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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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von mir aussah? Nein. Aber ich wollte etwas anderes: mich waschen. Aus den verdreckten Sachen heraus, die ich noch immer trug – und die ihre Spuren am Bettzeug hinterlassen hatten. Ich schlug die Decke zurück. Der
Gedanke an eine Dusche wurde mit jeder Sekunde verlockender. Oder gleich ein Bad … Nein. Nackt unter der Dusche zu stehen, war etwas anderes, als nackt in der Badewanne zu liegen. Weniger … hilflos.
    Die Beine schon über der Bettkante, hielt ich inne, schaute zur Zimmertür. Ob sie mich wie gestern auch wieder eingeschlossen hatten? – Der Schlüssel steckte von dieser Seite. Ich presste die Lippen zusammen. Offenbar war er sich seiner Sache sehr sicher. Aber ich würde es nicht riskieren, dass plötzlich einer von ihnen im Raum stand. Oder am Ende im Bad.
    Das Klicken des Schlüssels, als ich ihn im Schloss drehte, hatte etwas Beruhigendes. Auch wenn eine zugesperrte Tür ihn vermutlich nicht davon abhalten würde, dieses Zimmer zu betreten, sollte er es tatsächlich wollen. Als ich mich umwandte, entdeckte ich meine Uhr auf dem Sekretär. Die Zeiger standen auf halb acht. Rührten sich nicht. Das Glas war zerbrochen. Ich hatte keine Ahnung, wann und wie das passiert war. Mit leisem Bedauern legte ich sie auf den Sekretär zurück. Sie war nicht teuer gewesen, aber ich hatte ziemlich lange dafür sparen müssen.
    Im Bad waren die Läden vor den Fenstern nur zur Hälfte geschlossen. Ich legte die Hand gegen das Glas, sah minutenlang reglos hinaus. Über der Wüste gleißte der Himmel in beinah weißem Licht. Die Sonne stand fast senkrecht, malte harte Schatten unter das wenige, das dort draußen wuchs.
    Irgendwann riss ich den Blick von der glühenden Unendlichkeit jenseits der Scheibe los und trat vor den Spiegel, knipste nach einem kurzen Zögern das Deckenlicht an und betrachtete mich darin. Die Stirn gerunzelt strich ich mit den Fingerspitzen über meine Wange. Sie hätte geschwollen sein müssen. Grünblauviolett
verfärbt. Der Kerl hatte so fest zugeschlagen, dass er mich von den Beinen geholt hatte, dass ich sogar einen Augenblick lang benommen gewesen war … Nur die Andeutung eines fahlen Gelbgrüns war zu sehen. Selbst in diesem Licht. Wie bei einem Bluterguss, der schon mehrere Tage alt war. Und auch von dem Sonnenbrand, den ich mir gestern geholt hatte: keine Spur. Ich beugte mich ein Stück näher zum Spiegel, zupfte das erste der beiden Schmetterlingspflaster über dem Riss direkt an meinem Haaransatz ab. Ein Teil des Schorfes löste sich dabei ebenfalls. Blassrosa Haut kam darunter zum Vorschein. Meine Finger zitterten, als ich auch das zweite abzog, den Schorfrest abpulte. Derselbe Anblick wie zuvor: verheilt! Ich drehte das Wasser auf, wusch mir hastig das Blut von den Handgelenken … Der Schorf fiel beinah von selbst ab. Meine Fesseln mussten sich tief in meine Gelenke geschnitten haben, woher sollte sonst das Blut stammen. Aber alles, was zu sehen war, war ein schmaler Streifen abgeschabte Haut.
    Das … konnte nicht sein! Was hatten sie mit mir gemacht? Alles, woran ich mich erinnerte, war, dass dieser Fernán mir eine Spritze gegeben hatte. Damit ich besser schlafen konnte. Davor hatte er mir etwas zu trinken gegeben. Es hatte süß und sauer zugleich geschmeckt. Limonade. Oder doch nicht? Was dann? Mit beiden Händen umklammerte ich den Rand des Waschbeckens. Was dann? Ich starrte in den Spiegel. Mein Herz raste. Was? – Ich zwang mich, tief Luft zu holen. War das nicht egal? Ich konnte es nicht mehr ungeschehen machen. Und … es hatte dafür gesorgt, dass all meine Schrammen und blauen Flecken heilten. Ich schaffte es irgendwie, meinen Klammergriff zu lösen, presste die Handflächen auf den hellen Marmor. – Sollte ich so etwas wie Dankbarkeit empfinden? An jedem anderen
Ort hätte ich es sicherlich getan und irgendwo in mir beharrte eine Stimme, dass ich es auch hier tun musste … weil er mich aus diesem Haus geholt hatte, verhindert hatte, dass dieser junge Vampir … Aber zugleich war da noch etwas anderes: jenes nur zu vertraute Zittern in meinem Inneren, das meine Hände schweißnass machte und meine Kehle zusammenzog und nur einen Gedanken zuließ: Ich will hier weg! Ich drückte die Hände fester auf den Stein. Und schüttelte den Kopf. Ich war die Gefangene eines Hexers. Nur an Flucht zu denken, war absurd. Ich hatte es zwei Mal versucht und wohin hatte es mich gebracht? – Aber ich wollte auch nicht mehr daran denken. Ich war mein Leben lang davongelaufen,

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