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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Die Dachsparren knarrten, regneten Staub. ›Dein Blut. Dein Kreis. Auch wenn du so magisch bist wie ein Stück Brot‹, hatte Joaquín mir erklärt. Das zweite. Ein Riss fraß sich die Mauer entlang. › Ohne die Macht eines Hexers kannst du keinen neuen schreiben, aber wenn er mit deinem Blut geschlossen
wurde, kannst du den Kreis auf der alten Macht auf die gleiche Weise neu schließen. Egal, was es eigentlich für ein Kreis ist. Solange du nur die Siegel kennst. ‹ Das dritte. Direkt neben mir zersplitterte ein Steinbrocken auf den Platten.
    »Was zum …«
    Ich wurde im selben Moment gepackt und auf die Beine gezerrt, als sich der Kreis wieder schloss. Tomás. Er fluchte. Ich stemmte mich gegen ihn, streckte mich. Meine Fußspitze wischte über die frischen Siegel aus meinem Blut. Der alte Kreis brach. Und mit ihm der, der Joaquín umbrachte. Die große Schwäche jeden Kreises. Wenn zwei sich überschneiden und der ältere bricht, bricht auch der andere …
    Den Bruchteil einer Sekunde: Totenstille. Dann: Mehrstimmiges Aufkeuchen. Fassungslos. Entsetzt.
    Tomás riss mich zu sich herum. »Du elendes Miststück …« Er schlug zu. Ich schrie. Ohne seine Hand an meinem Arm wäre ich zu Boden gestürzt, zog ihm die Fingernägel blindlings durchs Gesicht. Diesmal heulte er. Es ging in Joaquíns Brüllen unter. Er war halb auf die Beine gekommen. Wankend. Die Fänge gefletscht. Geduckt. Bereit, sich auf Tomás zu stürzen. Nichts als Mordgier in den Diamantaugen.
    Der Hexer links von mir war zurückgeprallt, hatte die Hand gehoben. Der neben ihm ebenfalls … »Nein!« Ich kam irgendwie von Tomás los, stürzte auf Joaquín zu, spürte die Magie auf ihn zurasen, auf mich … In der nächsten Sekunde war alles schwarz. Hinter mir, über mir, um mich herum. Eine Mauer aus Schwärze. Wie zu Glas geronnene Finsternis. Gegen die schlug, was immer die beiden losgelassen hatten. Und trotzdem stolperte ich unter der Wucht vorwärts, taumelte gegen Joaquín. Der mich auffing, nur um mich hastig von sich fortzustoßen,
zurücktaumelte, auf die Knie fiel, während ich unsanft auf dem Hintern landete.
    »No! Bleib weg!«
    Ich hörte ihre Stimmen, ihre Schreie auf der anderen Seite der Schwärze. Erkannte Tomás. Gedämpft. Weit weg. Sollten sie zur Hölle gehen.
    Irgendwie umständlich kam ich wieder auf die Beine. Auch Joaquín war wieder aufgestanden, bis hinter das steinerne Geländer, das den Altarraum von dem Rest der Kirche trennte, zurückgewichen. Er wich noch weiter zurück, als ich einen Schritt auf ihn zumachte, bewegte sich unruhig in den Schatten dahinter.
    »Du hättest sie zu Ende bringen lassen sollen, weswegen sie hergekommen sind.« Ärger schwang in seinem Ton mit. Und etwas, das sich wie … Verzweiflung anhörte. Auch wenn er ganz offenbar versuchte, sie vor mir zu verbergen.
    Ungläubig schüttelte ich den Kopf, machte einen weiteren Schritt auf ihn zu. Langsam. Vorsichtig. Fast so, wie ich mich im Boston Animal Shelter den Neuzugängen genähert hatte, von denen ich nicht wusste, wie sie auf mich reagieren würden. Mein Mund war ausgedörrt. »Das kann nicht dein Ernst sein.« Andererseits: Hatte Rafael nicht diesen elenden Spieß im Kofferraum seines Wagens gefunden? Noch ein Schritt.
    Er stieß ein Zischen aus, fuhr sich mit der Hand durchs Haar, die verletzte eng am Körper. »Du hast keine Ahnung, was du freigelassen hast, Luz.« Seine Atemzüge kamen immer hastiger. »›Erst stirbt der Mann, dann der Nosferatu.‹« Ich war nicht sicher, ob er etwas wiederholte, was man ihm irgendwann einmal eingehämmert hatte, oder ob er diesen anderen Hexer zuvor gehört hatte. »Dein Blut … Es ist noch schlimmer als vor
ein paar Stunden. Viel schlimmer. Und dieses Andere … Du hast keine Ahnung …« Er fletschte die Fänge, die Finger zur Klaue gekrümmt. »No! Komm nicht näher!«
    Diesmal blieb ich stehen. Mein Herz klopfte, als wollte es jede Sekunde zerspringen. Nosferatu. Monster. Tante María hatte gebettelt … Nein! Das war der andere gewesen. Nicht er.
    »Joaquín …«
    Bis eben hatte er mir noch ins Gesicht gesehen, in meine Augen, jetzt zuckte sein Blick zu meiner Kehle. »Ich will die Zähne in deinen Hals schlagen. Dein Blut trinken.« Bei jedem Wort waren seine Fänge zu sehen. »Gleichgültig, ob du willst oder nicht.« Seine Brust hob und senkte sich in viel zu schnellen Atemzügen. Hart. Hastig. Beinah … keuchend. Jetzt machte er einen Schritt auf mich zu. »Verstehst du denn nicht, ich

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