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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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sie Joaquín tatsächlich töteten, war ich eine Gefangene. So oder so. Und so war es meine Entscheidung. Atme!
    »Mir wird nichts geschehen. Ich verspreche es.«
    Seine Lippen liebkosten nur weiter meine Kehle.
    Wieder schlug etwas gegen die Wand aus Schwärze. Die sich inzwischen in ein fahles Grau verwandelt hatte. Lange würde sie nicht mehr halten. Beinah konnte man schon ihre Schatten erkennen. Und wenn sie erst einmal hindurch waren … Wieder schienen auf der anderen Seite Schüsse zu fallen. Joaquín stieß ein Knurren aus, wollte den Kopf heben …
    Hastig schob ich meine Hand in seinen Nacken. »Mir wird nichts geschehen, Chimo. Glaub mir.« Zog ihn behutsam näher zu mir. »Mir wird nichts geschehen. Es ist okay.« Erst nach einem langen Zögern ließ er es endgültig zu. Ich legte den Kopf noch mehr zurück. Zombie. Du wirst dahinvegetieren wie ein hirnloser Zombie, wenn er dich zu seiner Blutbraut macht. NeinNeinNein! Lüge! Alles! Atme! »Sie werden dich nicht töten und mir wird nichts geschehen. Ich lasse es nicht zu. Es ist okay.«
    Etwas an der Berührung an meinem Hals veränderte sich. »Te amo, mi vida.« Ich spürte seine Fänge gegen meine Haut drücken.
    In meinem Inneren saß mit einem Mal ein mörderisches Zittern. Ich wollte ihn von mir stoßen, musste ihn von mir stoßen
… Nein! Atme! »Tu mir nur nicht weh.« Ich grub mir zu spät die Zähne in die Lippe. Fast erwartete ich, dass er sich wieder zurückziehen würde.
    Sein Mund streifte erneut meine Kehle, ich spürte seine Zunge warm an genau der Stelle, unter der mein Puls wie verrückt pochte. Ein langer Atemzug wie ein Seufzen. »¡Jamás, mi luz, jamás!« Dann drangen seine Fänge durch meine Haut. Ich zuckte zusammen, keuchte auf, wankte, fand Halt an seinen Schultern, klammerte mich daran. Wenn einer von ihnen dich zur Blutbraut macht … Da war nur ein seltsam vager Schmerz. Sein Mund bewegte sich auf meiner Kehle. Mit jedem Schluck. Ich schloss die Augen. Joaquíns Hand war an meinem Hinterkopf, in meinem Haar, hielt mich, stützte mich. Behutsam. Sanft. Verwirrend zärtlich. Sein anderer Arm lag um meine Taille. Schmiegte mich gegen ihn. Ich spürte mein Blut auf meiner Haut, zwischen seinen Lippen, wie er trank. Schluck um Schluck. Immer weiter. Wie mein Herz allmählich immer langsamer schlug. Mir schwindlig wurde, als mein Kreislauf protestierte. Klammerte mich an ihn. Wir sanken gemeinsam zu Boden. Er hielt mich weiter in den Armen. Selbst als er die Zähne aus meinem Hals nahm. Irgendwann. Ein seltsames Seufzen schien in der Luft zu hängen.
    Wie selbstverständlich sank mein Kopf gegen seine Schulter. Ich spürte seine Wange an meinem Haar. Seine Hand an meiner Kehle, dort, wo er mich eben noch gebissen hatte. Es fühlte sich gut an. Geborgen. Obwohl mein Herz jetzt wieder viel zu schnell schlug und ich irgendwie leicht benommen war. Und dann stieg da etwas anderes auf: Schuldbewusstsein. Sorge. Angst.… Hoffnung. Und … Ich schluckte beklommen. Großer Gott. Es tat schon beinah weh, wie sehr Joaquín mich liebte.
War das das ›Band‹ zwischen Blutbraut und Hexer, von dem er gesprochen hatte? Aber da war noch etwas … Dunkles. Eine seltsame … Gier. Nach Blut. Danach, anderen … Schmerz zuzufügen. Sie … schreien zu hören. Nosferatu. Ich schauderte. Und konnte regelrecht spüren, wie er es niederkämpfte, sich von mir zurückzog. Nein.
    »Es ist okay«, flüsterte ich und legte die Hand auf seine Brust. Seine Haut war kalt.
    Behutsam legte er die Arme fester um mich, sagte etwas auf Spanisch in mein Haar. So leise, dass ich ihn nicht verstand. Ich schloss die Augen. Und öffnete sie wieder, als ein mehrstimmiges Keuchen erklang.
    Die Mauer aus Dunkelheit war zusammengebrochen. Seine Henker standen um uns herum und gafften. Ein paar wirkten fast peinlich berührt, als seien sie gerade Zeuge von etwas wahnsinnig Intimem geworden. Die anderen starrten uns einfach nur fassungslos an. So als könnten sie es nicht glauben, dass Joaquín tatsächlich seine Fänge in meinem Hals gehabt hatte und ich immer noch am Leben war. Tomás sah aus, als würde er jede Sekunde an seiner Wut ersticken.
    Eine seltsame Anspannung hing in der Luft. Geradezu greifbar.
    Unter meiner Hand spürte ich Joaquíns Knurren. Dunkel. Kehlig. Drohend. Jeder, der mir zu nah kam, war tot. Auch wenn ich noch eine Ewigkeit so hätte zubringen können, befreite ich mich behutsam aus seinen Armen und stand auf. Stellte mich vor ihn. Schob das Kinn

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