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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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anderen Diener hätte er schon zur Rechenschaft gezogen. Unglücklicherweise brauchte er den Bengel noch.
    »Ich weiß. Und ich tue ja, was ich kann, aber …« Ein Zögern, ein Atemzug. »Wenn Joaquín misstrauisch wird …«
    Kleiner Stümper. Mit einer unwilligen Bewegung stellte er den Cognacschwenker auf den Schreibtisch zurück. »Du sollst dich um die Kleine kümmern. Joaquín überlass mir.« Er bemühte sich, die Verachtung aus seinem Ton herauszuhalten. Trotzdem war seine Stimme noch immer scharf. »Umgarne sie. Mach ihr Geschenke. Gib ihr das Gefühl, die begehrenswerteste Frau der Welt zu sein. So schwer kann das nicht sein. Das Mädchen hat seit Jahren das Leben einer halben Bettlerin geführt, mehr oder weniger von der Hand in den Mund gelebt. Da braucht es nicht viel …« Wieder ein Atemzug, als würde der Bengel es wagen wollen, ihn zu unterbrechen. Mit einem Zischen verhinderte er es, es fiel ihm schwer, seine nächsten Worte fürsorglich und gütig klingen zu lassen. »Sorge einfach nur dafür,
dass sie nicht wieder davonläuft und Joaquín weiterhin nicht an sich heranlässt. – Du weißt, was auf dem Spiel steht. Und wie wichtig das Mädchen für« – meine – »unsere Pläne ist. Aber wir brauchen noch etwas Zeit. Noch ist Joaquín nicht so weit, den letzten Schritt zu tun.«
    Erneut ein Zögern, dann: »Ich sorge dafür, dass sie mir vertraut. Und auch nicht noch einmal davonläuft.«
    »Sehr gut. Ich verlasse mich auf dich.« Er beendete das Gespräch, griff wieder nach seinem Glas, betrachtete einen Moment die goldene Flüssigkeit darin, bevor er es mit einem Zug leerte und aufstand. Seine anderen Geschäfte warteten. Er hatte schon genug Zeit vergeudet. Der Bengel tat gut daran, sein Versprechen zu halten.

9
    D ie Sonne weckte mich. Hart und grell schien sie in mein Zimmer. Obwohl die Läden vor den Fenstern geschlossen waren.
    Mein Zimmer.
    Santa Reyada.
    Ich lag da und sah einfach nur ins Leere.
    Minutenlang.
    In meinem Kopf hing noch immer ein irgendwie zähes Grau. Dazwischen waren Bilder. Eine Frau auf einer Treppe, die uns anstarrte. – Rafael mit einer Pistole in den Händen, der mehrere Männer in Schach hielt. – Reglose Körper auf dem Boden der Halle jenes anderen Hauses. – Der junge Vampir, der … der … Ich krallte die Finger in die Bettdecke, drückte sie mir vor den Mund. Er hatte ihn umgebracht. Mich aus dem Haus getragen. Die ganze Fahrt hatte er mich in den Armen gehalten. Auf seinem Schoß. Die ganze Fahrt zurück hierher, nach Santa Reyada. Ich zog die Beine an den Leib, rollte mich zusammen, schloss die Augen. Ich war zurück. Auf Santa Reyada. Alles war umsonst gewesen. Alles. Eine weitere Chance zur Flucht würde es für mich nicht geben. Dafür würde er schon sorgen. Und selbst wenn … Das Gefühl, dass es auf der ganzen Welt keinen Platz mehr gab, an dem ich vor ihnen sicher war,
schnürte meine Kehle zu. Was sollte jetzt werden? Hatte ich noch eine andere Wahl, als mich ihm zu fügen? Er hatte mich aus diesem Haus gerettet. Verhindert, dass dieser junge Vampir … Rogier … Aber … Stöhnend presste ich die Lider fester aufeinander. Allein bei dem Gedanken, dass er seine Zähne in meinen Hals schlagen könnte, verkrampften sich meine Lungen. Ich würde es nicht ertragen. Ich konnte einfach nicht. – Und ich konnte mich auch nicht für den Rest meines Lebens in diesem Zimmer verstecken. Irgendwann musste ich ihm gegenübertreten. Und vielleicht … Hoffte ich wirklich, dass er möglicherweise doch Mitleid mit mir hatte und mich gehen ließ? Eher schneite es in der Hölle. Mit einem hilflosen Laut rollte ich mich auf den Rücken und legte den Arm über meine Augen. Nur um ihn sofort wieder herunterzunehmen, als sein Gewicht einen vagen Schmerz in meiner Wange weckte. Nach dem Schlag, den der Kerl mir an diesem Tor verpasst hatte, musste sie grün und blau sein. Gut möglich, dass ich sogar ein Veilchen hatte. Ich sah auf meine Handgelenke. Sie waren mit getrocknetem Blut verschmiert und wurden obendrein von einem Band aus rotem Schorf verunziert. Meine Uhr war verschwunden. Hatte ich sie verloren, oder hatte sie mir jemand abgenommen? Dieser Fernán, als er mich untersucht hatte? Ein bisschen umständlich setzte ich mich auf. Erstaunlicherweise war ich nicht mal halb so steif, wie ich erwartet hatte. Mein Blick ging zur Tür des Badezimmers. Wollte ich tatsächlich wissen, was die Faust des Typen noch in meinem Gesicht angerichtet hatte? Wie der Rest

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