs normal zu funktionieren.
    Er lächelte. Der Anblick seiner Fänge machte meine Bemühungen gründlich zunichte. »Ja. Das › schwarze Kreuz der de Alvaros . – In der Vergangenheit wurde es stets von der Sanguaíera des mächtigsten Hexers der de Alvaros nach deren Tod an die seines Erben weitergegeben. Damit gehört es nach den Gesetzen der Familie dir. Warum Joaquín es dir bisher nicht gegeben hat, ist mir unverständlich. – Und der Kristall … meisterhafte Arbeit. Dir ist aber schon bewusst, dass es sich dabei um schwarze Magie handelt, oder?« Abermals ein Lächeln. Ich glaubte, den Hohn in seiner Stimme zu hören. Dass ausgerechnet er mich darauf hinwies … Ich presste die Hand fester gegen meine Brust. Es war wie damals: Ich wollte um mein Leben
rennen; und wenn ich das nicht konnte, mich in eine Ecke verkriechen und nur noch schreien. »Wie auch immer …« Lässig elegant lehnte er sich ein kleines Stück nach vorne, hielt mir beides hin. »Hier! Nimm!«
    Mein erster Impuls war, vor ihm zurückzuweichen, doch dann riss ich ihm Kristall und Kreuz aus der Hand, schloss die Finger darum zur Faust, drückte sie erneut gegen meine Brust. »Wo ist Joaquín? Cris sagte, Sie könnten es mir besser erklären.« Die Worte platzten einfach aus mir heraus. Vollkommen atemlos. Im gleichen Moment wurde mir klar, dass sie zusammen eigentlich keinen Sinn ergaben.
    Er hatte sich wieder bequem zurückgelehnt, die Arme erneut vor sich verschränkt. »Joaquín ist gut untergebracht. Keine Sorge, meine Liebe.« Eine dünne Falte erschien auf seiner Stirn. »Aber was soll ich ›besser erklären‹ können«, fragend sah er von mir zu Cris und zurück.
    »Wie Sie verhindern können, dass Joaquín endgültig Nosferatu wird. Warum wir hier sind.« Es konnte ihm gar nicht entgehen, dass ich noch immer nicht richtig Luft bekam.
    »Aah.« Er nickte verstehend. »Was hat Cristóbal dir denn diesbezüglich gesagt?« Sein Blick wanderte zu Cris’ Hand an meinem Arm. »Willst du das Mädchen nicht vielleicht loslassen, Junge? Wir möchten doch nicht, dass sie sich wie eine Gefangene fühlt.«
    Beinah übertrieben hastig löste Cris seinen Griff.
    Um ein Haar hätte ich sofort die Arme um mich selbst geschlungen. Ich ballte die Fäuste ein wenig fester, um mich daran zu hindern. Nicht, dass es geholfen hätte, die Enge in meiner Brust zu mindern. Die Balken des Kreuzes bissen in meine Handfläche. Ich zwang mich, die Finger zu lösen, es zusammen
mit dem Kristall möglichst unauffällig in meine Hosentasche zu schieben. Als ich die Hand wieder hervorzog, fühlte sie sich entsetzlich leer an. »Nur das. Dass Sie einen Weg kennen, um zu verhindern, dass Joaquín endgültig Nosferatu wird.«
    »Ich verstehe.« Cris’ Großvater rieb sich über den Mund. Bevor er sich unvermittelt von seinem Schreibtisch abstieß und einen Schritt auf mich zumachte. Viel zu hastig stolperte ich rückwärts. Er

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