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Blutbraut

Blutbraut

Titel: Blutbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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bist.«
    Weiter, als er jemals hatte sein wollen. Vorsichtig strich er mit der Zungenspitze über seine Eckzähne. Viel zu lang und spitz dafür, dass die Sonne noch immer am Himmel stand. Für eine Sekunde spielte er mit dem Gedanken, Tomás und den anderen beiden zu sagen, dass sie ihn kreuzweise konnten; sie einfach zur Hölle zu jagen. Sich darauf zu berufen, dass er noch immer der Patron dieser Familie und ihnen keinerlei Rechenschaft schuldig war. Kindische Machtspielchen, die ihm nicht mehr als ein paar Stunden Galgenfrist einbringen würden, im besten Fall einen Tag.
    Er leerte das Glas auf einen Zug bis fast zur Hälfte, spürte, wie sich die Bestie regte, hieß sie willkommen. Luz war bei Cris. Das Glas wie zuvor nur zwischen drei Fingern, drehte er sich um, ließ zugleich die Illusion fallen.
    Ruiz bekreuzigte sich, während Bartolomé scharf Atem holte. »Also stimmen die Gerüchte.« In Tomás’ Ton war die Befriedigung nicht zu überhören, obwohl er offensichtlich versuchte, Bestürzung zu heucheln. Fahr zur Hölle! »Du weißt, was das bedeutet.« Natürlich. Ihr erwartet von mir, brav den Kopf auf den Block zu legen. »Es tut mir leid, Joaquín.« Den Teufel tut es. »Wir werden alles vorbereiten.« Tomás stand aus dem Sessel auf, strich seinen Anzug glatt, nickte den beiden anderen zu und wandte sich zur Tür. »Halte dich bereit.« Doch auf halbem Wege blieb er wieder stehen. »Andererseits sollten wir dich vielleicht besser an einem anderen Ort … unterbringen.«
    »Unterbringen?« Langsam stellte Joaquín das Glas hinter sich auf das Tischchen. Sie wollten ihn tatsächlich in irgendein Loch
sperren. Ihm das an Zeit nehmen, was ihm mit Lucinda noch blieb. »Ich werde Santa Reyada nicht verlassen. Und ich verlange einen Aufschub.«
    »Aufschub?« Tomás schnaubte. »Erwartest du tatsächlich, dass wir dieses Risiko eingehen? Schau dich an. Jede Nacht kannst du endgültig Nosferatu werden.«
    »›Kann.‹ – Aber ich bin es noch nicht.« Die Worte kamen schärfer als beabsichtigt, verrieten zu viel. »Und so lange bin ich noch immer der Patron dieser Familie.« Erstick daran! Tomás’ Gesichtsausdruck nach fehlte nicht viel dazu.
    »Wir können es nicht zulassen, dass ausgerechnet du plötzlich als wahnsinnige Bestie durch die Nacht streifst und mordest. «
    Er ignorierte Bartolomé. »Ich will vier Wochen.«
    »Vier …« Tomás stieß ein bellendes Lachen aus. »So viel Zeit hast du nicht mehr, Joaquín.« Er schüttelte den Kopf. »Meinetwegen kannst du zwei Tage haben, um deine Angelegenheiten zu regeln …«
    »Vier Wochen!« Hart und kalt, obwohl es ihm kaum gelang, jene dunkle Wut in Schach zu halten, die in seinem Inneren immer höher kochte.
    Abermals ein Kopfschütteln. »Vergiss es!«
    Die Vorstellung, Tomás die Kehle herauszureißen, wurde mit jeder Sekunde verlockender. War er tatsächlich schon so weit, dass er mit diesen Hyänen um die Tage feilschte, die er noch am Leben sein durfte? Er schob die Hände in die Hosentaschen, bedachte die drei mit einem feinen Lächeln. »Ihr wollt, dass ich freiwillig in den letzten Kreis gehe, oder etwa nicht …«
    Bartolomé erbleichte. Tomás biss die Zähne zusammen. Oh ja, sie wussten, welche Konsequenzen es haben würde, wenn er
bei seiner Hinrichtung nicht freiwillig mitspielte. Noch immer lächelnd nahm er das Glas wieder vom Tisch, trank einen weiteren Schluck.
    »Eine Woche.« Tomás würgte die Worte regelrecht hervor.
    »Vier.« Oder sie würden ihre reine Freude an ihm haben. Abermals Schweigen. Wütend. Er ging zu seinem Sessel zurück, ließ sich hineinfallen. Beinah hätte er ein Bein über die Lehne hängen lassen.
    Ruiz räusperte sich. »Unsere Gesetze verlangen zwar, dass Joaquín einer Hinrichtung zustimmt, aber ebenso muss jedem von uns auch eine gewisse Zeit zugestanden werden, um seine Sanguaíera zu freien. Und in Anbetracht der Tatsache, dass Señorita Moreira bis vor Kurzem spurlos verschwunden war, fände ich die Zeit bis zum nächsten Mondwechsel mehr als angemessen.« Der Blick, mit dem Tomás Ruiz bedachte, war mörderisch. Fahrig zerrte der an seinem Hemdkragen. »Und zudem: Eine Hinrichtung zu diesem Zeitpunkt ist angesichts von Joaquíns … ah … Macht einfacher und … hm … gnädiger. «
    »Zwei Wochen. 14 Tage. Einverstanden.« Es würde genügen, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Gerade so.
    Auch Bartolomé nickte seine Zustimmung.
    Sekundenlang presste Tomás die Lippen zu einem harten Strich

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